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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Empörung. »Ich hab doch keinen Nicker ned!«, keifte sie mich an. »Von dir brauch ich mir keinen solchen Schmarrn anhören! Wer ständig Leichen findet, braucht gar ned so daherreden! Du wirst schon noch sehen, wohin das führt!«
    Ja. Und wo kämen wir denn hin, wenn alle so viele Leichen finden würden wie du, Lisa Wild. Dann hätten wir den Salat.
    Die Bet drehte sich zornig von uns weg und ging zu ihrem Haus zurück. Mit einem lauten Knall fiel die Haustür ins Schloss.
    »Tolle Ermittlungen«, sagte ich noch einmal laut zu Anneliese. »Jetzt weiß ich immerhin schon einmal, dass die Bet keinen Nicker hat.«
    Anneliese grinste nur. »Des musst schon noch a bisserl üben.« Sie winkte mir zu und ging Richtung Metzgerei.
    »Was denn? Das mit dem Leichenfinden?«, rief ich ihr hinterher.
    »Nein. Des mit dem Ermitteln. Des mit dem Finden kannst scho ganz gut.«
    Als ich nach Hause kam, saß Max wieder an unserem Küchentisch. Dass Max Großmutter schon wieder befragte, machte die Sache nicht besser. Auch wenn es natürlich sehr profimäßig wirkte, dass er den Blomberg bei sich hatte. Der musste wahrscheinlich auf Max aufpassen, dass er nicht wesentliche Aussagen von Großmutter unter den Tisch kehrte. Und Max musste die Fragen stellen. Damit Großmutter überhaupt redete.
    »Und das Weihwasser?«, fragte Max gerade. »Das hatten Sie mit hinaufgenommen?«
    Das Weihwasser. Was für eine blöde Frage. Ich blieb in der Tür stehen und beschoss Max mit bösen Blicken. Inzwischen wusste doch sowieso jeder im Dorf, dass Großmutter und ich unsere Weihwasserflasche geholt hatten. Und dass Großmutter die Flasche auf der Orgelbank neben dem Wanninger abgestellt hatte.
    Großmutter runzelte die Stirn. »Des hat die Lisa g’holt.«
    Aaaaah. So etwas tat meiner Beziehung zu Max nicht gut. Das hörte sich ja an, als hätte ich die Weihwasserflasche extra geholt, damit keiner auf die Idee kam, Großmutter zu verdächtigen. In Wirklichkeit war nur unser Weihwasser alle. Der Blomberg sah mich an, als würde ich auf einer Top-Terroristen-Fahndungsliste stehen.
    »Ja. Später hat Lisa die Flasche geholt.« Max sprach plötzlich ganz langsam. »Aber als Sie zur Orgel hinaufgegangen sind. Da hatten Sie das Weihwasser dabei? Wieso?«
    Großmutter seufzte nur und schob ihr Brillenetui am Tisch hin und her. Die zweite blöde Frage! Wo hätte sie es denn unten stehen lassen sollen? Dass irgendein Ministrant dagegenrumpelt und die Flasche kaputt macht?
    Großmutter sah ihn verständnislos an und runzelte die Stirn, als das Brillenetui zerbrach. Uuh. Ein ganz schlechtes Zeichen. Max merkte bestimmt gar nicht, wie Großmutters Laune abrupt schlechter wurde.
    »Und wieso haben Sie das Weihwasser neben ihm abgestellt?«, fragte er weiter, ohne auf die Antwort zu warten. Ich schoss Max den furchtbarsten Blick zu, den ich auf Lager hatte. Max sah mich ebenfalls böse an. Wieso wird man schon Weihwasserflaschen abstellen, dachte ich ärgerlich. Damit man die Hände frei hat!
    Oh. Oh. Ich verstummte innerlich.
    Nein, natürlich nicht deswegen. Wahrscheinlich musste sie nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, oder so. Schließlich fand man nicht alle Tage eine Leiche. Wobei sich bei Großmutter und mir schon eine gewisse Routine beim Leichenfinden eingestellt hatte. Andererseits war es jedes Mal eine andere Leiche, insofern war es natürlich ein ganz individuelles Entsetzen.
    »Die Welt ist verstrickt in einem Netz von Sünde und Schuld. Wir alle knüpfen mit an diesem Netz, das uns gefangen hält«, murmelte Großmutter. Sie stand auf und schüttete das nächste Glas Wasser in die Grünlilie.
    Blomberg hob ruckartig den Kopf und sah Großmutter an. Dann machte er sich eine Notiz.
    »Das ist Teil des Bußgottesdienstes«, erklärte ich verzweifelt, um den erweckten Eindruck richtigzustellen. »Man singt darauf › Die ganze Welt muss sich schuldig bekennen vor Gott ‹ .«
    Heilige Maria Mutter Gottes. Das konnte doch nicht wahr sein, was Großmutter heute für Dinge von sich gab.
    Blomberg nickte mir freundlich zu und klappte dann das Notizbuch zu. Meine erläuternden Kommentare schienen nicht wert zu sein, aufgeschrieben zu werden.
    »Das Messer«, wechselte Max das Thema. »Haben Sie so eins schon einmal gesehen?«
    Max. Um Gottes willen. Manchmal frage ich mich wirklich, ob Norddeutsche am Mars aufwachsen. Ein Nicker mit Hirschhorngriff. Er hätte genauso gut fragen können, ob Großmutter schon einmal eine Breze gesehen

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