Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
Vom Netzwerk:
konzentrierte mich auf das Laubpflügen.
    Was das alles damit zu tun hatte, dass der Pudschek nicht gesund war, wusste ich auch nicht. Ich wusste nur, dass den Pudschek keiner so richtig leiden hatte können und dass jetzt bestimmt alle froh waren, dass der Wanninger orgeln durfte.
    »Mei. Die ganze Operation. Ganz umsonst«, hatte Großmutter noch gesagt. »Er hat sich doch erst die Hand richten lassen.«
    Das war tatsächlich ein Segen gewesen. Denn in der Zeit hatte der Wanninger georgelt. Und auch wenn er SPD wählte, Orgel spielen konnte er besser.
    »Und das mit der Prostata. Hat er doch auch erst machen lassen.«
    Auch wenn Großmutter jetzt schwieg, sah ich ihr direkt an, dass sie sich dachte, was für eine Verschwendung. Die Krankenkasse zahlt ihm eine neue Prostata, und kaum zwei Wochen später ist er tot. Der Pudschek wieder.
    Großmutter war nicht nur seltsam. Sie war schon immer total inkonsequent gewesen. Zum Beispiel die Sache mit der Elektronik. Da gab es die schädliche Strahlung, wie bei meinem Laptop. Das war total schädlich und rief bei ihr vegetative Störungen hervor. Das hielt sie aber nicht davon ab, ewig hinter mir zu stehen und mir zuzusehen, wie ich meine Mails las. Nicht, dass mir jemand eine wichtige Mail geschickt hätte, außer jemand von der Zeitung, ich solle mal etwas schneller arbeiten. Oder der Kare, der Depp, irgendwelche schweinischen Witze, die ich eh nur zur Hälfte verstand. Bei denen mein Rechner mehrere Tage arbeitete, bis er das ganze Bild aus dem Anhang geöffnet hatte.
    »Erections like Steel«, las meine Großmutter laut hinter mir den Titel einer Spam-Mail vor. Ihre Aussprache klang verdächtig nach einer nordeuropäischen Sprache. Ich lief rot an.
    »Was ist denn das?«, fragte sie mich neugierig. Oh. Oh.
    »Das ist . . . ein Rezept für englische Orangenmarmelade. Schmeckt greißlich«, sagte ich und löschte schnell sämtliche Mails. Der Rest waren nämlich Viagra-Mails, bei denen Viagra wie Viuagra geschrieben war.
    Läbdob war also schädlich. Genauso schädlich waren Händis. Die lösten neben Krebs auch noch alle möglichen Störungen des Gehirns aus. Wie alles, was elektrisch war. Die Ausnahme war meine neue Kaffeemaschine. Bis vor Kurzem hatten wir den Kaffee gemacht, indem wir in einer alten Wasserkanne Wasser kochten, bis die röchelnd zu pfeifen anfing und heiße Wassertropfen ausspie. Dann musste man in eine gelbe Melittakanne mit einem gelben Melittafilter aus Porzellan obendrauf das Wasser gießen. Dabei galt die Regel, dass man erst ein bisschen Wasser hineingab, damit das Kaffeepulver zu quellen anfing.
    »Geh, Mädl. Sonst schmeckt’s doch greißlich«, pflegte Großmutter zu sagen. »Des Wasser muss erst brrrr machen.« Also erst richtig kochen. »Und dann muss des Pulver quellen.« Bevor man dann ordentlich Wasser darüber kippen konnte.
    Ja. Und dann wollte ich Espresso haben und kaufte mir eine praktische Maschine, wo man nur so eine Kapsel einsetzt. Und dann einen Hebel betätigt, der die ganze Maschine mit hohem Getöse und Gezische in Betrieb setzt.
    »Die Kreiterin, die hat sich auch eine gekauft«, hatte mir die Großmutter vorher erzählt. Und jetzt muss der Kreiter jeden Morgen vier Kapotschino trinken, wo er lieber einen normalen Kaffee hätte. Und er schon nach einem Kaffee Herzrasen kriegt. Aber weil die Maschine so teuer war, musste sie ausgenutzt werden. Da durfte man nicht schwächeln. Und der Kreiter schwächelte nie, wenn’s ums Geld ging.
    Ich kaufte mir trotzdem eine, auch wenn ich damit rechnen musste, dass die elektrische Strahlung meiner Großmutter ein paar zusätzliche Gotteseingebungen bescherte. Aber so war es nicht. Expresso sagte meine Großmutter, genau wie die Schwiegertochter vom Schmalzl-Wirt, und trank davon auch jede Menge. Leider vergaß sie nach dem Milchschäumen immer, dass die Maschine danach erst abkühlen musste. Vergaß man das, explodierten die Kaffeekapseln in der Maschine. Das jagte das Kaffeepulver bis in die letzten Ritzen.
    Mürrisch spritzte ich Wasser in die Öffnung, in der Hoffnung, die Kaffeebrösel würden verschwinden. Denn natürlich machte Großmutter den Schweinkram, den sie fabrizierte, nie sauber. Was konnte sie dafür, wenn diese blöde elektrische Maschine Unsinn machte.
    Als ich fast fertig war, kam Großmutter rechtschaffen empört durch die Küchentür und stellte ihre alte Tasche neben einen Küchenstuhl. Die Polizei hätte blutverschmierte Kleidung gesucht. Nach einem Hinweis aus

Weitere Kostenlose Bücher