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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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mich an. »Alles, was ich schick finde, find’ er auch schick.«
    Ich hatte den Verdacht, dass er wahrscheinlich auch schon das Resopalohrensausen hatte. Die Neugierde zwang mich nun doch, die unerhörte Frage zu stellen.
    »Und der Daschner?« Das war scheinheilig. Schließlich konnte es nur eins bedeuten, wenn sie mit Thomas turtelnd resopalisierte. Nichts Gutes für den Pfarrer.
    »Des hat kein Taug ned«, antwortete sie undeutlich und hob den Blick nicht von den Mustern.
    »Wieso taugt das nichts?«
    »Er ist der Pfarrer.« Anneliese verdrehte die Augen nach oben, vielleicht um göttlichen Beistand zu bekommen. Die letzten acht Jahre hatte es sie keineswegs gestört, dass er Pfarrer war. Und es hatte sie auch nicht gestört, sich von ihm zwei Kinder machen zu lassen. Was jetzt dieses elende Geturtel mit ihrem Ehemann sollte, konnte ich nicht verstehen. Das war inkonsequent. Aber da ich letzte Nacht auch ziemlich inkonsequent gewesen war, verkniff ich mir einen Kommentar. Ich sah auf die drei verschiedenen Granitoptikplatten, die sie mir zuschob. Allerdings musste man zu meinem Schutz sagen, dass der Sex wirklich gut gewesen war. Und genau genommen, was ging es mich an, wenn der Metzger sämtliche Märtyrergebeine mitgehen ließ und die Beichtstühle demontierte? Außerdem konnte es genauso gut sein, dass der Metzger und die Lehmerin überhaupt nichts mit dem Mord zu tun hatten. Sondern Stattdessen eine gut florierende Kirchenkunst-Diebstahlgruppe gegründet hatten. Allerdings wäre das wieder ein Mordmotiv. Wenn der Wannin-ger sie beim Stehlen erwischt hatte, dann war es nur natürlich, dass sie ihn zum Schweigen bringen mussten. Ich schüttelte mich vor Grauen. Anneliese sah mich vorwurfsvoll an, da sie meinen Gesichtsausdruck falsch interpretierte.
    »Das macht dich total fertig, Lisa«, verteidigte sie mit finsterer Miene, dass sie mit dem Pfarrer Schluss gemacht hatte. »Diese Heimlichkeit, die ganze Zeit. Er hat schon Magengeschwüre. Und ich bekomme Depressionen. Und wenn ich mir dann noch anhören muss, wenn all die alten Weiblein unsere vorbildliche Ehe loben . . . Ich komme mir so schlecht vor.«
    Ah. Ja. Ich schob ihr das hellste Muster zu. Ich würde Max mit Sexentzug bestrafen, wenn er mir jemals Resopalmuster vorlegte. Ausgenommen, auf den Brettchen wäre etwas wirklich Gutes zu essen.
    »Das gefällt mir auch am besten«, Anneliese nickte jetzt wieder begeistert. »Die dunklen machen die Küche so klein.«
    Mir wurde übel. Dunkles Resopal macht die Küche klein. Querstreifen machen dick.
    »Schon komisch, dass der Sebastian jetzt gleich Orgel spielen darf«, brachte ich das Thema wieder auf den Wanninger-Mord zurück. Das war zwar keine elegante Überleitung, aber es war eine. »Ist das nicht irgendwie . . . pietätlos?«
    »Ach geh«, sagte Anneliese nur und suchte in einer Schublade nach etwas. Sie sah mich nicht an.
    »Vielleicht war’s ja er«, setzte ich zaghaft hinzu.
    Anneliese wühlte weiter in der Schublade und brummte etwas von: »So ein Unsinn.«
    Was war daran Unsinn? Er hatte zumindest ein Motiv. Ich fand es sehr einleuchtend, dass man von dieser Quark-und-Gemüse-Ernährung eine Psychose bekommen musste. Und bei so einer Mutter auch zu allem fähig war, eingeschlossen das Erstechen von Organisten.
    »Wenn, dann war’s seine Mutter«, erklärte sie sich dann. Ich sah entsetzt ihren Rücken an, während sie sich umdrehte und grinste. »Oder glaubst du, der Sebastian bringt so was fertig?«
    Schwer zu sagen. Gegenüber seiner Mutter konnte er sich auf jeden Fall nicht durchsetzen. Er aß noch immer jede Menge Quark und spielte brav Orgel, wenn seine Mutter das so wollte. Aber wenn sie ihm jetzt gesagt hatte, pass auf, Sebastian, morgen gehst in die Kirch’ und machst ein End’ . . . Außerdem konnte man sich dann auch erklären, wieso Großmutter ihn nicht gesehen hatte. So grauweiß, wie er aussah, fiel er unter den aberhundert grauweißen Heiligen gar nicht weiter auf.
    »Schmarrn«, sagte sie schließlich und schüttelte den Kopf, als wäre es seltsam von mir, so etwas zu glauben.
    »Und wer soll denn sonst Orgel spielen?«, kam sie schließlich auf meine Frage zurück. »Du vielleicht?«
    Wir sahen uns ein paar Sekunden zu lange an.
    »Stimmt des, dass du Fingerabdrücke hast abgeben müssen? Und deine Wawa auch?«, fragte sie.
    In unserem Dorf blieb nichts geheim. Ich fragte mich nur, wer die undichte Stelle bei der Polizei war. Der Schorsch wahrscheinlich. Vielleicht streute

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