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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Grenzen. Ein paar Tage lang hatte ich rein vergnügungssüchtig beschlossen, hin und wieder bei Max vorbeizuschauen. Das hatte mich in dem Fall überhaupt nicht weitergebracht, ich hatte nur eine neue Sexstellung gelernt, die unglaublich unbequem war. Max hatte sich auch nicht erweichen lassen, ermittlungsrelevante Fakten an mich weiterzugeben. Mir blieb praktisch gar nichts anderes übrig, als selbst aktiv zu werden, dachte ich mir böse. Auch auf Großmutter war kein Verlass. Sie machte höchstens kryptische Äußerungen oder war ganz und gar unkooperativ. Deswegen hatte ich mich entschlossen, Anneliese einen Besuch abzustatten und meine Lieblingshauptverdächtige, die Lehmerin, näher zu durchleuchten.
    »Ja, der Sebastian«, sagte Anneliese und grinste mich an. »Weißt noch? Damals, der Durchfall?«
    Wir lachten beide, obwohl mir nicht zum Lachen zumute war.
    Denn die Lehmerin war mehr als verdächtig. Geheimes Treffen mit dem Metzger. Verschwörung in der Kirche. Vermutlich hatte sie ihm heimlich das restliche Geld gegeben, um ihn für den Auftragsmord an dem Wanninger zu entlohnen. Natürlich! Dass ich darauf nicht früher gekommen war! Dem Sebastian war das nicht zuzutrauen. Mit einem Messer zur Orgel zu schleichen und den Organisten umzubringen. Nein, nein, dafür war er viel zu gesund. Aber der Metzger und die Lehmerin, das Dream-Team! Sie hatte die Motivation und er das Messer. Und die Schürze. Und den Orgelschlüssel hatte sie dann bestimmt vor unsere Tür geworfen, die g’schnapperte Bixn, die g’schnapperte. Sie hatte sich bestimmt gedacht, die Wilds, die sind doch sowieso verdächtig ohne Ende, waren sie schon beim letzten Mord, da kommt’s auf einen Mord mehr oder weniger nicht an. Und bei der Lisa weiß man ja eh nie. Die lernt ihren Vater kennen, und schon bringt sie ihn um.
    Mein Lachen klang wahrscheinlich ziemlich künstlich. Wenn man alle Fakten zu einem großen Ganzen zusammenbringen will, ist man schon beschäftigt. Schließlich musste ich Informationen sammeln, um die Lehmerin zu überführen. Oder den Troidl. Oder den Metzger. Oder meinetwegen einen verrückten Fremden.
    Annelieses Gelächter hatte den Grund, dass vom kleinen Lehmer das Gerücht kursierte, er hätte einmal in der Schule Durchfall gehabt. Und dass er es nicht bis zum Klo geschafft hatte. Seine Lehrerin, die alte Fischerin, hatte ihn dann mit einer Aldi-Tüte (für die dreckige Wäsche) und einer ihrer Leggings, die sie während des Sportunterrichts trug, nach Hause geschickt. Stell dir das vor, hatte Anneliese damals gewispert. Jetzt wisperte sie das nicht mehr. Sie grinste nur kurz und beugte sich dann wieder über ihre Resopalmuster.
    Stell dir das vor. Die Fischerin war nämlich ziemlich korpulent. Und dann diese schwarze riesige Sporthose und die Vorstellung, der kleine »Wastl« Lehmer in dieser legendären Hose. Er hatte sie bestimmt mit beiden Händen festhalten müssen.
    Aber zur Aufklärung meines Falles trug das nicht gerade bei.
    Anneliese hielt zum wiederholten Mal ein kleines Brettchen neben ihre Spüle. »Was hältst du davon?«, fragte sie mit schief gelegtem Kopf, als könnte sie dann besser das Muster beurteilen. »Sieht doch schick aus.«
    Ich konnte das Wort Resopal nicht mehr hören, ohne ständig ein unnatürliches Sausen im Gehirn zu bekommen. Vor allen Dingen das ständige Wiederholen der Wortkombination Resopal und praktisch. Oder pflegeleicht. »Da wischt du einfach drüber«, sagte Anneliese ständig. Das erzeugte so ein komisches Geräusch bei mir im Kopf.
    Wahrscheinlich hatte sie jetzt schon seit Wochen Resopalmuster in Schneidebrettchenform dabei und turtelte mit ihrem Angetrauten darüber. Granitoptikresopal, das hat doch was. Das Comicresopal, da sehen wir uns bestimmt satt dran. Und natürlich das Resopal mit dem Londoner U-Bahnplan. Kicherkicher.
    Das hätte ihr Pfarrer natürlich nicht mehr mitgemacht. Resopalplatten. Selbst für mich war das ein bisschen viel. Und dann erst für einen Geistlichen.
    »Was sagt der Thomas dazu?«, fragte ich ablenkend, um ihr keine Meinung zum Resopal sagen zu müssen. Thomas war Annelieses Mann. Aber um genau zu sein, hätte es mich mehr interessiert, was der Pfarrer zu der Resopalfrage dachte. Man muss nämlich wissen, dass der Pfarrer jahrelang ein Fleisch mit Anneliese gewesen war. Und der Thomas mehr so der Alibi-Mann. Und plötzlich war’s nichts mehr mit dem Pfarrer, und man hörte nur noch ein ewiges Resopalgeturtel.
    »Ja. Mei.« Sie grinste

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