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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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er aber auch selbst diese Gerüchte, nur damit er in aller Ruhe ermitteln konnte. Ich musste mal ein ernstes Wörtchen mit Max reden. Um genau zu sein, hatte ich bereits ein ernstes Wörtchen mit Max geredet.
    Also mehr geschrien. Ich hatte mehrere ernste Wörter geschrien, wobei jedes dritte Wort so ähnlich wie »Depp« klang. Das war für unsere Partnerschaft zwar nicht unbedingt stabilisierend, aber immerhin war ihm klar geworden, dass das mit den Fingerabdrücken von Großmutter und mir eine ganz schlechte Idee gewesen war. Und dann noch den Schorsch vorbeischicken, der sich dumm stellte und so tat, als wäre das alles Routine. Fingerabdrücke nehmen war keine Routine. Das wusste auch jemand wie ich, die ich noch nicht lange einen Fernseher hatte.
    Es konnte doch keiner mit normalem Verstand davon ausgehen, dass Großmutter oder ich mit dem Wanninger-Mord zu tun hatten. Max hatte zwar immer wieder beteuert, dass er überhaupt nicht an den Ermittlungen beteiligt war und dass er natürlich davon ausging, dass weder Großmutter noch ich damit zu tun hatten. Aber trotzdem könne er sich unmöglich in die laufende Entwicklung einschalten. Wir würden doch bestimmt durch die Sache mit den Fingerabdrücken entlastet.
    »Was heißt hier entlastet«, hatte ich geschrien, »natürlich sind meine Fingerabdrücke darauf.« Schließlich hatte ich das blöde Teil doch aufgehoben. Ob sie auch mal an den Schorsch gedacht hätten. Der hatte die Schlüssel ebenfalls in der Hand gehabt.
    Großmutter war da viel cooler gewesen. »Die vom CIA wieder«, hatte sie nur gesagt und war sogar mit zur Polizei gegangen. »Da hast keine Chance ned. Die wenn dich ins Guantanamo Bay einliefern wollen, dann machen die des. Da kannst froh sein, wenn s’ ned in dein Haus kommen und vorher alles zertrümmern.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. Wie kam sie denn auf so etwas? Hatte sie etwa heimlich im Fernsehen einen Gruselschocker angesehen? Ich wusste nur, dass der Schorsch ganz schön Ärger von mir bekommen würde, wenn er auf die Idee kommen sollte, unser Inventar zu zertrümmern.
    »Ich muss dann mal«, sagte ich schlechtgelaunt zu Anneliese.
    »Bye, bye«, hörte ich hinter mir und ließ die Tür zufallen.
    Bye, bye. Meine Freundschaft mit Anneliese durchlief gerade eine harte Bewährungsprobe. Wenn Anneliese nicht mehr bayerisch sprach, bedeutete das nichts Gutes. Das mit den Resopalplatten war ja bestimmt vorübergehend, wobei diese intensive Beschäftigung mit Einbauküchen höchst seltsam war. Man wusste nie genau, zu was sich das bei Anneliese auswuchs. Momentan erschien sie vielleicht wieder sehr angepasst, hantierte ständig mit Tupperschüsselchen herum, wusch alte Joghurtbecher aus und verbrachte ihre Nachmittage bei Bibelkreisen oder Recyclinghöfen. Aber je mehr sie sich in so etwas hineinsteigerte, desto misstrauischer wurde ich. Die letzten Jahre war ich der festen Meinung gewesen, sie und ihr Mann wären das klassische Ehepaar, das bis zu ihrem fernen Tod vor dem Flachbildfernseher liegen würde. Dass Anneliese acht Jahre lang eine Affäre mit dem Pfarrer haben könnte, von ihm Kinder bekommen würde und den ganzen Tag an leidenschaftlichen Sex dachte – das konnte man doch nicht ahnen. Ich wusste es schließlich auch erst, seit ich angefangen hatte, Leichen zu finden.
    Etwas Gutes hatte der Besuch immerhin gehabt. Ich hatte erfahren, was mit Troidls Frau passiert war. Anneliese wusste nämlich immer bestens Bescheid über sämtliche Tauf-, Heirats – und Sterbefälle. Sogar die, die schon länger zurücklagen.
    »Der hat die Anna Hirschinger g’heirat’«, hatte sie mir verraten. »Aber glücklich war die Ehe ned.«
    Wen wundert’s. Anneliese hatte wie immer eine andere Meinung. Angeblich war die Anna im Kirchenchor, den der Wanninger geleitet hatte. Und sie war eine wirklich gute Sängerin gewesen, das konnte ich bestätigen. Und wiederum angeblich hatte der Wanninger ihr eingeredet, dass sie so gut sei, dass sie den Sprung nach oben schaffen könnte.
    Daraufhin war sie gegangen. In einen wirklich guten Chor. Oder hatte eine Gesangsausbildung gemacht. Und irgendwann, in vielen, vielen Jahren, würde sie als alternde Diva zurückkommen, zum Troidl. Das hatte jedenfalls die Mutter von der Anna gesagt. Meiner Meinung nach war das höchst unwahrscheinlich. Wenn man einmal den Sprung aus einem Haushalt mit einem solchen Schuhkastl geschafft hatte, kam man sicher nicht als alternde Diva zurück und beschäftigte sich mit dem

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