In Ewigkeit, Amen
die Weiher nämlich nicht aus. Denn wenn kein Wasser im Weiher war, sah man nur den schwarzen Boden, der von einem teerigen Schlick bedeckt war. Dieser Schlick war es vermutlich, der uns immer so anzog. Er war eine echte Herausforderung, denn die schwarze Masse gab immer mehr nach, als man dachte. Eine Weile ging das immer gut, aber dann wurde man wagemutiger und traute sich weiter hinein. Und der letzte Schritt war immer ein Schritt zu weit.
Es hatte sich jedenfalls nichts geändert. Die Pappeln wisperten noch immer mit ihren tausendblättrigen Stimmen. Und noch immer roch es nach totem Fisch und faulen Eiern. Und Max, der neben mir stand, wirkte nicht so, als würde ihn dieser Geruch glücklich machen. Ich starrte auf die feucht glitzernde schwarze Oberfläche des Teichgrunds. Tierspuren durchzogen die gemaserte Fläche.
Während ich beobachtete, wie der Blomberg zur Rettung des Gebisses schritt, bedauerte ich schon meine Blödheit, Max angerufen zu haben. Max hatte einen Blick drauf, als wäre er damit gestraft, eine Freundin zu haben, die Gebisse fand.
Der Blomberg hatte anscheinend in seiner Jugend nicht genügend Möglichkeiten gehabt, Naturerfahrung zu sammeln. Jedenfalls hatte er keine Erfahrung mit abgelassenen Weihern. Denn er war überhaupt nicht vorsichtig und versank mit beiden Beinen bis zu seinen strammen Waden in dem schwarzen Schlaaz. Ich war sehr stolz auf mich, dass ich darüber nicht lachte.
Alles ging sehr schnell, und keiner fragte mich etwas. Danach durfte ich mit Max nach Hause fahren und sogar selbst ans Steuer, was irgendwie verdächtig war. Anscheinend dachte Max, dass ich sowieso nicht mehr lange auf freiem Fuß sein würde, und wollte mir eine richtig coole Fahrt im Audi gönnen, bevor die Gefängnistore hinter mir zuschlugen. Ich beschloss, das nächste Gebiss einfach im Weiher vom Troidl liegen zu lassen. Ich fuhr mit leicht überhöhter Geschwindigkeit in die Kurven, um Max an meinem Ärger teilhaben zu lassen.
An der Hauptstraße sah ich schon die Bärbel Hirschinger draußen stehen. Das ist unsere Friseuse, und die macht das mit dem Waschen-Schneiden-Legen wahrscheinlich schon seit 100 Jahren. Sie kann nicht besonders viele Frisuren, aber die Frisuren, die sie kann, macht sie dafür alle vollkommen identisch. Das finden die Rosenkranztanten ganz toll, weil man sich darauf verlassen kann, dass es immer gleich aussieht.
Besonders von hinten sind die meisten Frauen im Dorf nicht einwandfrei zu identifizieren. Beispiel Beerdigung. Da ich meist ganz hinten stehe, sehe ich vor mir nur eine Front von grau-geschneckelt (über 50), oder im Nacken kurz, Deckhaar lang (bis 50). Gar nicht so einfach.
Die Bärbel winkte mir energisch zu, und Max bat mich, anzuhalten. Das tat er nur, weil er keine Ahnung von unserem Dorfleben hatte. Er würde sich bestimmt in den nächsten zehn Minuten mindestens zehnmal denken, dass er besser weitergefahren wäre. Aber nach seinem Verhalten in der letzten halben Stunde hatte ich keine Lust, ihn vor dieser Erfahrung zu bewahren.
»Die Langsdorferin wär jetzt fertig«, sagte sie zu mir, dann lächelte sie Max so gewinnend an, als wollte sie einen neuen Kunden werben.
So, Max, das hast du nun davon. Aber ich fand, dass ihm das nur recht geschah, nachdem er so verbittert neben dem Gebiss gestanden und mich nicht angesehen hatte.
»Die Langsdorferin«, sagte ich und kostete die Situation aus. Wer wusste schon, wie lange ich noch in der Lage war, Langsdorferinnen heimzufahren. Im Gefängnis würde ich mir bestimmt wünschen, ich könnte einmal die Woche die Langsdorferin durchs Dorf kutschieren. Jetzt dachte ich mir mehr, dass mein blöder Hund bestimmt die Situation ausnutzte und sich halb nass und noch immer stinkend auf meinem Bett wälzen würde. »Da muss ich jetzt rein«, erklärte ich Max. «Die Langsdorfer Resi sieht nämlich kaum was.«
Max sah aus wie kurz vor dem Koma.
»Die findet sonst nie heim«, erklärte ich. »Und ihre Schwiegertochter, die geht doch ganztags arbeiten und kann sie nicht holen.« Sagte jedenfalls die Bärbel, wenn man sie danach fragte. Und meist sagte sie noch so etwas wie die faule Bixn, die faule. Wenn ich mit dem Langsdorfer verheiratet wäre, würde ich auch ganztags arbeiten gehen. Als ich ausstieg, beugte sich die Bärbel zu Max runter.
»Mei, der Herr Kommissar«, sagte sie, und ihr Lächeln wurde noch breiter. »Ham S’ ihn scho?«
Max sah aus, als hätte ein Außerirdischer seinen Menschenkopf
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