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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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abgeschraubt.
    »Nein«, antwortete ich für ihn. »Noch keine konkrete Spur.« Wie ich ihn kannte, verstand er erst jetzt die Frage. Haben Sie ihn schon, den Mörder vom Wanninger. Wie konnte man nur einen Kommissar in unser Dorf schicken, der nicht einmal die Fragen der Einwohner verstand? Genauso wie der Blomberg. Die zwei meinten vielleicht, ich hätte sie nicht durchschaut, aber dieser hilfesuchende Blick zum Schorsch verriet alles. Wieso sollte man sonst hilfesuchend den Schorsch anschauen.
    Ich ging unter dem Schild »Uschi’s Haircutting Studio!« in den Laden. Das Schild war neu. Den alten Strohblumenstrauß hatte sie ebenso weggeworfen wie das blau-gebleichte Bild einer Friseurwerbung. Wieso sie sich ausgerechnet Uschi nannte, wusste keiner, weil sie ja Bärbel hieß. Die einzige Ursula, die wir kannten, war die Ursula Spreitzer, Gott hab sie selig, das war die Großmutter vom Schorsch und nicht unbedingt ein Vorbild für die Zunft der Friseure. Außerdem hatte sie jeder Urschel genannt, und nicht Uschi. Aber so war das wahrscheinlich mit der Innovation, man musste es nicht unbedingt verstehen.
    Die Langsdorferin saß frisch onduliert auf ihrem Stuhl und wartete. Sie hatte sich eine Zeitung knapp vor die Augen gehalten und runzelte angestrengt die Stirn. Anscheinend erkannte sie nicht, was es war. Die Bärbel reichte mir den Mantel.
    »Der Kommissar ist ein fescher Bursch«, raunte sie mir zu. »Auf den würd’ ich aufpassen.«
    Aufpassen? Dass er nicht wie der Wanninger erstochen wurde? Dass er nicht auf und davon ging, weil ich ständig ältere Damen nach Hause fuhr? Oder dass er nicht das Weite suchte, weil ich immerzu in Mordfälle verwickelt war?
    »Was is denn des?«, fragte mich die Langsdorferin.
    Ich half ihr mit dem Mantel und warf einen Blick auf die überdimensionalen nackten Brüste, die sie eben betrachtet hatte. Man sah eine unbekleidete, üppige Blondine, die sich auf einem Leopardenfell räkelte. Porno-Zeitschriften gehörten anscheinend auch zu Bärbels neuem Image. Vermutlich hatte ihr jemand geraten, Männer mit gewissen Zeitungen zu ködern.
    »Oh je«, sagte ich nur. »Ich fahr5 dich heim.«
    »Der Kommissar wartet draußen«, fügte die Bärbel hinzu.
    Max sah noch immer sehr intergalaktisch aus, als wir draußen ankamen.
    »Was war des, hast du g’sagt?«, fragte die Langsdorferin noch einmal vom Rücksitz aus. »Ein Ufo?«
    »Nein. Das waren die Riesenbrüste von so einer nackerten Blondine«, erklärte ich, um Max etwas aufzuheitern.
    »Ganz nackert?«, fragte sie interessiert, während ich die Tür zuknallte.
    »Nicht ganz.« Ich startete den Motor. Immerhin hatte sie einen winzigen Stofffetzen untenrum angehabt. Max musste jetzt auch grinsen und legte mir seine Hand auf den Oberschenkel. Na also.
    »Und du wirst grad verhaftet?«, fragte sie weiter. Im Rückspiegel sah ich, dass sie die Augen zusammenkniff, um besser sehen zu können, was Max’ Hand auf meinem Schenkel machte.
    »Klar. Er hat mich schon mit Handschellen ans Lenkrad gefesselt, damit ich nicht fliehen kann«, erklärte ich ihr. »Wir sind gerade auf dem Weg zum Gefängnis. Ich fahr dich nur schnell heim, dann geht’s gleich weiter.«
    Sie war begeistert und lehnte sich entspannt in den Sitz. »Aber sie war’s nicht«, erklärte sie an Max gewandt. »Die Lisa war ja damals gar ned in der Kirch’.« Sie verzog etwas unzufrieden den Mund. »Die Lisa geht sowieso recht wenig in die Kirch’.«
    Woher sie das wusste, weiß ich auch nicht. Schließlich sah sie fast nichts. Ob es eine Strichliste gab, wer wie oft in der Kirche war? Der Bet würde ich das wirklich Zutrauen.
    Max drehte sich abrupt um. »Sie waren auch in der Kirche?«
    »Freilich«, sagte sie und kniff die Augen noch mehr zusammen. Mich überlief ein eisiger Schauer. »Am Vormittag geh ich immer in die Kirch’. Und die Lisa war ned drin.«
    »Und wer war in der Kirche?«, fragte ich, während ich mit überhöhter Geschwindigkeit um die Kurve geigte. Jetzt würde sich der Fall auflösen. Und dann sollte der Max noch mal sagen, dass unser Dorfleben nicht funktionierte. Und dass das mit der Anonymität in der Stadt wunderbar sei. So ein Unsinn. Es gibt nix Schöneres, als wenn man nach Ewigkeiten jemanden findet, der einem ein Alibi liefert.
    »Mei. Die Wild Anna war da. Die wollt a Weihwasser.« Sie machte eine Pause. »Ich bin ja bald heim. Des Getöse hat kein Mensch ausgehalten. Ich hab mir denkt, mei, jetzt setzt er sich auf die Orgel. Und des

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