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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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sollte dem Kare das Googeln verbieten. Ständig kopierte er sich Sachen aus dem Internet heraus, der faule Sack, der faule. Aus Rache wegen des unpassenden Fotos von meinem Hintern würde ich ihm das nächste Mal Klebstoff zwischen die Tasten Steuerung und Copy tropfen. Dann hatte das endlich ein Ende mit der Abschreiberei aus dem Internet!
    »Schau, der Metzger wird fünfzig«, sagte Großmutter hinter mir, als könnte ich nicht selbst lesen. »Da sollt er des endlich g’lernt ham, mit seine Wiener.«
    Den faden.
    Hans, na, das wäre ja gelacht, hätten wir nicht an Dich gedacht! Fünfzig Jahre sind es wert, dass man dich besonders ehrt. Für kommende Zeiten, soll Glück dich begleiten. Mach weiter so, des passt scho so! Deine Elisabeth mit der Gitti und der Lotte.
    Mach weiter so, des passt scho so. Was war denn das für eine Aussage. Ich beschloss, noch heute eine Verfügung zu schreiben, um festzuhalten, was ich zu Max’ 50. Geburtstag alles nicht schreiben würde. Des passt scho so war so ein Satz.
    »Der Metzger«, sagte Großmutter und drehte sich um, »also, wenn ich der Metzger gewesen wäre, ich hätt den Pudschek damals umgebracht.« Dann ging sie hinaus in den Flur. »Des Weihwasser is scho wieder aus. Hast du unsere Flaschen g’sehen?«, hörte ich sie im Flur schimpfen. Ich zog den Kopf ein, tat so, als hätte ich nichts gehört.
    Wenn sie der Metzger wäre? Ein Erinnerungsbrei zog vor meinem inneren Auge vorbei. Der Metzger, wie er meine Mutter bediente. Ihr in den Ausschnitt schaute. Meine Mutter, wie sie dabei lachte und Wurst bestellte. Der Troidl, der nicht so lange brüllen konnte wie der Metzger.
    Der Metzger und der Pudschek? Dazu hatte ich gar keine Einfälle. War der Pudschek vielleicht Vegetarier gewesen? Der Metzger. Der Metzger und der Pudschek, der Metzger und der Wanninger. Es hing bestimmt alles zusammen. Es wurde Zeit, dass ich den Metzger überführte, bevor ich unschuldig im Gefängnis landete. Eine Spur! Ich hatte eine Spur!
    »Was ist mit dem Metzger?«, fragte ich, aber im selben Moment hörte ich die Haustür zuschlagen und war alleine im Haus. Ich musste nur noch herausfinden, was es mit dem Metzger und dem Pudschek auf sich hatte. Dann wäre der Fall geklärt, da war ich mir ganz sicher. »Fünfzig Jahre sind es wert, dass man dich besonders ehrt«, dachte ich bei mir und wusste schon, dass ich aus Großmutter nichts herausbekommen würde. Und aus dem Metzger auch nicht. Und dass das mit dem Ermitteln sowieso Käse war, wenn man sich nix traute, als seinen nächsten Bekanntenkreis zu interviewen. Außerdem musste ich mich mental auf den Advent vorbereiten, beschloss ich.

8  
    Es roch, wie es immer roch, wenn die Sonne im Winter auf das braune Holzhäuschen schien. Im Gegensatz zu früher fielen mir aber all die kleinen Unzulänglichkeiten auf. Die Fensterrahmen, einst weiß gestrichen, waren leicht ins Gräuliche verfärbt. Die Farbe hatte schon überall Risse und war gesprenkelt von winzig kleinen, grauen Flechten. Das Fenster blieb nur noch zu, weil ein Nagel so hingebogen war, dass er das Aufschwingen verhinderte. Ja, diese Nägel überall. Das war mir früher überhaupt nicht aufgefallen, dass in unserem Gartenhäuschen alles und jedes mit rostigen Nägeln befestigt war. Zum Beispiel hing eine Paketschnur an einem rostigen Nagel, mit einem Stift daran. Oder die geblümte Kittelschürze, die hier schon immer hing. Oder unser uraltes kleines Messerchen, das inzwischen so verrostet war, dass man damit bestimmt nichts mehr schneiden konnte.
    Ich war schon so lange nicht mehr in unserem Gartenhäuschen gewesen, dass es mir vorkam, als wäre ich in einer ganz anderen Zeit. Natürlich konnte ich letztendlich dann doch nicht vergessen, in welcher Zeit ich war. Denn direkt hinter mir stand Blomberg, CIA-mäßiger als je zuvor. Und der Schorsch. Und der Max. Und keiner von ihnen sah mich richtig an.
    Das war ein unglaublich schlechtes Zeichen. Wenn Schorsch hochdeutsch sprach und mich nicht ansah. Ich sah ihn vorsichtshalber auch nicht mehr an. Hoffentlich fiel ihnen gleich auf, dass man mit so einem uralten verrosteten Messerchen niemanden mehr erstechen konnte.
    Eine ganze Weile hatte ich meine Ermittlungen auf Eis gelegt, in der Hoffnung, die Polizei würde ihren Mörder alleine finden. Aber man sah ja, wozu das führte. Jedenfalls nicht zur Ergreifung eines Mörders.
    »Wir haben keine Leiche in unserem Häusl«, sagte ich schließlich zu Max. Er antwortete nicht.

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