In Ewigkeit verflucht
entfernt, aber Kirchner getraute sich nicht, einen Blick hindurchzuwerfen.
Die Tür war sein Ziel.
Er blieb noch mal stehen. Schaute zurück. Schatten lagen über dem Hang. Aus ihnen hoben sich die Station und das Motel hervor. Das alles störte ihn nicht. Es gehörte dazu. Er kannte die Normalität.
Auch Elisa gehörte dazu.
Mit diesem Gedanken öffnete er die Tür. Er klopfte nicht an und hörte schon ihre Stimme.
»Komm ruhig näher, mein Freund, komm ruhig näher...«
***
Reto wusste nicht, ob er aufatmen oder nervös sein sollte. Die Stimme hatte ihn getroffen. Oder zumindest deren Klang. Sie war so warm und herrlich gewesen und hatte wie immer geklungen. Gar nicht verändert. Kein Gefühl des Hasses und der Abrechnung, und so konnte sich in ihm ein Gefühl von Optimismus ausbreiten, das sich beinahe in Euphorie verwandelte.
Er trat ein.
Sie stand im Licht. Alles andere sah er nicht. Nur seine Verlobte, die er anstaunte. Für ihn war sie so etwas wie ein kleines Weltwunder. Seine Augen fingen den Glanz auf, der vom Licht ausging, das die junge Frau wie ein strahlender Mantel umgab. So gehörte es sich für eine Königin, denn nichts anderes war sie.
Eine wunderbare Frau. Eine Königin. Eine Person, die sich von den übrigen Menschen abhob. Eine Heilige, die über allem stand, eben etwas Wunderbares.
Der erste Schock ging vorbei. Es war ein freudiger gewesen, und um seine Lippen herum huschte ein Lächeln. Auch jetzt strahlten seine Augen, und er fühlte sich von dieser Lichtgestalt angezogen wie ein Stück Eisen, das in die Nähe eines Magneten gelangt war.
Elisa Satelli!
Er sprach den Namen in Gedanken aus und fügte noch etwas hinzu. Sie gehörte ihm, ihm ganz allein, und dass sie sich verändert hatte, spielte dabei keine Rolle. Sie war trotzdem die Gleiche geblieben, denn sie mochte ihn.
Beim Eintreten hatte er sich unwillkürlich geduckt, was nicht nötig war. In dieser Hütte konnte er aufrecht gehen. Auf sein Gesicht hatte sich eine Gänsehaut gelegt, die wenig später auch seinen Körper umgab. Reto sah sie als einen heiligen Schauer an.
Nachdem er sich etwas erholt hatte, schaute er sich um. Hier hatte sich nichts verändert. Bis eben auf seine Verlobte, die in dieser kleinen Welt als Königin herrschte.
Reto schaute sie nur an und stellte dabei sehr schnell fest, dass sie ihn trotz ihrer hellen Erscheinung nicht blendete. Ohne Probleme schaute er sie an und erkannte auch in der Helligkeit ihr Gesicht.
Es war nicht nur schön. Es war strahlend schön. Selbst die dunklen Haare waren von einer Flut aus Licht erfüllt, sodass sie ihre ursprüngliche Farbe verloren hatten und jetzt mehr wie eine schützende Decke wirkten. Elisa trug keinen Faden am Körper So wie schon in der alten Kirche. Diesmal sah er sie mit anderen Augen an und auch mit anderen Empfindungen, denn sie war zu einer Königin geworden. Wer sich dem Licht so hingab, der konnte einfach nur strahlen.
Noch immer hatte er sich nicht getraut, ein Wort zu sagen, und das wunderte Elisa, denn jetzt war sie es, die Reto ansprach. »Warum bist du so stumm, Reto?«
Er hob die Schultern. »Ich... ich... deine Schönheit hat mir den Atem verschlagen.«
»Ach ja?«
»Du bist so schön.«
»Danke. Wie denn?«
Reto rang nach Worten. »So anders schön, verstehst du? Es gibt kaum einen Vergleich, da bin ich ehrlich. Aber mich hat deine Schönheit fasziniert. So habe ich dich nie gekannt. Du bist schön wie eine Gestalt aus dem Märchen. Strahlend...«
»Ja, das bin ich, mein Freund. Man hat mir die Schönheit zurückgegeben. Man hat das Versprechen gehalten«, erklärte sie.
Er begriff nicht ganz und fragte nach. »Wer hat dir die Schönheit gegeben?«
Eine direkte Antwort erhielt er nicht. »Ich bin eine Auserwählte. Ich bin eine Königin. Ich habe mich an die Regeln gehalten. Ich bin wieder da, und das Licht ist mein Freund. Es hat mich geleitet, denn es ist einfach fantastisch gewesen, sich ihm hinzugeben. Komm her zu mir...«
Seinen eigenen Zustand hatte Reto Kirchner vergessen. Er war sich selbst nicht mehr wichtig, denn für ihn zählte nur noch seine Verlobte, die Königin.
Und so ging er auf die helle Insel zu. Ein Mensch, der zu einem Monster geworden war, der aber noch dachte und handelte wie ein Mensch. Sein Beil hatte er mitgenommen. Das brauchte er nicht mehr, und so öffnete er seine Faust, damit es zu Boden fallen konnte. Es trieb ihn auch nichts mehr, es anzuheben.
Freudig erregt trat er in das Licht hinein. Er,
Weitere Kostenlose Bücher