In Ewigkeit verflucht
besser. Er war ihnen allen überlegen.
Im Zimmer blieb er stehen und schaute sich um. Seine Bewegungen waren nicht anders als die eines Menschen, und nach der zweiten Drehung entdeckte er, was er gesucht hatte.
Das Beil lag auf dem Boden und für ihn wie bestellt!
Reto bückte sich. Er hörte sich selbst kichern, als er die Waffe aufhob und sofort daran dachte, das Hotelzimmer zu verlassen. In diesem Raum hatte er nichts mehr zu suchen. Er war wie eine Zelle. Er brauchte die Freiheit, seine Freiheit.
»In Ewigkeit verflucht«, flüsterte er und nickte vor sich hin. Ja, es gab keine andere Lösung. Er war verflucht, ebenso wie seine Verlobte. Nur reute es ihn nicht. Mit dieser Tatsache konnte er sehr gut auch weiterhin existieren.
Sein Beil war ihm wichtig. Er würde es noch einsetzen und sei es auch nur als Schutz gegen Feinde oder gegen Personen, die sich ihm in den Weg stellten.
Mit diesen Gedanken ging er zur Tür.
Er kam nicht bis dorthin. Dass sich die Klinke bewegte, hatte er nicht bemerkt, aber er sah, dass die Tür aufgestoßen wurde und zwei Männer das Hotelzimmer betraten...
Ich hatte Bill’s flüsternde Bemerkung gehört und konnte darüber nur den Kopf schütteln. Er hatte sich geirrt. Was er zu sehen bekam, gab es schon, nur wollte er es nicht glauben.
Vor uns stand...?
Ja, was stand eigentlich vor uns? War es ein Mensch? War es ein Skelett? War es eine Symbiose aus beidem? Waren Mensch und Monster tatsächlich eine Lebensgemeinschaft eingegangen?
Auch wenn es sich verrückt anhörte, aber ich musste es einfach so sehen. Mensch und Monster hatten sich zusammengefunden und waren zu diesem Gebilde verschmolzen.
In meinem Magen spürte ich den Druck wie eine mächtige Faust, die sich tief in die Eingeweide gewühlt hatte. Ich hatte im ersten Augenblick das Gefühl, nicht mehr denken zu können, denn auch ich war nicht so abgebrüht, als dass ich nicht mehr überrascht werden konnte. Was ich dort sah, war nicht mehr nachzuvollziehen. Das mussten Bill und ich einfach so hinnehmen.
Nicht nur wir waren überrascht, das Monstrum Reto Kirchner war es ebenfalls. Er hatte sich auf dem Weg zur Tür befunden. Nach unserem Eintreten war das vorbei.
Er blieb stehen.
Wir stoppten ebenfalls.
Und wir sahen, dass er sein Beil in der rechten Klaue hielt. Sie war keine Hand mehr, aber sie war auch keine normale Knochenklaue. Ein Mittelding aus beidem.
Ich sprach ihn an, weil ich hören wollte, ob er mich verstand. »Reto Kirchner...«
Er hatte mich gehört. Ich wollte nicht behaupten, dass er erstarrte, aber er zuckte zusammen und konzentrierte seine Blicke auf mich.
Neben mir zog Bill seine Beretta. Er legte auf den Knöchernen an, aber ich wehrte ab.
»Nein, nein, lass mal...«
»Keine Sorge, ich hätte schon nicht so schnell geschossen. Schließlich will ich wissen, was dahinter steckt.«
Das war eben unser profihaftes Verhalten. Wir drehten nicht durch. Wir rannten auch nicht schreiend weg. Wir blieben so stehen, dass wir ihn in der Mitte hatten.
Uns war klar, dass er das Zimmer hatte verlassen wollen. Da würden wir ihm einiges in den Weg stellen. Es wäre das Letzte gewesen, ihn als Amokläufer im Hotel zu haben.
»Ist es Elisa gewesen, die dafür gesorgt hat, dass du so aussiehst, Reto?«, fragte ich.
»Elisa..«, flüsterte er gedehnt und lachte dann leise. »Ich liebe meine Elisa...«
Das glaubte ich ihm aufs Wort. Sogar in diesem Zustand tat er es. Wahrscheinlich sogar noch stärker, und genau das wollte mir nicht in den Kopf. Aber hier konnte ich sowieso nicht die normalen Maßstäbe ansetzen. Hier liefen die Dinge durcheinander. Sie glitten einfach weg, und man musste sich an die neuen Dinge gewöhnen.
»Willst du zu ihr?«
»Ich muss hin...«
»Allein?«
»Sie will nicht nur mich.«
»Auch ihre Auserwählten.«
»Ja.«
»Wann?«
Es dauert nicht mehr lange. Nicht mehr lange...«
»Wenn es dunkel wird?«
»Ja. Dann treffen wir uns.«
»Wo?«
»Draußen.«
»An der Hütte?«
»Ja.«
»Wer trifft sich?«
»Alle.«
Wir hatten uns nur mit einem schlichten Frage- und Antwortspiel unterhalten. Ich wusste Bescheid, aber ich wusste nicht, was in der Hütte geschehen würde.
Sechs Studenten waren abgetaucht. Sechs Studenten hatten sich einen anderen Weg gesucht. Für mich waren sie dieser Elisa Satelli verfallen. Sie waren Wachs in ihren Händen. Sie zu stellen, das war unser Hauptproblem.
Und mit diesem Gedanken tauchte bei mir auch sofort eine entsprechende Frage auf.
»Wo
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