In Ewigkeit verflucht
das Monstrum, sie, die Schöne.
Für Reto schien ein Märchen in Erfüllung zu gehen. Jetzt hatte ihm das Leben ein wahres Wunder offenbart, und das war der große Genuss und die große Überraschung für ihn.
Auch ihn erfasste das Licht. Von Kopf bis zu den Füßen. Zum ersten Mal erlebte er ein Phänomen, das er nicht einordnen konnte. Es war etwas anderes als sonst. Sonst trat er von der Dunkelheit in das Licht hinein und erlebte nur eine optische Veränderung.
Das war zwar hier auch der Fall, gleichzeitig aber passierte noch etwas sehr Rätselhaftes.
Er fühlte das Licht!
Beinahe hätte er darüber gelacht, aber es traf tatsächlich zu. Das Licht war für ihn zu spüren, und wenn er nach einem Vergleich suchte, dann musste er an eine sehr dünne Kleidung denken. An einen Hauch von Stoff, der ihn umwehte.
Sprechen konnte er nicht. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er achtete nur auf seine Empfindungen, und die waren nicht nur gut, sondern auch einmalig. Das Licht gab ihm Kraft, zusätzlich eine nötige innere Ruhe, und er hätte jubeln können.
Noch hatte er sich nicht getraut, seine Verlobte zu berühren. Sie stand einfach nur da und wartete auf ihn. Sie war einfach nur toll. Ein Wunder inmitten der normalen Welt, die an Wundern doch so verdammt arm war.
Elisa sprach ihn leise an. »Was fühlst du, Reto?«
Er benötigte Zeit für seine Antwort und ärgerte sich darüber, sie trotzdem nicht richtig gegeben zu haben. »Ich weiß es nicht, was ich fühle. Ich kann es nicht beschreiben.«
»Aber du fühlst dich gut.«
»Ja.«
»Das wollte ich.«
Reto schaute in ihr Gesicht, das ebenfalls von einem Strahlen bedeckt war. Er fand seine Verlobte noch schöner. Sie war schon eine der schönsten Frauen gewesen, die er kannte. Viel schöner als all die Jet-Set-Tussis im nahen St. Moritz, aber jetzt hatte sich ihre Schönheit verändert, war einfach ätherischer geworden. Man konnte auch sagen, weltfremder. Nicht mehr so zu den Menschen gehörend, wie auch immer.
Der nackte Körper sah fest und zugleich auf eine bestimmte Art und Weise fragil aus. Er schaute auf die Brüste mit den kleinen Knospen, er sah die helle, beinahe schon marmorne Haut. Das weiche Gesicht, das Lächeln, und er fühlte sich glücklich. Sein eigenes Aussehen hatte er vergessen, und Reto konnte nicht anders. Er musste einfach die Hand ausstrecken, um diesen Körper zu berühren.
»Ja, tu es, Reto. Das willst du doch. Darauf hast du dich so sehr gefreut.«
»Das stimmt.«
»Bitte...«
Für ihn war Elisa in diesem Augenblick keine vertraute Person mehr, mit der er verlobt war, sondern eine Fremde, die erst noch entdeckt werden musste.
So legte er seine Hand auf die linke Schulter und ließ sie dort liegen.
»Ist das alles?«
»Nein...«
»Dann bitte.«
Reto’s Blick traf seine eigene Hand. Sie sah nicht mehr normal aus. Sie war keine Klaue, aber die Haut saß nicht mehr straff wie sonst. Knochen schimmerten durch, und mit dieser widerlichen Hand umfasste er wenig später die Brust seiner Verlobten.
Ihr machte es nichts aus, denn sie lächelte ihn an. Reto wollte seine Hand zurückziehen, weil er sich irgendwie schämte. Als er jedoch Elisa’s Nicken sah, ließ er es bleiben und konzentrierte sich weiterhin * auf sie und ihren Körper.
Er kannte ihn ja, und trotzdem sah er anders aus. Nein, das nicht, er fühlte sich nur anders an. Die Haut zeigte eine Veränderung. Sie hatte ihre ursprüngliche Wärme verloren. Sie war auch nicht kalt geworden.
Er sah sie einfach als neutral an.
Ja. Genau das war es.
Eine neutrale Haut. Ohne Kälte und ohne Wärme. Wie bei einem künstlichen Geschöpf.
Und doch war sie es und keine andere. Sie stand im Licht, und Reto sah nicht, woher es kam. Es war da, aber es gab keine Quelle, die es abgestrahlt hätte.
Keine Lampe, die in der Nähe stand. Kein Gestirn, das seinen Schein durch ein offenes Loch im Dach geschickt hätte. Das Licht musste eine andere Quelle haben.
Plötzlich wusste er Bescheid. Ja, es konnte einfach nicht anders sein. Sie selbst war das Licht. Sie war die Quelle. Die Strahlen stammten aus ihrem Inneren. Sie war Mensch und Licht zugleich. Sie war etwas Besonderes.
Seine Hand sank wieder nach unten. Er hörte sich schwer atmen und vernahm Elisa’s leises Lachen.
»Hast du mir etwas zu sagen?«, fragte sie.
Ja, das hatte er. Nur traute Reto sich nicht, es auszusprechen. Auch aus Furcht davor, sich zu blamieren.
»Sprich es aus!«
»Es ist alles so wundersam.«
»Das
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