In Flammen
Siobhans Gesicht. »Bridey hat sie eine Hexe genannt«, erinnerte er sie.
Siobhan schÜttelte den Kopf. »Und Sie sind der Meinung, das sind die Spuren, die Liam vernichten wollte?«
»Ja.«
Sie lachte unerwartet. »Sie mÜssen die Iren ja wirklich fÜr völlig rÜckständig halten, Inspector. Sind Ritualverbrennungen nicht nach dem Mittelalter aus der Mode gekommen?« Sie schwieg einen Moment, kaum fähig, ihre Belustigung zu zÜgeln. »Wollen Sie damit vor Gericht ziehen? Die Presse wird begeistert sein. Ich sehe jetzt schon die Schlagzeilen.«
»Nein«, antwortete er und ließ sie nicht aus den Augen. »Kevin hält an der Aussage fest, die Liam und Bridey ihm eingebläut haben, und der Befund des Pathologen, dass Rosheen in aufrechter Haltung war, als sie starb, wird als Beweis vor Gericht nicht ausreichen. Im Moment geben wir uns mit Notwehr und versehentlicher Brandstiftung zufrieden.« Er machte eine kleine Pause. »Es sei denn, Sie wissen etwas anderes, Mrs. Lavenham.«
In ihrem Gesicht war nichts zu lesen. »Ich weiß nur«, sagte sie, »dass Bridey ihre Nichte so wenig als Hexe verbrannt haben kann wie sie aus ihrem Rollstuhl aufstehen kann. Aber verlassen Sie sich nicht auf mich, Inspector. Ich habe mich schon in allem anderen geirrt.«
»Hm. Tja, Sie haben schon Recht. Die ganze Verteidigung der beiden gegen den Mordvorwurf ruht auf ihrer Invalidität.«
Siobhan schien das Interesse zu verlieren und zog sich in ein nachdenkliches Schweigen zurÜck, das der Inspector nicht stören wollte.
»Hat Rosheen Ihnen gesagt, dass Patrick Lavinias Schmuck gestohlen hatte?«, fragte sie abrupt.
»Warum fragen Sie?«
»Weil ich nie verstanden habe, wieso sich plötzlich alle Ihre Ermittlungen auf ihn konzentrierten.«
»Wir haben Überall im Herrenhaus seine FingerabdrÜcke gefunden.«
»Neben meinen und denen vieler anderer aus dem Dorf.«
»Aber Sie sind nicht vorbestraft, Mrs. Lavenham.«
»Auch Patricks Vorstrafe hätte längst gelöscht sein mÜssen, Inspector. Seit seiner letzten Straftat sind fÜnfzehn Jahre vergangen. Nach englischem Recht hätte seine Akte nach sieben Jahren wieder sauber sein mÜssen. Irgendjemand –« Sie betrachtete ihn forschend –»muss ihn angeschwärzt haben. Ich bin nie dahinter gekommen, wer es gewesen sein könnte, aber vielleicht waren ja Sie es? Haben Sie Ihre ganze BeweisfÜhrung gegen ihn auf vertraulichen Informationen aufgebaut, die Sie vor fÜnfzehn Jahren in London erworben haben? Wenn ja, sind Sie ein Schwein.«
Er war verärgert genug, um sich zu verteidigen. »Er hat Rosheen gegenÜber damit geprahlt, wie er eine senile alte Frau reingelegt hatte, und zeigte ihr zum Beweis Mrs. Fanshaws Schmuck. Sie sagte, er hätte angegeben wie eine Lore Affen und sich darÜber kaputtgelacht, dass die beiden alten Weiber so schwachsinnig wären, dass sie ihm freien Zugang zum ganzen Haus gegeben hätten, nur weil er ein paar kleine Ausbesserungsarbeiten machte. Sie sagte nicht, dass Patrick die beiden Frauen getötet hätte – dazu war sie zu schlau –, aber als wir Patrick befragten und er leugnete, je im Herrenhaus gewesen zu sein oder irgendetwas von dem gestohlenen Schmuck zu wissen, beschlossen wir, das Kilkenny Cottage zu durchsuchen und fanden den Schmuck.«
»Genau das, was Rosheen wollte.«
»Das wissen wir jetzt, Mrs. Lavenham, und wenn Patrick damals gleich die Wahrheit gesagt hätte, wäre vielleicht einiges anders gelaufen. Aber leider hat er gelogen. Er steckte in Schwierigkeiten, weil er nicht nur den unechten Schmuck in Besitz hatte, den Miss Jenkins ihm gegeben hatte, sondern auch die Ringe der alten Frau. Er wusste genau, dass er mit wertlosem Plunder abgespeist worden war, also rannte er bei nächster Gelegenheit nach oben und nahm sich etwas Wertvolleres. Er behauptet, Mrs. Fanshaw habe geschlafen. Er habe ihr nur die Ringe von den Fingern gezogen und sich wieder davongemacht.«
»Wussten Bridey und Rosheen, dass er die Ringe gestohlen hatte?«
»Ja, aber er behauptete, es wären nur wertlose Imitationen, die mit dem anderen Kram im Kasten gelegen hätten. Rosheen wusste natÜrlich, dass das nicht stimmte. Sie und Jardine kannten Patrick gut genug, um zu wissen, dass er sich selbst bedienen wÜrde – und zwar nicht mit wertlosem Plunder –, wenn er seinen Lohn nicht bekäme. Aber Bridey glaubte ihm.«
Sie nickte. »Hat Jeremy seinen Anteil an der Geschichte zugegeben?«
»Noch nicht«, antwortete der Inspector, »aber das kommt schon noch.
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