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In Flammen

Titel: In Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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dem man Patrick der Morde angeklagt hatte...
    Kaum jemand in Sowerbridge zweifelte daran, dass Patrick O'Riordan die alte Lavinia Fanshaw als leichte Beute betrachtet hatte. Im November vor zwei Jahren hatte er der verwirrten alten Frau einen Chippendale-Sessel im Wert von mindestens fÜnfhundert Pfund abgejagt, indem er behauptet hatte, eine europäische Richtlinie schriebe vor, alle Hecken mÜssten nach Standardmaß geschnitten werden. Er hatte ihre LorbeerbÜsche auf einen Meter hinuntergestutzt, dafÜr den antiken Sessel kassiert, und das Lorbeerlaub an einen Kumpel verhökert, der Weihnachtskränze daraus machte.
    Und Gewissensbisse hatte er dabei Überhaupt keine gehabt. »War halt ein Geschäft«, sagte er später im Pub und kippte grinsend sein Bier. »Und die Alte hat sich gefreut wie ein Schneekönig. Sie hat zu mir gesagt, sie hätte den Sessel immer schon gehasst.«
    Er war ein kleiner, drahtiger Mann mit vollem dunklen Haar und durchdringenden blauen Augen, mit denen er seinen jeweiligen Geschäftspartner unverwandt zu fixieren pflegte – wie ein Kampfhund, der versucht, den Gegner einzuschÜchtern.
    »Auf jeden Fall hab ich dem ganzen Dorf einen Gefallen getan. Das Haus sieht doch tausend Mal besser aus, seit ich da vorn eine klare Linie reingebracht hab.«
    Dass die meisten Leute ihm zustimmten, tat nichts zur Sache. Es war richtig, dass das Herrenhaus infolge von Lavinias Senilität und ungewöhnlicher Langlebigkeit zusehends verwahrloste, aber das gab niemandem das Recht, am wenigsten einem O'Riordan, die Situation auszunutzen. Der Bursche solle sich doch mal an der eigenen Nase zupfen, meinten die Leute erbost. Liams Schrottautos vor dem Kilkenny Cottage sähen viel schlimmer aus als Lavinias verwilderte Hecke. Man hegte sogar den Verdacht, dass die Pflegerin bei dem Schwindel mitgemacht hatte, denn es war bekannt, dass sie sich immer wieder Über die Zustände in dem Haus aufregte, in dem sie arbeiten musste.
    »Ich kann Mrs. Fanshaw nicht vierundzwanzig Stunden am Tag beaufsichtigen«, hatte Dorothy Jenkins mit Entschiedenheit gesagt, »und wenn sie hinter meinem RÜcken Vereinbarungen trifft, kann ich nichts dagegen tun. Sie sollten sich an ihren Enkel wenden. Er hat die Pflegschaft fÜr sie, aber der wird das Haus niemals vor ihrem Tod verkaufen. Er ist viel zu geizig, um ein Pflegeheim fÜr sie zu bezahlen. So wie es im Moment aussieht, kann sie noch ewig leben, und Pflegeheime sind weit teurer als ich. Er zahlt mir einen Hungerlohn mit der BegrÜndung, ich hätte ja freie Kost und Logis. Dass die Heizung nicht geht und das Dach undicht ist und das ganze Haus die reinste Todesfalle ist, weil Überall die Dielen durchgefault sind, das ist ihm egal. Er wartet nur darauf, dass die arme alte Frau stirbt, damit er das GrundstÜck an irgendeinen Bauträger verschachern und dann leben kann wie Gott in Frankreich.«

Montag, 8. März 1999
    Die Menschenmenge schien von Minute zu Minute größer und lauter zu werden. Die meisten Gesichter waren Siobhan fremd. Offenbar hatte sich die Nachricht von dem Feuer schnell bis in die umliegenden Dörfer verbreitet. Sie konnte nicht verstehen, warum die Polizei sensationslÜsterne Gaffer durchließ, bis sie einen Mann sagen hörte, dass er auf der Straße nach Southampton geparkt hatte und querfeldein gelaufen war, um die Absperrung der Polizei zu umgehen. Überall war großes Gestoße und Gedränge um die besten Plätze; ein Mann, der widerlich nach Alkohol roch, stieß Siobhan einfach aus dem Weg. Erbost rammte sie ihm einen spitzen Ellbogen in die Rippen, ehe sie Nora beim Arm nahm und zur Straße mitzog.
    »Hier wird es gleich eine PrÜgelei geben«, sagte sie. »Diese Leute kommen offensichtlich direkt aus dem Pub.«
    Sie schob sich durch eine Gruppe Menschen beim Malvern House und entdeckte vor sich Noras Mann, Dr. Sam Bentley, im Gespräch mit Peter und Cynthia Haversley. »Da ist Sam. Ich bringe Sie noch hin und dann geh ich nach Hause. Ich mache mir Sorgen um Rosheen und die Jungen.«
    Sie nickte den Haversleys kurz zu, winkte Sam Bentley und wandte sich zum Gehen.
    »Da kommen Sie nie durch«, sagte Cynthia in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete und pflanzte sich, stocksteif in ihrem Korsett, zwischen Siobhan und der Straße auf. »Sie haben die ganze Kreuzung verbarrikadiert und lassen niemanden durch.«
    Ihr Gesicht war hochrot von der Hitze, und Siobhan fragte sich, ob sie eine Ahnung hatte, wie unattraktiv sie aussah. Wie Kirschspeise mit

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