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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Unternehmungen bedeutete, und war zum anderen darauf zurückzuführen, dass der Schiffskoch der Carmichael sich nicht nur als fähig erwiesen, sondern es sich auch zur Aufgabe gemacht hatte, im Austausch gegen die Hilfe bei der Beschaffung der Zutaten Portionen zu kochen, die für die Mannschaften mehrerer Schiffe ausreichten. In den drei Wochen seit der Ankunft der Carmichael hatte es zum Beispiel siebenmal eine » Unternehmung Bouillabaisse« gegeben, zu der praktisch jeder – Piraten, Huren, Schwarzmarkthändler und Kinder – mit Netzen und Eimern bewaffnet bei Niedrigwasser hinaus in die Bucht gewatet war und gemeinsam genug Tiere jeglicher Art und dazu Meeresfrüchte für einen gewaltigen Fischeintopf erbeutet worden waren. Wenn das dann alles in mehreren großen Töpfen über den Feuern am Strand kochte, mit Knoblauch, Zwiebeln und Safran scharf gewürzt, sagten die begeisterten Esser, dass hereinkommende Schiffe den Fischeintopf wahrscheinlich schon lange würden riechen können, bevor die Insel selbst in Sicht kam.
    Im Laufe des Monats hatten sich abends zum Essen mit Davies’ Mannschaft, wo die Schaluppe Jenny vertäut war, immer mehr Leute eingefunden, denn es war bekannt, dass die Jenny und die Carmichael die Insel am Samstag, dem dreiundzwanzigsten, verlassen und ihren Koch mitnehmen würden.
    Am Freitagnachmittag ruderte der Koch von dem tieferen Wasser, wo die Carmichael lag, ein Boot durch die Hafenbucht. Die Carmichael lag inzwischen wieder aufrecht im Wasser, und während Jack Shandy sich mit muskulösen, braunen Armen in die Riemen legte und sich mit kräftigen Schlägen von ihr entfernte, beobachtete er, wie das Arbeitsgerüst Stück für Stück vom Rumpf abgebaut wurde und klatschend ins Wasser fiel.
    Noch vor Ende des Monats, sagte er sich, sollte er in der Lage sein, nach Kingston zu gehen und seine finanzielle Situation zu regeln. Dann würde er ein Boot nach Port au Prince besteigen und dem … Familienbesitz einen Besuch abstatten.
    Jetzt, da er die Farben dieses westlichen Himmels, Meeres und der Inseln gesehen hatte, fühlte er sich nicht annähernd so irritiert von der Zeichnung in dem Brief, auf den sein Rechtsanwalt gestoßen war, wie bei seiner Abreise. Die breiten Veranden und Fenster des chandagnacschen Hauses in Port au Prince mit den Palmwedeln und riesigen Baumfarnen im Hintergrund und den Papageien in den Lüften schienen ihm jetzt sehr viel leichter vorstellbar zu sein, und die Zeichnung kam ihm nicht mehr vor wie die einer imaginären Unterkunft auf dem Mond.
    Nach dem Tod des alten François Chandagnac, seines Vaters, hatte Johns Anwalt einen bis dahin unbekannten Cousin Chandagnacs in Bayonne ausfindig gemacht, und dieser Cousin hatte ihm einen Stapel Briefe von einer Tante in Haiti überlassen, wo John, wie ihm stets vage bewusst gewesen war, einen Großvater und einen Onkel hatte. Diese Briefe und dann eine Menge ausführlicher Nachforschungen in obskuren Labyrinthen von Urkunden, Verzichtserklärungen, gerichtlichen Bestätigungen von Geburts- und Sterbeurkunden sowie Testamentsabschriften hatten endlich die Informationen geliefert, die John Chandagnac veranlassten, seine Verlobung mit der Tochter eines erfolgreichen Kohlenhändlers zu lösen, seine Stelle bei der Textilfirma aufzugeben und an Bord der Carmichael eine Passage zur anderen Seite des Globus zu buchen: John erfuhr, dass sein Großvater in Haiti in seinem Testament seinem ältesten Sohn François, Johns Vater, sein Haus, seine Zuckerrohrplantage und ein beträchtliches Vermögen hinterlassen hatte, als er 1703 gestorben war. Ferner hatte sich herausgestellt, dass François’ jüngerer Halbbruder Sebastian, ebenfalls ein Bewohner Haitis, gefälschte Dokumente vorgelegt hatte, um zu beweisen, dass François tot war.
    Aufgrund dieses Betruges hatte Sebastian den Besitz geerbt … und John Chandagnacs Vater, der nicht einmal von dem Erbe gewusst hatte, hatte weiter seine Marionettenvorstellungen gegeben, in wachsender Armut und bei schlechter Gesundheit, bis zu dieser letzten einsamen Nacht in Brüssel im Winter 1714. Sein Onkel hatte seinen Vater effektiv genauso sehr getötet wie er ihn beraubt hatte.
    Jack Shandy blinzelte jetzt und legte sich stärker in die Riemen, als könne ihn das schneller zu seinem Onkel führen, während er sich daran erinnerte, wie er mit der Vermieterin der schäbigen Pension, in der sein Vater gestorben war, geredet hatte. John Chandagnac war dort hingegangen, sobald er vom Tod

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