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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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schwer. Der Arzt sagt, im Ohr sei alles völlig steif …«
    » Ah! Ah, nun, hervorragend, Sir, völlig steif seid Ihr. Nun, dann lasst uns gleich zur Sache kommen und nicht länger über Fisch reden, wie wäre …«
    » Es ist eine Falle!«, brüllte einer der Piraten aus dem Publikum. » Sie wird ihn den Werbern direkt in die Hände spielen! So hat die Marine mich erwischt!«
    » Mit einer Frau?«, rief ein anderer Pirat ungläubig. » Ich habe nur ein Gläschen bekommen – und ich hatte nicht einmal die Hälfte davon getrunken, bevor sie mir eins über den Kopf gaben und ich im Beiboot des Schiffs erwachte.«
    Davies lachte, während er eine frische Flasche entkorkte. » Mich haben sie mit Süßigkeiten drangekriegt. Ich war fünfzehn und auf dem Heimweg von der Holzschnitzerwerkstatt, wo ich Lehrling war.« Er nahm einen guten Schluck aus der Flasche.
    » Das dürfen sie nicht!«, meldete sich ein anderer Mann zu Wort. » Es ist illegal! Lehrlinge, die jünger sind als achtzehn, sind ausgenommen. Du hättest es dem Kapitän sagen sollen, Phil, er hätte dich mit einer Entschuldigung wieder an Land gesetzt.«
    » Königin Anne hat dieses Gesetz 1703 erlassen, aber ich wurde vier Jahre vorher in Dienst gepresst.« Davies grinste, setzte die Flasche abermals an und wischte sich dann über den Schnurrbart, bevor er sagte: » Und es galt nicht rückwirkend.« Er schaute zu Chandagnac auf. » Ja, lass sie ihn zu den Werbern führen.«
    » Hm … in Ordnung.« Chandagnac hatte in mehreren Ländern Werber bei der Arbeit beobachtet, obwohl sein Alter, seine Staatsangehörigkeit oder möglicherweise eine gelegentliche diskrete Bestechung von Seiten seines Vaters verhindert hatten, dass er ihnen jemals in die Hände gefallen war.
    » Kommen Sie nur herein, Sir«, gurrte die weibliche Marionette verlockend und glitt zurück in das Fass. » Wir können ein Gläschen trinken, bevor wir zu anderen Dingen übergehen.«
    Der Kopf der anderen Marionette nickte idiotisch. » Wie bitte?«
    » Ich sagte, ich kenne mich hier aus. Wir können etwas zu trinken bekommen.«
    » Stinken? Wahrhaftig. Kein Wunder, schauen Sie sich nur diese groben Burschen an, ich bin mir nicht sicher, ob ich …« Die männliche Puppe folgte der weiblichen Puppe hinein, dann schüttelte Chandagnac die Marionetten und ließ die Zehenspitze seines Stiefels gegen die Rückseite des Fasses klirren. » Au!«, brüllte er mit rauer Stimme. » Vorsicht! Packt ihn! So ist es richtig! Haltet ihn fest! Bitteschön, Sir! Darf ich der Erste sein, der Ihnen dazu gratuliert, dass Sie sich für ein Leben auf See entschieden haben?«
    Chandagnac hatte eine gewisse Hoffnung, seine Geschichte in ihre gewohnten Bahnen zurückzuleiten, aber sein Publikum verlangte jetzt, dass er seinen unglückseligen Hauptdarsteller auf ein britisches Kriegsschiff brachte, und so musste er das Fass auf die Seite legen, damit es als Schiff dienen konnte. Dann schnippelte er schnell den Rock der Frau auf und nähte ihn als Hose wieder zusammen, damit diese Marionette verschiedene Männerrollen übernehmen konnte.
    Gedrängt von seinem in Erinnerungen schwelgenden Publikum ließ Chandagnac seinen armen Hauptdarsteller – dessen Oberklasseakzent inzwischen verschwunden war – alle möglichen Strafen unter den Händen der gefürchteten und verachteten Offiziere erleiden. Er ließ ihm ein Ohr abschneiden, weil er einen Befehl in einem Tonfall wiederholt hatte, den ein Offizier als sarkastisch erachtete, dann wurden ihm wegen irgendeines anderen Vergehens mit einem Belegnagel die Zähne eingeschlagen, und schließlich wurde er durch die Flotte gepeitscht, was anscheinend bedeutete, dass man ihn mit einigem Brimborium in einem Boot auf verschiedene Schiffe brachte, um an Bord eines jeden einzelnen davon ausgepeitscht zu werden. Schließlich erlaubte ihm das Publikum, in einem Tropenhafen vom Schiff zu springen und an Land zu waten. Mehrere Zuschauer schienen an diesem Punkt das Interesse zu verlieren und begannen zu singen, und zwe i fo chten außerhalb des Kreises der Zuschauer mit Stöcken.
    Chandagnac fuhr trotz der Ablenkungen fort und ließ den Flüchtling sich im Dschungel verstecken, um auf die Ankunft eines Piratenbootes zu warten, das einen zusätzlichen Seemann gebrauchen konnte, aber dann sprang der uralte Mann auf die Füße. » Die Quelle!«, brüllte der Greis. » Das Wasser, das schon verdorben ist, wenn es aus der Erde quillt!«
    » Alles in Ordnung, Gouverneur«, sagte Skank, »

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