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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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sich ihm bot – es war der Bocor, der sich mühte, eine Schubkarre mit zwei bewusstlosen dunkelhäutigen Personen vor sich herzuschieben –, weckte in dem Einarmigen sowohl Entsetzen als auch Hoffnung. Flüchtig wünschte er, es wäre kein menschliches Blut notwendig, dass Schafsblut den Zweck erfüllen würde, wie es das zu Odysseus Zeiten getan hatte. Aber er biss die Zähne zusammen und half dem Bocor, die Leiber aus der Karre zu ziehen, so dass ihre Köpfe nahe genug an der Grube lagen.
    Der Bocor hatte ein kleines Schälmesser und hielt es dem Einarmigen jetzt hin. » Wollt Ihr es tun?«
    Hurwood schüttelte den Kopf. » Das«, sagte er heiser, » ist deine Sache.« Er wandte den Blick ab und starrte eindringlich auf die Flamme der Fackel, während der Schwarze sich über die Leiber beugte, und als er einige Sekunden später das Spritzen und Sprudeln auf dem Öltuch in der Grube hörte, schloss er die Augen.
    » Jetzt die Worte«, sagte der Bocor. Er begann Worte in einem Dialekt zu singen, der die Sprachen Frankreichs, des Mondongodistrikts in Afrika und der indianischen Kariben miteinander vereinte, während der Weiße, der die Augen immer noch geschlossen hatte, auf Althebräisch zu singen begann.
    Der ungeregelt zweistimmige Gesang wurde allmählich lauter, als versuchte er zu übertönen, was jetzt neu aus dem Dschungel schallte: Laute, die wie gewispertes Gekicher oder Weinen klangen, und vorsichtiges Rascheln in den hohen Zweigen, außerdem ein chitinartiges Kratzen wie von abgestreiften Schlangenhäuten, die aneinandergerieben wurden.
    Abrupt wurden die beiden Gesänge identisch, und beide Männer artikulierten in perfektem Einklang, Silbe für Silbe – obwohl der weiße Mann immer noch Althebräisch sprach und der Schwarze immer noch seine eigentümliche Mischung von Sprachen. Hurwood staunte. Und noch während er daran teilnahm, spürte er die ersten Regungen wirklicher Ehrfurcht angesichts dieses unmöglichen, immer länger anhaltenden Zufalls. Über den scharfen Dämpfen des verschütteten Rums und dem rostigen Gestank des Blutes lag plötzlich ein neuer Geruch, der heißmetallische Geruch der Magie, und zwar weitaus stärker, als Hurwood ihn je zuvor wahrgenommen hatte …
    Und dann waren sie plötzlich nicht mehr allein – tatsächlich war die Lichtung voller menschenartiger Gestalten, die im Fackellicht beinahe durchscheinend waren, das Licht aber merklich dämpften, wenn mehrere von ihnen in einer Linie vor den Feuerschein gerieten, und all diese körperlosen Kreaturen drängten sich zu dem Blut in der Grube und riefen flehentlich mit piepsigen, schnatternden, vogelähnlichen Stimmen. Die beiden Männer ließen ihren Gesang verstummen.
    Auch andere Dinge waren erschienen, obwohl sie nicht die Aschelinien überschritten, die der Bocor um die Lichtung gelegt hatte, sondern einfach zwischen den Palmen hindurchspähten oder auf Ästen hockten; Hurwood sah ein Kalb mit flammenden Augenhöhlen und einen Kopf, der mit einem grässlichen Pendel aus herabhängenden Eingeweiden in der Luft schwebte. In den Bäumen saßen auch mehrere kleine Kreaturen, die eher Insekten als Menschen zu sein schienen, und während die Geister innerhalb der Linien des Ververs ein unablässiges schrilles Geschnatter von sich gaben, waren die Beobachter außerhalb alle stumm.
    Der Bocor hielt die Geister mit weit ausholenden Bewegungen seines kleinen Messers von der Grube fern. » Beeilt Euch!«, keuchte er. » Findet den, den Ihr wollt!«
    Hurwood trat an den Rand der Grube und musterte die durchscheinenden Kreaturen eingehend.
    Unter seinem Blick wurden einige von ihnen ein wenig besser sichtbar, wie Fäden oder Netze aus Eiweiß in heißem Wasser. » Benjamin!«, rief eine, und ihre kratzige, zerbrechliche Stimme erhob sich über das Hintergrundgeplapper. » Benjamin, ich bin es, Peter! Ich war Trauzeuge bei deiner Hochzeit, erinnerst du dich? Lass ihn mir erlauben zu trinken!«
    Der Bocor sah den anderen Mann fragend an.
    Hurwood schüttelte den Kopf, und das Messer des Bocors blitzte auf, schnitt den bettelnden Geist sauber in zwei Stücke, und mit einem schwachen Schrei löste das Ding sich auf wie Rauch.
    » Ben!«, kreischte eine andere Kreatur. » Gott segne dich, Sohn, du hast deinem Vater Erfrischungen gebracht! Ich wusste …«
    » Nein«, sagte Hurwood. Sein Mund war eine gerade Linie, als das Messer wieder aufblitzte und der nächste verlorene Geist von der Brise davongetragen wurde.
    » Ich kann sie nicht

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