In fremderen Gezeiten
gesehen. Warum Leber, Wurst und Rosinen?«
» Keine Ahnung. Sie behaupten, das halte ihre Gaumen rot, aber alle alten Bocors haben trotzdem weiße Gaumen.« Davies holte tief Luft, dann schlug er Shandy auf den Rücken. » Vorne ist Rum – ich brauche welchen, um Mate Care-for zu wecken, damit er sich um meine Schulterverletzung kümmert, und ich möchte wetten, dass du auch nichts gegen einen oder zwei Schlucke hättest.«
» Nein«, bestätigte Shandy inbrünstig.
» Ist Hodge durchgekommen?«, fragte Davies einen Mann in seiner Nähe.
» Nein, Phil. Er hat eine Kugel in den Bauch bekommen, als wir über die Reling gingen, und er ist gesprungen, aber nicht wieder aufgetaucht.«
» In Ordnung, dann übernehme ich das Kommando. Kurs Südwest«, rief Davies seiner entmutigten Mannschaft zu. » Diejenigen von euch, die zu verletzt sind, um zu arbeiten, flicken Segel und spleißen Taue. Wir werden Tag und Nacht segeln müssen, um das Treffen in Florida rechtzeitig zu erreichen.«
» Zur Hölle, Phil«, beklagte sich ein magerer alter Bursche, » wir sind zu lädiert. Niemand könnte uns einen Vorwurf machen, wenn wir einfach nach New Providence zurückkehren würden.«
Davies grinste ihn wölfisch an. » Wann hätte sich je einer von uns darum geschert, was man uns vorwirft? Die Carmichael ist mein Schiff, und ich will sie zurückhaben; und ich denke, Ed Thatch wird bald König von Westindien sein, und ich will oben sitzen, wenn der Rauch sich klärt. Es ist ein Jammer, dass einige von euch alt genug sind, um sich an die friedlichen Freibeutertage zu erinnern, denn diese Tage sind lange vorüber – der Sommer ist vorbei und jetzt geht es ums Ganze, und in ein paar Jahren wird es wahrscheinlich nirgendwo in der Karibik mehr möglich sein, einfach in der Sonne zu sitzen und ausgesetztes spanisches Vieh über einem freien Feuer zu rösten. Es ist eine neue Welt, das stimmt, eine Welt, die nur darauf wartet, genommen zu werden, und wir sind diejenigen, die wissen, wie sie in dieser Welt leben können, ohne so tun zu müssen, als sei sie ein Bezirk von England, Frankreich oder Spanien. Alles, was uns aufhalten könnte, ist Trägheit.«
» Nun, Phil«, sagte der Mann, ein wenig verblüfft von dieser Ansprache, » Trägheit ist das, worauf ich mich am besten verstehe.«
Davies entließ ihn mit einer Handbewegung. » Dann befolge Befehle – bleib bei mir, und du wirst genug zu essen und zu trinken bekommen oder tot sein, und es wird dich nichts bekümmern.« Er zog Shandy mit sich aufs Vorschiff und suchte dort unter einem Stapel Segeltuch und förderte mit einem glücklichen Aufschrei eine Flasche zutage. Er zog den Korken mit den Zähnen heraus und reichte Shandy die Flasche.
Shandy nahm mehrere tiefe Schlucke von dem sonnengewärmten Rum; er schien zu gleichen Teilen aus Dämpfen und Flüssigkeit zu bestehen, und als er einatmete, nachdem er die Flasche zurückgegeben hatte, war es so, als nehme er noch einen Schluck.
» Jetzt sag mir«, forderte Davies ihn auf, nachdem er selbst eine ordentliche Menge in sich hineingekippt hatte, » warum du Wilson wirklich erschossen hast?«
Shandy breitete die Hände aus. » Er wollte dich töten. Wie dieser Seekadett sagte, es wäre Mord gewesen.«
Davies musterte ihn eindringlich. » Wirklich? Das war der ganze Grund?«
Shandy nickte. » Ja. So wahr mir Gott helfe.«
» Und als du deine neuen Kleider bekommen und gesagt hast, du seiest zum Dienst gepresst worden und in Wirklichkeit gar kein Pirat … war das aufrichtig?«
Shandy seufzte ergeben. » Ja.«
Davies schüttelte staunend den Kopf und nahm noch einen Schluck von dem warmen Rum.
» Ähm«, sagte Shandy, » wer ist … was ist Peachy Bender?«
» Hm?«
» Könnte ich noch etwas mehr davon haben? Danke.« Shandy nahm mehrere Schlucke und gab die Flasche zurück.
» Percher Bandy?«, sagte er. Ihm war ein wenig schwindelig. » Du weißt schon, der Mann, der dir etwas über Kapitän Wilson erzählt hat, und war das die Wahrheit?«
» Oh!« Davies lachte. » Panda Beecher! Er war – und ist es vielleicht immer noch – ein Gewürzgroßhändler, und er verstand sich darauf, die Kapitäne der Navy dazu zu bewegen, seine Waren in den Frachträumen ihrer Schiffe zu transportieren; es ist höllisch illegal, aber eine Menge Händler tun es – sie können dem Kapitän genug bezahlen, dass es sich für ihn lohnt, aber trotzdem stehen sie am Ende erheblich besser da, als wenn sie ihre Fracht Handelskapitänen
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