Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
Vom Netzwerk:
Pulvermagazin hochgeht – und es sollte wirklich hochgehen, denn ich habe einige machtvolle Reime für die Feuergeister im Ärmel, und es wird hier nicht an Blut fehlen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen – wenn es explodiert, werde ich, falls Mate Care-for es gefällt, mit Waffen aus dem vorderen Niedergang kommen. Ihr werdet die Decke des Kapitäns aufschlagen, um an die Waffen darunter zu kommen, und wir werden uns den Weg auf die Schaluppe freikämpfen und uns davonmachen. Und wenn ich nicht unmittelbar nach der Explosion auftauche, dann wartet nicht auf mich.«
    Nourse starrte Davies an. » Ihr …«, stotterte er, » Ihr habt mir Euer Wort gegeben!«
    Davies lachte. » Ihr seht, was es wert ist. Aber hört zu, Ihr werdet mich zu dem Magazin führen, oder ich werde Euch die Ohren abschneiden und dazu zwingen, sie zu essen. Ich habe das schon früher mit Leuten getan, die mir Ärger gemacht haben.«
    Nourse wandte den Blick ab, und wieder gewann Shandy den Eindruck, dass der Seekadett sich an irgendeine schreckliche Geschichte über Davies erinnerte. Wie kann es sein, fragte Shandy sich entsetzt, dass ich auf der Seite dieses Ungeheuers stehe?
    Einige Minuten später kamen sie zu dem Schluss, dass sie alle bereit waren zu gehen – Shandy und der unglückliche Offizier hatten den toten Kapitän und die Schwerter sowie ein Paar eleganter Duellpistolen in ein Laken gehüllt, und Shandy konnte seine Pistole, die er auf den Offizier gerichtet hielt, unter einem Ende des herabhängenden Stoffs verbergen. Davies hatte sich in die blutbefleckte Jacke des bewusstlosen Offiziers gezwängt – als jemand an die Kajütentür klopfte.
    Shandy zuckte überrascht zusammen und ließ beinahe seine Pistole fallen.
    » Das ist der Arzt«, zischte Davies angespannt. Er durchquerte die Kajüte, lehnte sich neben den Türangeln an die Wand und gab Nourse mit der Spitze seines Schwertes ein Zeichen. » Lasst ihn herein.«
    Nourse zitterte noch heftiger als Shandy, und er verdrehte unglücklich die Augen, als er die Tür entriegelte und aufriss. » Wir haben den Kapitän in seine Koje gebracht«, stammelte er, während der Arzt hereindrängte.
    So geschickt, als handele es sich um einstudierte Tanzschritte, trat Davies hervor, schlug dem alten Arzt mit der Parierstange seines Schwertes auf den Kopf und fing den Mann auf, als dieser fiel.
    » Wunderbar«, sagte Davies befriedigt. » Auf geht’s.«

Kapitel 8
    Nicht mehr als eine Minute später schleiften Shandy und der zitternde Offizier die Leiche und die mit in die Decke gewickelten Waffen übers Deck. Das längliche Bündel hatte sich als zu schwer und zu sperrig erwiesen, um es zu tragen – vor allem wenn Shandy seine verborgene Pistole weiter auf den Offizier gerichtet halten wollte, der das Fußende der Last trug –, und so mussten sie es eben quälend langsam über die Planken schleifen.
    Shandy schwitzte heftig, und nicht nur, weil die heiße Tropensonne auf seinen Kopf herunterbrannte und das weiße Deck gleißen ließ – er war sich mit allen Sinnen eines jeden bewaffneten Matrosen bewusst. Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, das sperrige Bündel zum Vorschiff zu schleppen und sich nicht vorzustellen, was passieren würde, wenn das Pulvermagazin explodierte oder wenn die Seeleute merkten, was gespielt wurde, und das Feuer auf sie eröffneten oder wenn der weißlippige Offizier am anderen Ende der Decke begriff, dass er, wenn die Hölle losbrach, zwischen den Fronten festsitzen würde.
    Während sie sich schwankend und schnaufend weitermühten, vorbei an der geschlossenen Ladeluke mitschiffs, ließ der Offizier Shandys verborgene rechte Hand keinen Moment aus den Augen, und Shandy wusste, dass sein unwilliger Partner sofort davonspringen und Alarm geben würde, wenn die vom Schweiß schlüpfrige Waffe seinem verkrampften Griff entglitt.
    Die entwaffneten Gefangenen oben auf der Back beobachteten, wie sie näher kamen. Sie hatten gehört, dass es die Leiche von Philip Davies war, die zu ihnen hinübergeschleift wurde, und sie verspürten eine bittere Freude darüber, dass Shandy dazu gezwungen worden war, sie zu bringen. » Komm noch ein wenig näher, Shandy, du Hundsfott«, rief ein Mann. » Es wird sich lohnen, meine Hinrichtung zu verpassen, wenn ich dafür deinen Hals in die Hände bekomme.«
    » So dankst du also Davies dafür, dass er dich am Leben gelassen hat?«, warf ein anderer ein. » Dafür wird man dir die Zombies auf den Hals hetzen, das kannst du

Weitere Kostenlose Bücher