In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers

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Hand gewesen war, über die mit Lehm und Schlamm verklebte Sohle des Stiefels. Die linke Hand half ebenfalls, und während Shandy sich fragte, was zur Hölle der Mann da tat, rollten die wabbeligen, grünen Hände den Modder zu einer Kugel zusammen.
    Verdammt, Phil, dachte Shandy, welchen Nutzen hat eine Kugel aus Lehm und Schlamm?
    Shandys schrecklich verlängerte Zehen hatten das Flussbett gefunden und begonnen, sich hineinzugraben, und er spürte, wie Nährstoffe durch seine Beine emporflossen. Seine Hände waren fort, und nicht einmal eine Naht in der glatten Rinde der frischen Äste unterschied das, was er zuvor gewesen war, von dem, was das Boot gewesen war.
    Davies legte eine Hand auf die zuckende Bordwand, die dort sofort Wurzeln schlug; aber der blühende Pirat zog die andere Hand zurück, spannte all seine Kräfte an und schleuderte die Kugel senkrecht in die Höhe.
    Und eine Bombe schien zu explodieren. Die Luft wurde zusammengepresst von einem Schrei, der den Verstand ebenso betäubte wie die Ohren, und die Boote entfernten sich heftig schwankend voneinander. Dann war der Druck verschwunden und die Luft war plötzlich sehr kalt. Shandy taten die Zähne weh, wenn er atmete. Er rollte sich herum – und stellte fest, dass er sich herumrollen konnte, dass er nicht länger im Holz des Bootes verwurzelt war. Das Boot war wieder ein normales Boot und kein Haufen sich windender Äste; es war sogar relativ trocken. Beth lag ausgestreckt über der hinteren Ruderbank – er konnte nicht erkennen, ob sie bei Bewusstsein war, aber zumindest atmete sie und hatte ihre menschliche Gestalt wieder angenommen. Davies saß über den Riemen zusammengesunken da, die Augen geschlossen. Er lachte, erschöpft, und hielt sich die Hand, mit der er den Schlammball geworfen hatte. Die Hand schien verbrannt zu sein. Und irgendwie regnete es überall um sie herum dicke Tropfen, obwohl das Dach des Dschungels so undurchdringlich war wie eh und je.
    Shandys Ohren klingelten, und er musste schreien, um sich auch nur selbst zu hören. » Eine Kugel aus Lehm hat es getötet?«
    » Etwas von dem Dreck an meinem Stiefel stammte vom Ufer am Jungbrunnen«, brüllte Davies zurück, und Shandy konnte ihn nur mit knapper Not verstehen, » aus dem Bereich, der Gift ist für alle toten, aber belebten Dinge.«
    Shandy schaute geradeaus. Schwarzbart, der es anscheinend zufrieden war, sich die Erklärung später geben zu lassen, legte sich bereits wieder in die Riemen. » Darf ich mir anmaßen vorzuschlagen«, brüllte Shandy von Schwindel erfasst Davies zu, » dass wir zusehen, mit aller gebotenen Hast von hier wegzukommen?«
    Davies schob sich eine verirrte Haarlocke aus der Stirn und setzte sich auf die Ruderbank. » Mein lieber Freund, betrachte es als erledigt.«
    Um sie herum war etwas wie Hundegebell oder Schweinegrunzen zu vernehmen; Shandy, dem noch immer die Ohren klingelten, brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Pilzköpfe mit den Gesichtern dafür verantwortlich waren. » Die Gemüsejungs sind aber laut heute!«, überschrie er ihr Getöse.
    » Betrunken, nehme ich an!«, erwiderte Davies mit einer leicht hysterischen Heiterkeit. » Verdammt lästig!«
    Beth hatte sich aufgerichtet und saß im Heck. Sie schaute mit halb geschlossenen Augen geradeaus und hätte entspannt wirken können, wären da nicht die weißen Knöchel ihrer Hände gewesen, mit denen sie die Bordwände umklammert hielt.
    Ein Nebel legte schwache Lichthöfe um ihre Fackeln. Ein Stück voraus schwenkte Schwarzbarts Boot nach Süden ab, und obwohl Shandy glaubte, Davies durch den gleichen Kanal zu dirigieren, konnten sie das führende Boot nicht länger sehen. Alles Licht schien von der Fackel ihres eigenen Bootes auszugehen, und obwohl sie Schwarzbarts gebrüllte Antwort hören konnten, wenn sie riefen, war seine Stimme fern, und sie konnten nicht erkennen, aus welcher Richtung sie kam.
    Nachdem er sich selbst eingestanden hatte, dass sie Schwarzbart verloren hatten, schaute Shandy zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Das Boot mit Hurwood, Friend und Bonnett war ebenfalls nirgends zu sehen.
    » Wir sind auf uns selbst gestellt«, sagte er zu Davies. » Glaubst du, du kannst uns zum Meer zurückbringen?«
    Davies hielt inne, um sich die von Bäumen, Wurzeln und Lianen abgetrennten Teiche und Kanäle anzusehen, die von allen anderen, durch die sie gekommen waren, kaum unterschieden werden konnten.
    » Sicher«, antwortete er und spuckte in das