In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers

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leise. » Er ist zurückgekommen, um uns erneut anzubrüllen und uns mit weiteren Büschen vor dem Gesicht herumzuwedeln.«
    Dieser Geist des Dschungels schien ihn zu hören, denn Shandy nahm jetzt einen Unterton bitteren Humors in dem Miasma des Zorns wahr. Er spürte, wie das Ding dachte: Büsche.
    Shandy konnte fühlen, wie sich der Geist aufmerksam über die Boote beugte – die Luft war drückend, und seine Lungen hatten Not, Atem zu holen. Benommen nahm er eine Handvoll von dem Kraut aus dem Beutel und warf es auf die Flamme der Fackel. Eine stinkende Rauchwolke brodelte durch die zum Schneiden dicke Luft, um sich zwischen den Schlingpflanzen und moosbehangenen Ästen zu verlieren.
    Er konnte die plötzliche Qual des Dings spüren, aber diesmal gab es keinen Schrei von sich und zog sich auch nicht zurück. Der Dschungelgeist ertrug seine Verletzung, würde aber nicht zurückweichen.
    Die Luft und das Wasser – der ganze Dschungel – begannen sich zu verändern.
    » Weiter … bewegt euch!«, kam ein erstickter Schrei von Hurwood. » Wir müssen … weg hier!«
    » Nun, viel Glück«, schnarrte Davies verbittert, legte sich aber nichtsdestotrotz verzweifelt ins Zeug.
    Das Wasser zitterte jetzt wie Gelee; die Luft dampfte und war gefüllt mit feuchten Pflanzenteilen, die offensichtlich von den Bäumen heruntergeschüttelt wurden. Die Struktur des Bootes schien sich unter Shandy zu verändern, wurde biegsamer, und als er sich die Bodenbretter ansah, waren sie zu unbearbeiteten Ästen geworden, die glänzend grüne Blätter trugen. Sie bewegten sich und wuchsen vor seinen Augen – er konnte spüren, wie sie sich unter seinen Stiefeln aufbäumten. Auf seinem nackten Unterarm saß ein Klumpen nasser Algen; als er versuchte, den Klumpen wegzuwischen, klebte er an einem Ende fest, und als er das freie Ende packte und zog, sah er, dass er lediglich mehr davon aus einem Loch in seinem Arm zog, und er konnte das innere Ziehen bis ganz hinauf in seine Schulter fühlen. Er ließ sofort los, dann sah er die winzigen, grünen Sprossen, die sich schmerzhaft unter seinen Fingernägeln Bahn brachen.
    Er schaute sich nach Davies um; der Hinterkopf des Piraten war ein Blumenstrauß, und sein Hut wurde ihm von neuen Blumen vom Kopf gehoben, während Shandy ihn beobachtete. In Davies’ Schatten bebte Beth im Würgegriff dieser vegetativen Metamorphose.
    » Gebt ihm … irgendjemanden«, heulte Hurwood im dritten Boot, während sich grüne Halme aus seiner Kehle entfalteten.
    » Bonnett«, krächzte Friend. Seine fetten Hände waren jetzt nur noch knollige Verdickungen der Stämme, die von seinen Schultern ausgingen, durch die Ruderdollen wuchsen und seitwärts im Wasser verschwanden. » Werft diesem Ding Bonnett vor.«
    Schwarzbart hob das Gesicht, das eine riesige aufblühende Orchidee war. Die Stränge der Staubgefäße zuckten, und eine Stimme pfiff: » Ja, Bonnett.« Davies nickte mit seinem Blumenstraußkopf.
    Shandy spürte kaltes Wasser zwischen seinen Zehen und begriff, dass seine Füße zu Wurzeln geworden waren und den Rumpf des Bootes durchdrungen hatten. Er stellte jedoch fest, dass er sich nicht dazu überwinden konnte zu nicken. » Nein«, flüsterte er, die Kehle voller Binsen. » Kann ich nicht. Habe ich … dich … der Navy vorgeworfen?«
    Davies’ Schultern sackten herab. » Verdammt«, flötete er, » Jack.«
    Shandy sah wieder zu dem dritten Boot hinüber. Leo Friend war ein fetter, nasser Baumstamm, von dem wie Spinnenbeine dürre Zweige in alle Richtungen abstanden. Ein mit Pilzen überwucherter Zypressenstumpf war von Stede Bonnett übrig geblieben, und Hurwood, nicht länger imstande zu sprechen, war nur noch ein dichter Bestand von Farnen, die hektisch zuckten wie in einem heftigen Wind.
    Davies mühte sich an den Riemen ab, aber ihr Boot löste sich rascher auf als die anderen beiden und war bereits bis zum Dollbord gesunken. Davies blieb wahrscheinlich immer noch genug Zeit, das Rudern einzustellen, auf Hurwoods Boot zu warten und dann Bonnett dort herauszureißen und ins Wasser zu werfen. Mit einem solchen Tribut würde das Ding den Rest von ihnen vielleicht gehen lassen … Aber Shandy hatte Davies diese Idee anscheinend ausgeredet.
    Dann stemmte Davies sich hoch und ließ die Riemen los.
    Er wird es tun, schoss es Shandy durch den Kopf. Es ist falsch, Phil. Es gefällt mir nicht, aber um Gottes willen, beeil dich.
    Davies zog einen Fuß hoch und fuhr mit dem Palmwedel, der kurz zuvor seine rechte