In Gedanken bei dir (German Edition)

lange Zeit dort liegen bleiben.
    Und
da war noch dieses neu entdeckte Wrack eines Seglers am Great Barrier Reef vor
der Küste Queenslands. Das war schon ein faszinierendes Tauchprojekt.
    Eine
Weile stöberte er auf der Website herum, dann hatte er sich entschieden. Er
öffnete seinen Mail Account und schrieb zwei Mails an die UNESCO.
     
     
     

     
     
     
    Von: Cassie [email protected]
    An: Alle Kontakte
    Kopie: [email protected] , [email protected] , [email protected]
    29.09.2012 / 21:47
    Betreff:
Jolie
    Liebe Freunde, von
ganzem Herzen danke ich euch für euer Mitgefühl und euren Trost. Eure Mails,
manche mit angehängten Kinderzeichnungen, rühren Alex und mich immer wieder zu
Tränen.
    In den letzten Tagen
bin ich bei Alex und Jolie in der Klinik geblieben. Es war eine qualvolle Zeit:
Die akuten Fieberschübe, das abrupte Sinken des Blutdrucks, das Herzrasen und
die unregelmäßige Atmung haben nicht nur unsere Kleine in Panik versetzt. Jeden
Moment konnte es zu einem Versagen von Leber und Nieren kommen. Es gab
Augenblicke voller Fassungslosigkeit und Schmerz, in denen Alex und ich
dachten, unser Kind würde in unseren Armen sterben.
    Ich hatte gedacht,
den schlimmsten Augenblick in meinem Leben hätte ich erlebt, als Dr Mayfield
mir vor Wochen sagte, dass Jolie sterben würde. Aber ich habe mich getäuscht.
Denn im Vergleich zu dem Schrecken der letzten Tage, meiner Kleinen dabei auch
noch hilflos zusehen zu müssen, waren Karens einfühlsame Worte geradezu
harmlos. Es gibt einen Schmerz, der einfach nicht vorstellbar ist, bis du ihn
durchlebst.
    Das alles ist für
Alex und mich nur sehr schwer zu ertragen. Aber das Kind, das in mir wächst,
schenkt uns immer wieder Hoffnung und sehr viel Kraft, das alles durchzustehen.
Wir machen Pläne für die Zeit danach – wenn das Baby geboren ist und Jolie
überlebt hat. Alex will sich ein Jahr frei nehmen, damit er sich um die Kinder
kümmern kann, während ich wieder für die UNESCO arbeite.
    Dank einer überaus
großzügigen Spende wird das möglich sein. Der Spender ist anonym, aber die
Summe, die er uns zur Verfügung stellt, soll nicht ungenannt bleiben, finde
ich. Denn das Geld ermöglicht die Transplantation für Jolie, deren Kosten die
Krankenkasse nicht übernimmt, und die monatelange Behandlung in der Klinik. Und
es reicht auch noch für die Reise, die Jolie mit Mommy und Daddy machen möchte:
Sie will so gern den Delfin in Hawaii besuchen, für den sie eine
WWF-Patenschaft übernommen hat.
    Okay, meine Freunde,
hier kommt die Summe – damit ihr alle dasselbe Gefühl der Dankbarkeit gegenüber
jenem unbekannten Spender haben könnt wie ich, als ich diesen Betrag auf
unserem Konto entdeckte: Es sind $ 800.000.
    Wer auch immer Du
bist, lieber Spender, ich kann Dir nicht mehr sagen als Danke, mit Tränen in
den Augen. Kein Wort kann ausdrücken, was ich jetzt empfinde. Freude ist das
schönste Geschenk, das Du uns überhaupt machen konntest.
    Herzliche Grüße an
euch alle,
    Cassie
     
     
     

     
     
     
    Von: Alex [email protected]
    An: Jaycie [email protected]
    05.10.2012 / 17:04
    Betreff:
Jolie hat sich über Dein Bild gefreut!
    Hallo Jaycie, geht's
Dir gut, Süße? Deine liebe Mail habe ich vorhin Jolie vorgelesen. Sie war so
gerührt über Dein Mitgefühl, dass sie ein bisschen geweint hat. Dein Bild
findet sie echt toll. Sie bedankt sich dafür. Leider ist sie immer noch zu
krank, um Dir selbst eine Mail zu schreiben.
    Die Abstoßungsreaktion
ihres Körpers auf mein Blut ist sehr schlimm. Trotz der starken Medikamente,
die Jolie nehmen muss, ist sie in den letzten Tagen immer schwächer und sehr,
sehr krank geworden.
    Letzte Nacht hatte
Jolie hohes Fieber und schmerzhaften Schüttelfrost – Cassie und ich hatten
solche Angst um unsere Kleine. Ich war heute morgen so erschöpft, dass ich
während der zwei Stunden meiner Thrombozyten-Blutspende tief und fest
geschlafen habe. Cassie war in dieser Zeit bei Jolie und hat ihre Hand
gehalten.
    Seit heute Nachmittag
fühlt Jolie sich ein bisschen besser. Ich habe mich zu ihr ins Bett gelegt, und
wir haben einen Walt-Disney-Film geguckt. Dabei habe ich Jolie im Arm gehalten
und ihre Haut gestreichelt, die immer so entsetzlich juckt und brennt. Sie im
Arm zu halten und zu streicheln tut mir gut, weißt Du, Jaycie. Es hilft nicht
nur Jolie, sondern auch mir. Denn etwas anderes kann ich gegen die schreckliche
Reaktion ihres Körpers auf mein Blut nicht tun. Und das ist richtig schlimm