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In Gedanken bei dir (German Edition)

In Gedanken bei dir (German Edition)

Titel: In Gedanken bei dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein , Lara Myles
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Beine an, legte die
Arme um die Knie und beobachtete die Nebelschwaden, die über die Bay zogen und
sich im Wasser spiegelten. Kein Horizont, nur über sie hinwegziehender Nebel.
Ein Bild für Unendlichkeit. Für Sterben. Für Trauer.
    Ein
Geräusch im Wohnzimmer des Hausboots durchbrach die Stille, das leise Rauschen
der Brandung, das verhaltene Schreien der Möwen. Als Cassie sich umdrehte,
stand Nick in der offenen Schiebetür zur Veranda.
    »Alex
hat mich angerufen. Er hat gesagt, dass es dir nicht gut geht«, sagte er leise,
sanft, behutsam. »Ich bin sofort gekommen.«
    »Danke,
Nick.« Ihre Stimme war kaum lauter als ein heiseres Flüstern.
    Nick
sah aus, als würde er sie gern in den Arm nehmen, um sie zu wärmen und zu
trösten. Um ihr Mut zu machen. Um ihr Hoffnung zu schenken. Aber er hielt sich
zurück. Er wirkte erschöpft, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen, und
er war so verkrampft, als würde nur eine qualvolle Selbstbeherrschung
verhindern, dass er weinend zusammenbrach. »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Als
sie nickte, legte er einen verschlossenen Umschlag auf den Tisch, zog sich
einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. »Wie geht’s dir?«
    Cassie
kämpfte mit den Tränen und deutete auf ihre Notizen auf dem Tisch.
    Nick
beugte sich vor und nahm die Papiere, um sie zu lesen. Cassie sah, wie seine
Hand zitterte, und sie ahnte, was jetzt in ihm vorging.
    Eine
steile Falte grub sich in seine Stirn, während er die Zeilen las. Dann legte er
die Blätter wieder auf den Tisch und schüttelte den Kopf. »Es ist so schwer,
Worte zu finden ...«
    Cassie
tastete nach seiner Hand und drückte sie. »Deine Gefühle reichen mir.«
    »Ich
werde immer für dich da sein.«
    »Danke,
Nick.«
    Sein
Blick schweifte durch die Unendlichkeit hinter den Nebelschwaden, dann blieb er
an dem Umschlag hängen, den er mitgebracht hatte. »Brauchst du noch was? Es ist
kalt hier draußen, und du frierst. Soll ich dir eine Wolldecke bringen? Einen
Pullover? Oder einen Kaffee?«
    Cassie
schüttelte den Kopf. »Ich fahre gleich wieder in die Klinik.«
    »Soll
ich dich hinbringen?«
    »Nein.«
Das Wort klang so hart, so abwehrend, dass sie es noch einmal aussprach,
sanfter, weicher, versöhnlicher: »Nein.«
    »Du
willst allein sein«, vermutete Nick, und er klang verzagt.
    »Ja.«
    Cassie
merkte ihm an, wie schwer es ihm fiel zu gehen. Er wollte für sie da sein. Er
wollte ihr Leid lindern. Er wollte sie lieben.
    »Ist
gut«, sagte er, und seine Stimme brach.
    Sie
presste die Lippen aufeinander und starrte auf die Bay hinaus, als er langsam
aufstand und leise ging.
    Den
Umschlag ließ er auf dem Tisch liegen.
    Cassies
Finger zitterten, als sie ihn schließlich zu sich heranzog und aufriss.
    Ein
Brief. Von Nick an sie.
    Sie
entfaltete das Schreiben und las es.
     
    Geliebte Cassie,
    wie soll ich das, was ich jetzt
empfinde, in wenigen Zeilen niederschreiben? Mein Verstand findet keine Worte,
die angemessen sind, und so lasse ich mein Herz sprechen. Und ich hoffe, ich
schaffe es, mir alles von der Seele zu schreiben.
    Ich trauere um das, was ich verloren
habe. Du hast mein Leben wertvoll gemacht. Mit Dir war ich glücklich, Du hast
mir alle Liebe dieser Welt geschenkt ...
     
    Ihr
Atem ging stoßweise, sie keuchte, sie schluchzte.
     
    ... kann nichts tun als Dir zu
versprechen, Dich ewig zu lieben. Du wirst für immer in meinem Herzen sein, und
ich werde mich an Dich erinnern ...
     
    Cassie
hatte nicht die Kraft, Nicks Brief zu Ende zu lesen. Der Schmerz in ihr wurde
unerträglich, und sie stieß einen erstickten Schrei aus.
    Weinend
presste sie den Brief an ihre Brust, und sie wünschte, es wäre Nick. Dann
sprang sie auf und rannte ihm nach.
     
     
     

     
     
     
    Der Gedanke an das, was man verloren hat,
schwingt wie eine unvergessliche Melodie im Herzen, dachte Nick. Ein stilles,
leises Lied von Schmerz und Sehnsucht.
    Für
einen kurzen Augenblick blitzte in ihm der Gedanke auf, dass Cassie ihn nicht
wirklich zurückgestoßen hatte. Dass sie ihn immer noch liebte, so wie er sie
liebte. Mit einer solchen Gewissheit, dass sie, was auch geschah, immer wieder
zueinander zurückkehren würden.
    Die
Tränenschleier in seinen Augen und die Nebelschwaden über dem Liberty Dock
verbanden sich zu einer weißen, wogenden Welt der Trauer. Das einzige Geräusch,
das die lastende Stille durchdrang, war das Knarren der Planken unter seinen
schweren Schritten, als er zu seinem Motorbike zurücktaumelte.
    Plötzlich
konnte

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