In Gedanken bei dir (German Edition)
langen Fahrt hatte sie gehofft, ihr würden die richtigen Worte
einfallen. Und jetzt? Alles was sie sagen konnte, klang irgendwie unpassend und
ziemlich albern.
Ihr
Herz klopfte wie verrückt. »Hallo, Alex.«
Er
schüttelte langsam den Kopf. »Hallo, Cassie. Wie schön, dich zu sehen.«
Sie
lächelte, und Tränen verschleierten ihren Blick. »Dich auch«, quälte sie
heraus. »Ich freue mich wirklich.«
Er
nickte, und sie spürte, dass er so verwirrt war wie sie ... so aufgewühlt ...
so traurig.
Was
ist da noch zwischen uns?, fragte sie sich. Herzklopfen? Ja, und wie! Gefühle?
Auch, und jede Menge schöner Erinnerungen. Herzlichkeit? Ja, sehr viel. Liebe?
Leidenschaft?
Sie
gingen aufeinander zu, umarmten sich und küssten sich.
Na
ja, nicht auf die Lippen. Sondern nur verlegen auf die Wangen. Und trotzdem,
sie musste den Impuls unterdrücken, ihm dabei übers Haar zu streichen, so wie
früher.
Cassie
konnte seinen vertrauten Duft riechen. Ein sehr männlicher Duft von warmer,
sonnengebräunter Haut, ein Hauch Schweiß, den sein kühlendes, erfrischendes
After Shave fast überdeckte.
An
Alex’ Schulter hörte sie das Tuscheln seiner Freunde: »Ist das seine Ex?« – »Dr
Cassie Lacey.« – »Ich stelle sie mir gerade im sexy Tauchanzug vor. Ob ich sie
um ein Date bitte?« – »Frag doch Alex nach ihrer Telefonnummer.« – »Besser
nicht. Sieh dir die beiden an ... Da besteht akute Waldbrandgefahr.«
Schließlich
löste Alex sich von ihr und sah sie an. »Alles in Ordnung?«
Cassie
schaute zu Boden, wischte eine Träne fort und versuchte, sich wieder zu
beruhigen.
Hey,
ich bin todmüde – ich bin seit achtundzwanzig Stunden auf den Beinen, ich habe
erfahren, dass meine Tochter stirbt, dass mein Mann sich scheiden lassen will,
dass mein Freund mit der Situation nicht klar kommt, und ich bin die Nacht
durchgefahren, um meiner Kleinen ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Nein, Alex,
nichts ist in Ordnung! Und wie es aussieht, wird es das auch nie wieder sein!
Alex
sah ihr an, wie entsetzlich sie sich fühlte. »Du hast meinen Brief bekommen.«
»Gestern.«
»Und
heute bist du hier.«
»Ich
wollte dich sehen.« Sie zog die Scheidungspapiere aus ihrem Rucksack. »Können
wir reden?«
Alex
zögerte, warf einen Blick auf die Uhr und schaute sie wieder an. »Hast du
unterschrieben?«
»Was
glaubst du?«
Er
bemerkte den Ring an ihrem Finger und berührte seinen unwillkürlich mit dem
Daumen. »Nein.«
Cassie
nickte.
»Und
wieso nicht?«
»Können
wir reden?«, wiederholte sie, und ihre Stimme zitterte dabei.
Verunsicherung.
Das war es, was sie empfand. Sie wusste nicht genau, was sie wollte. Alex mit
nach San Francisco nehmen, Jolies letzten Wunsch erfüllen – und dann? Die
erneute Trennung? Die Scheidung?
Alex
hob die Augenbrauen, sah ihr in die Augen, bemerkte etwas darin, das er nicht
kannte und das er erforschen wollte, weil es ihn betroffen machte, und nickte
langsam. »Okay.«
»Jetzt?«
»Cassie
...« Er atmete tief durch. »Ich kann nicht. Ich muss zum Toutle River, um
Messungen durchzuführen.«
»Ich
wollte dich wiedersehen, Alex. Aber es geht um mehr. Ich muss dir was sagen
...«
»Aha,
und was?«
Sie
wich seinem Blick aus. »Ich weiß nicht, wie ich’s dir sagen soll. Ich dachte,
es wäre ...«
Alex
wartete, dass sie weitersprach, aber Cassie zuckte nur mit den Schultern, schon
wieder den Tränen nah.
»Du
könntest mich begleiten und mir helfen, die schweren Geräteteile über die
Geröllhalden ins Tal des Toutle River zu schleppen.«
Cassie
nickte. »Okay.«
»Wir
verlassen den Trail.«
Sie
hob den rechten Fuß und zeigte ihm das dicke Profil ihres Wanderstiefels. Dann
zog sie eine Rolle Lifesavers mit Kirschgeschmack aus ihrem Rucksack und hielt
ihm die Bonbons hin.
Er
lächelte, und seine Augen funkelten, als er sich an ihre Wildnistour nach dem
Fallschirmsprung über Canyonlands erinnerte. »Ich fahre in die Restricted Area.
Du brauchst ein Permit, eine Genehmigung.«
»Ich
kümmere mich darum«, meldete sich einer der Forest Rangers zu Wort, die Alex
und Cassie aufmerksam beobachteten. Rusty Barrett, der Name stand auf dem
Aufnäher an seiner Hemdtasche, legte Alex die Hand auf die Schulter, als er an
ihm vorbei zum Observatory ging und dabei sein Funkgerät vom Gürtel nahm.
»Danke,
Kumpel.«
Rusty
winkte ab. »Kein Ding.«
Alex
sah wieder Cassie an. »Wir werden den ganzen Tag unterwegs sein.«
»Ist
gut.«
»Der
rote Wildtrak, ist das
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