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In Gedanken bei dir (German Edition)

In Gedanken bei dir (German Edition)

Titel: In Gedanken bei dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein , Lara Myles
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Am
frühen Abend ist er dann in Vancouver und bringt die Evian-Flasche ins
Observatorium.«
    »Und
wir?«
    Er
deutete auf die Bimssteinebene unterhalb des Vulkankraters. »Ich würde gern in
einem weiten Bogen die Ebene überqueren, bevor wir ins Visitor Center
zurückkehren und ins Restaurant zum Abendessen fahren. Ich möchte nach weiteren
Proben suchen.«
    »Gas?«
    »Yup.«
    »Wie
weit?«
    »Vier
Meilen, vielleicht fünf. Kein Trail. Unebenes Gelände, Hügel und Wasserläufe,
Felsen und Geröll. Du bist ziemlich müde. Schaffst du das noch?«
    »Na
klar.« Cassie sprang auf und klopfte sich mit den flachen Händen auf die
Schenkel. »Warten wir noch auf Jake?«
    »Nein,
der kommt uns in zehn Minuten auf unserem Weg entgegen.«
    »Okay,
dann los!«
     
     
    Ich weiß nicht mehr, wann wir damit angefangen
haben, Händchen zu halten, dachte Alex. Als ich ihr geholfen habe, den kleinen
Wasserlauf zu überqueren? Die Böschung war wirklich steil! Oder als sie in der
Nähe von einem der kleinen algengrünen Seen zwischen den schroffen Hummocks
stolperte und ich sie festhielt, bevor sie stürzte?
    Wir
halten Händchen, so wie früher, als wir noch ein Paar waren. Aber jetzt hat
jeder von uns eine Familie. Ich glaube jedenfalls, dass dieser ... Wie heißt er
noch? ... dieser Nick Talcott ihr Freund ist. Und die süße Kleine mit dem
niedlichen Kinderlächeln, deren Foto ich vorhin auf der Aussichtsplattform des
Johnston Ridge Observatory auf Cassies Smartphone gesehen habe, bevor sie es
ausgeschaltet hat, ist vermutlich seine Tochter aus einer früheren Beziehung.
Die Kleine ist fünf oder sechs – zu alt, um Cassies und Nicks Kind zu sein.
Okay, es spricht für ihn, dass er das Sorgerecht für seine Tochter bekommen
hat.
    Wie
lange sind Cassie und Nick wohl schon zusammen? Noch nicht lange, glaube ich,
denn die Tüten mit meinen Bildbänden und DVDs aus dem Gift Shop, die ich beim
Ausladen der Tauchausrüstung in ihrem Pickup entdeckt habe, sind ja wohl für
ihn bestimmt. Will Nick wissen, wer ich bin? Will er meine Schwächen
kennenlernen und meine Fehler einschätzen, damit er es besser machen kann als
ich?
    Denn
ich habe Cassie verloren.
    Nein,
das stimmt nicht. Ich habe sie verlassen.
    Und
erst jetzt begreife ich, wie weh ich ihr damals getan habe.
    Obwohl
ich mit Marlee und ihren Kindern glücklich bin, spüre ich einen Stich der Eifersucht.
Und ich frage mich, was ich eigentlich noch für Cassie empfinde. Bin ich
verliebt? Nein, ich habe keine Schmetterlinge im Bauch, wenn ich sie ansehe.
Ich bin nicht aufgeregt. Aber erregt, ja, und wie. Und doch ist es Liebe. Und
vielleicht auch Sehnsucht.
    Aber
für Cassie empfinde ich anders als für Marlee. Wie soll ich das erklären? In
den Jahren unserer Ehe, in denen wir oft monatelang getrennt waren, haben wir
eine Art intuitiver Kommunikation entwickelt, sagt man so? Wir haben gelernt zu
denken, wie der andere denkt, und zu fühlen, wie der andere fühlt. Wir waren in
Resonanz, so heißt das in der Geophysik, und wir haben im anderen etwas zum
Schwingen gebracht, das bis jetzt nicht zur Ruhe gekommen ist.
    Mit
Marlee ist das nicht so. Ihr muss ich vieles erklären, was Cassie ohne Worte
verstanden hat. Wenn wir in einigen Wochen verheiratet sind, wollen Marlee und
ich zusammenziehen. Von ihrem Haus in Portland sind das Verlagsgebäude der
Tageszeitung The Oregonian , wo sie als Journalistin arbeitet, und das
Observatorium in Vancouver auf der anderen Seite des Columbia River, wo ich für
das USGS arbeiten werde, schnell zu erreichen. Ja, okay, ich werde mehr am
Schreibtisch hocken und die Bleistifte spitzen als jetzt, und der Job ist auch
nicht so spannend wie der beim Katastrophenschutz in San Francisco. The Big
One, das die Stadt verwüstet, kommt erst noch, der Mount St Helens dagegen ist
bereits explodiert, mit einem Knall, der von Kalifornien bis Montana zu hören
war. Ich fege hier im Grunde nur die Trümmer auf, die ich künftig in Tütchen
verpacken und beschriften werde. Der Job klingt nicht nur langweilig, er ist es
auch.
    Aber
ich werde Marlee und die Kinder jeden Morgen und jeden Abend sehen können, und
das entschädigt mich für vieles. Ich will einfach nicht mehr allein sein. Jetzt
nicht mehr. Ich habe mein Privatleben zugunsten meiner Karriere zerstört, ich
habe Cassie aufgegeben, und das bedauere ich jetzt. Eine wichtige
Lebenserkenntnis, nicht wahr? Die Stille nach dem Beben meiner Trennung ist für
mich unerträglich geworden. Ich hasse diese

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