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In Gedanken bei dir (German Edition)

In Gedanken bei dir (German Edition)

Titel: In Gedanken bei dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein , Lara Myles
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sich in einem Augenblick der Schwäche gegen ihn lehnte, ihre Stirn an
seiner Schulter, streiften seine Lippen die weiche Haut an ihrem Hals, und sie
erschauerte.
    Cassie
schubste ihn von sich, nicht grob, aber resolut, und er wich überrascht einen
Schritt zurück und prallte gegen den Küchentresen. Seinem bestürzten und
verletzten Blick wich sie aus, als sie nach der Fernbedienung griff und den Ton
anschaltete.
    Eyewitness
News at 5 lief
schon.
    An
ihm vorbei schob Cassie sich aus der offenen Küche und hockte sich mit den
Ellbogen auf den Knien auf das Sofa, um sich das Interview mit Nick und Alex
anzusehen.
    Hinter
ihr kletterte Nick über die Rückenlehne des Ledersofas und rutschte daran
herunter, bis Cassie zwischen seinen Beinen saß. Er legte seinen Arm um sie,
und sie lehnte sich gegen ihn. Als sie mit Katie schwanger war, hatten sie oft
so gesessen und gekuschelt und geschmust. Nick und sie – sie hatten ein Kind,
um das sie jeder für sich allein getrauert hatten. Cassie brachte es einfach
nicht übers Herz, Nick erneut wegzustoßen.
    Was
sie ihm zu sagen hatte, würde schwer genug für ihn sein.
    Der
Schriftzug A Dying Wish flimmerte über den Bildschirm. Dann wurde die
Moderatorin im Nachrichtenstudio gezeigt. »Es war Jolies letzter Wunsch, ihren
Daddy zu umarmen, während sie stirbt. Alex Lacey erfüllte seiner Tochter diesen
Herzenswunsch. Und sie lebt.« Ein professionelles Lächeln, halb Versprechen
einer mitreißenden Story, halb mitfühlende Anteilnahme. »Das Neueste in der
Jolie-Lacey-Story.«
    Ein
Jingle. Ein Bild von Jolie, die auf Alex’ Schoß saß und glücklich lächelte.
Dann wieder die Moderatorin, die, jetzt wieder ernst, in die Kamera blickte:
    »Guten
Abend. Dieses Foto zeigt Alex und Jolie Lacey, einen Vater und seine kleine
Tochter, die seit Wochen im Mittelpunkt des nationalen Interesses stehen. Die
einzige Chance der Fünfjährigen war eine Stammzellentransplantation durch ihren
Vater. Diese fand vor fünf Tagen statt, nachdem Jolie erneut eine wochenlange
Chemotherapie und eine Bestrahlung ihres ganzen Körpers über sich ergehen
lassen musste.«
    Jolie
wurde jetzt eingeblendet. Sie hockte auf der Kante eines Stuhls und ließ die
Beine baumeln. Sie sah verstört und sehr, sehr klein aus, und sie trug das rosa
Shirt mit den Glitzersternchen, das Cassie vor Wochen am Mount St Helens
gekauft hatte. Dass das Interview mit ihr gestern Vormittag durch eine
Trennscheibe geführt worden war, merkte man der Aufnahme nicht an. Auch nicht,
dass sich nur wenige Stunden später ihr Zustand dramatisch verschlechterte.
    Jolie
nickte heftig auf die Frage, die ihr gestellt wurde, sog aber die Lippen
zwischen die Zähne, als wollte sie eigentlich lieber nichts sagen. »Das war die
allerschlimmste Zeit von meinem ganzen Leben«, antwortete sie schließlich mit
piepsiger Stimme, und ein ernster Schatten huschte über ihr Gesicht. »Ich hab
ganz doll geweint. Weil, ich hatte solche Angst. Ich dachte, ich muss bald
sterben. Und ich wollte nicht, dass Mommy und Daddy so traurig sind. Und Nick.«
    Die
Moderatorin neigte den Kopf und berührte mit der Fingerspitze ihren
Augenwinkel, als müsste sie sich eine Träne abwischen. »Es war ein Wettlauf
gegen die Zeit. Doch dann wurden der kleinen Jolie endlich die lebensrettenden,
gesunden Stammzellen ihres Vaters übertragen.«
    Die
Finger eines Mannes, die die Hand eines Kindes streichelten, erschienen in
Großaufnahme auf dem Fernseher: Alex und Jolie.
    Dann
wurde Alex interviewt: »Wie geht es Jolie heute?«
    Mit
schwankender Stimme erzählte Alex, eigentlich ein Medienprofi, wie stolz er auf
seine Kleine war, weil sie so tapfer war. Er berichtete von der Krise, die in
den frühen Morgenstunden endlich ausgestanden war. Der plötzliche Fieberschub,
das abrupte Sinken des Blutdrucks, das Herzrasen und das Wissen, dass Jolie die
Abwehrkräfte fehlten, die sie vor einer tödlichen Infektion schützen konnten,
hätten ihm panische Angst gemacht. Erst als Jolie, die in seinen Armen die
Nacht verbracht hatte, im Schlaf lächelte, hatte er gewusst, dass ihr Zustand
sich wieder besserte.
    Während
Alex sprach, wurden Fotos eingeblendet. Ein Bild, das vor Monaten von Jolie
aufgenommen worden war, als sie auf der Intensivstation im Koma lag: Piepsende
Geräte und Kabel, Schläuche und Transfusionsbeutel umgaben ein Kind, das mit
geschlossenen Lidern klein, blass und zerbrechlich in einem Krankenbett lag.
Ihren eingeschweißten Teddy hielt sie ganz fest im

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