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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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den Gefallen tun und fragen.
    Ben ging, um Guy zu füttern, einen Salamander, den Hetty ihm geschenkt hatte, als Eric, sein Wickelbär, unvermittelt an einer Überdosis Seidenquasten eingegangen war. Guy machte viel weniger Arger. Er lebte in einem gläsernen Terrarium mit kleinen Felsbrocken, Pflanzen, Kieseln und Farnen, die recht ansprechend aussahen, statt den Querbehang der Gardinenstange zu zerfetzen, was Erics Lieblingsbeschäftigung gewesen war. Hetty lieferte uns ein ziemlich widerwärtiges Futter auf Trockeninsektenbasis, was Ben die Mühe ersparte, Fliegen oder Spinnen zu fangen, um den kannibalischen Appetit des kleinen Monsters zu befriedigen. Wenn Guy mir gehört hätte, hätte er in Rekordzeit gelernt, Toast mit Marmelade zu lieben.
    Humphrey sah, daß die Vorstellung zu Ende war. Er stand auf, wandte sich zur Tür und murmelte etwas von Tidys Türknäufen. Ich nahm an, sie gehörten zu den Dingen, die er außer Briefen zustellte, und er würde schnurstracks zum Dun Cow fahren und sich dort etwas Stärkeres genehmigen als Kaffee. Ich war froh, daß seine Runde ihn so früh bei uns vorbeiführte. Mrs. Widdows Schwangerschaftstest würde wahrscheinlich mit Arthur Bonnocks selbstgemachter Bilsenkräuteressenz verwechselt werden, ehe er seinen Bestimmungsort erreichte.
    Als er fort war, fragte ich Ben, ob Pa ihm gesagt habe, wohin er fahren wolle. «Keine Ahnung. Er bekam den Anruf und wurde ganz aufgeregt, sammelte seine Sachen zusammen, kritzelte den Zettel für dich und war weg. Er hat allerdings gefragt, ob er vielleicht saubere Socken anziehen und einen Hut mitnehmen soll. Vielleicht besichtigt er eine Moschee oder einen Dom. Und er hat gefragt, ob du bald wieder zurück bist, und ich sagte, ich weiß nicht, und er sagte, er jedenfalls nicht.»
    «Jedenfalls nicht was?»
    «Zurückkommen. Er ruft nachher an.» Man läßt seinen Mann mit der Zeitung am Tisch sitzen, und im nächsten Moment verschwindet er mit Hut und sauberen Socken wer weiß wohin. Plötzlich fiel mir etwas ein, und ich sagte: «Er hat doch gar keinen Hut!» Den Zylinder, den Bowler, den Strohhut oder den Stetson konnte er kaum genommen haben - sie stammten alle von Wohltätigkeitsbasaren und waren nur in nostalgischen Augenblicken brauchbar.
    Als das Telefon eine Stunde später klingelte, sauste ich hin, aber es war Hosanna.
    «Im -Laden in Eastbury gibt es einen alten Offiziersmantel, Trenchcoatform, superlang, durchgehend gefüttert, scheint genau das zu sein, was wir suchen. Er liegt zusammen mit Directoire-Schlüpfern und einer Nonnenhaube auf dem Regal für Theaterkostüme. Ich fahre gleich hin. Kommst du mit?»
    «Von wem weißt du das?»
    «Posy. Sie hat es von Betty. Er soll 2 Pfund kosten, aber ich denke, man kann ihn ein bißchen runterhandeln, vor allem, wenn diese hübsche Blondine da ist, die mit dem umwerfenden Mann.»
    Ich sagte Hosanna, ich könnte es unmöglich einrichten, und sie versprach, mich anzurufen und Bescheid zu sagen, wenn sie zurückgekommen sei. Sie erklärte sich bereit, nach Latzhosen zu sehen, möglichst von Monteuren. Zu den Preisen, die in den wohltätigen Second-Hand-Shops dafür verlangt wurden, waren sie eine fabelhafte Investition - man brauchte sie nur zu färben, damit die Ölflecke nicht mehr zu sehen waren. Hosanna und ich würden am liebsten nur Latzhosen tragen, im Winter mit einem Pulli darunter, im Frühling mit einem Hemd, im Sommer mit gar nichts. Wir fanden, daß die Männer die praktischsten und bequemsten Kleidungsstücke für sich pachteten, und arbeiteten gemeinsam an einem einteiligen Ding für alle Jahreszeiten, das alles zugleich sein sollte, pflegeleicht und praktisch und verführerisch. Wir waren sicher, daß wir uns, sobald wir das Richtige gefunden hatten, vor Angeboten nicht retten könnten. Wir diskutierten oft darüber, obgleich wir beide nicht genau wußten, was uns eigentlich vorschwebte.
    Ben und ich tranken nachdenklich und schweigsam eine Kanne Tee aus. Er schob den schrecklichen Moment hinaus, in dem er seine Sachen packen mußte. Seine Mutter konnte jede Minute anrufen und liebende Worte hervorkramen. Das neue Schuljahr stand bevor, und die erdrückende Realität des Lernens würde vieles andere zurückdrängen. Was für eine schreckliche Vorbereitung aufs Leben! Ohne die Verheißung der nächsten vierzig Jahre könnte man die ersten zwanzig kaum ertragen. Eltern sollten erst dann Kinder zeugen dürfen, wenn sie nachdrücklich auf die Existenz der

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