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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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wohl erst dann Wiedersehen, wenn die entsprechenden Zahlungsbefehle kämen. Pa kam ihnen nie zu nahe. Er fand sie so deprimierend wie einen Plattfuß. Für mich gehören sie zum täglichen Leben, und Schecks sind sowieso kein richtiges Geld.
    Ich hörte ihn kommen, als ich wieder hinuntergehen wollte. Seine Stimme schallte durchs Haus, als er übereinen Hund stolperte. Ich hörte, wie Ben lachte, Connie trillerte und Rosie vor Begeisterung laut kläffte. Das Haus war wie-

* 7 *

    Charlie trottete die Zufahrt entlang, als ich vom Einkäufen heimkam, und Rosie stakte auf der Suche nach imaginären Kaninchen durch den dünnen Schnee auf der Obstwiese. Die Sonne war für einen kurzen Augenblick durchgekommen, und die Büsche waren mit blitzenden Eiszapfen verziert wie die Perücken reicher alter Witwen mit juwelenbesetzten Aigretten. Der Stausee im Tal riffelte sich freundlich, nachdem er tagelang bleiern dagelegen hatte. Ich öffnete die Hintertür und rief die anderen Hunde, damit sie das Schauspiel bewundern konnten. Sie lungerten an den Tischbeinen herum wie Kinder, die keine Lust haben, zur Schule zu gehen. Mattie rührte sich nicht, und nur ein leises Grummeln sagte mir, dies sei kein Wetter für die Älteren. Sie kokettierten mit ihren Jahren wie kerngesunde Rentner, die sich verpflichtet fühlen, ihrem Image zu entsprechen, indem sie ständig neue Zipperlein erfinden. Ich ließ sie alle in der Küche und ging weiter, um nach Demelza zu sehen, doch ich hörte sie schon schnarchen, ehe ich die Tür aufgemacht hatte. Ich eilte zur Treppe und rief ein befehlendes «Ben!» hinauf, dann ging ich wieder in die Küche, stellte den Kessel auf, sank auf den nächsten Stuhl - und sah einen Zettel auf dem Tisch.
    der ein Zuhause, und ich wußte, daß ich sogar in eine Kohlenzeche auf Alcatraz ziehen würde, wenn er dort war.
    Die meisten Zettel auf Tischen sind mit Milchkrügen beschwert und enthalten Abschiedsgrüße wie: «Ich gehe. Ich habe mir weiß Gott alle Mühe gegeben.» Diese Mitteilung besagte fast das gleiche, aber die Absicht war weniger klar. «Entschuldige, Liebling. Auk hat angerufen. Er hat was!» (Sumpffieber?) «Muß es mir sofort ansehen. Muß ernsthaft mit Dir reden, wenn ich zurück bin. Ich rufe an. Liebe und Küsse, Pa.» Darunter hatte er hinzugefügt: «Ruf Montag S.-P. wegen des Angebots für das Haus an. Sehr interessiert!» Ich war nicht sicher, wen er meinte und wer interessiert sei. Ich wußte nur, daß ich es nicht war.
    Ich schenkte gerade zwei Becher mit dem unvermeidlichen Trostspender voll und war ziemlich am Boden zerstört, als Humphrey zur Hintertür hereinkam. Die Hunde blickten zu ihm hoch, schlossen wieder die Augen und schliefen weiter. Ich hatte das Gefühl, ganz ähnlich zu reagieren.
    «Machen Sie bitte die Tür zu. Hier...» Ich schob ihm einen Becher hin. Es war der mit der Aufschrift FÜR DIE DICKE, was mich davor warnen soll, Schokoladenlikör mit Sahne zu trinken.
    «Etwas für Sie», sagte er, als wollte er mir mein Weihnachtsgeschenk elf Monate zu früh überreichen.
    «Danke. Was ist es?»
    «Blumen. Bestimmt sehr teuer. In einer großen Schachtel. Per Fleurop aus London über Mrs. Cherub. Sie sind in den Pub gebracht worden, damit ich sie Ihnen mitnehmen kann.» Das komplizierte Fleurop-System sorgt dafür, daß die meisten roten Rosen bei der Zustellung so welk sind wie die Liebe, die sie inspiriert hat.
    Er ging hinaus und kam mit einer Blumenschachtel zurück, die mit einer blauen Schleife verziert war. «Da», sagte er, als hätte er sie selbst ausgesucht. «Von wem sind sie denn?»
    «Kevin Keegan?» vermutete ich, aber ich fing an, ein bißchen rot zu werden. Die Blumen waren wie zärtliche Worte im Wind, vergänglich, ätherisch, bald für immer verweht. Ich öffnete den winzigen Umschlag und zog eine Karte hervor. Darauf stand: «Weil...» und die Unterschrift lautete «Rose». Fleurop-Tücken. Ich habe mal einen Kranz zu einem Ort bei Nottingham geschickt, der Burton Joyce hieß.
    Als er eintraf, war er von «Bert und Joyce», und die trauernden Hinterbliebenen rätselten lange herum.
    Ben kam herein, sagte verblüfft «Wow!», nahm die Karte und fragte: «Wer ist Rose?»
    Ich antwortete nur: «Da ist dein Kaffee. Der blaue Becher.» Auf diesem stand ZUHAUS IST, WO ES UMSONST ZU FUTTERN GIBT, was Pa unmißverständlich daran erinnen sollte, daß ein pochiertes Ei bei mir ungefähr zwei im Metropole wert ist. Aber das war das letzte, was mir im Moment am Herzen

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