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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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er fort, «und sie hat gesagt...»
    «Die Werkstatt?»
    «Nein, die Mechanikerin, die da arbeitet. Hab ich es dir nicht erzählt? Sie ist Spitze. Wußte genau, wo sie hingucken muß. Hat auf Anhieb ihren Finger auf die richtige Stelle gelegt.»
    «Meine Güte.»
    «Die weiß Bescheid.» Ich wünschte, er würde nicht so gönnerhaft sein. «Ich hab sie auf einen Drink eingeladen, und sie hat gesagt, daß sie ältere viel lieber mag. Sie hätten zwar mehr Kilometer drauf, aber sie seien zuverlässiger, wenn es hart auf hart gehe.»
    Er zog mich auf, und ich wußte es. Also sagte ich: «Quatsch. Jeder zieht ein jüngeres Modell vor, wenn er erst mal ein paar alte Fahrgestelle nach einem Regenguß gesehen hat.»
    «Na ja, sie denkt jedenfalls an eine Generalüberholung, und wenn ich nach Haus komme, wirst du dich freuen über bessere Beschleunigung und eine enorme Leistung.»
    Ich versuchte, mir etwas über ein besseres Getriebe vorzustellen, aber ich fürchtete, er würde einhängen und sich ein paar modische Anzüge kaufen, so daß ich nur von dem Mops der Pawleys erzählte, was zu verschiedenen unanständigen Bemerkungen beiderseits führte, und dann gaben wir uns einen Kuß durchs Telefon. Ich gestand, daß er mir schrecklich fehlte. Er gab beruhigende, aber etwas selbstgefällige Töne von sich und meinte, Auk sei todlangweilig. Er sagte, er habe Hunger. Er hat immer Hunger, wenn er nicht zu Haus ist. Es war das mindeste, was ich brauchte, um sicher zu sein, daß er mich liebte und auf mich angewiesen war.
    Joan Pawley hatte mir einmal erzählt, Clarence sei ein perfekter Ehemann. Er habe sie seit sechzehn Jahren nicht «behelligt». Ich muß ein entsetztes Gesicht gemacht haben, denn sie fügte hinzu: «Habe ich Sie schockiert?» Sie meinte natürlich, weil sie ein so intimes Thema angeschnitten hatte. Ich war nie schockierter gewesen, aber nur, weil die arme Frau all die Zeit «unbehelligt» geblieben war. Sie sagte, hoffentlich werde ihre Priscilla einen netten Akademiker bekommen, «einen, der sich nicht so hemmungslos austobt», sagte sie, «wenn Sie verstehen». Ich hatte nicht verstanden, was ihr vorschwebte. Sie ließ durchblicken, ein Akademiker würde über Dinge wie Sex erhaben sein. Was sie nicht wußte, war, daß Priscilla sich überall austobte und daß «Achtung, Cilla!» eine stehende Redewendung geworden war, wenn Leute auf dunklen Feldwegen über eng umschlungene Paare stolperten, denn Priscilla pflegte alle Jünglinge weit und breit anzulernen.
    Pa und ich hatten uns gute Nacht und auf Wiedersehen gesagt, als mir Ems Zimmer einfiel. Ich hatte die angehefteten Musselinvorhänge durch einen gewagten kubistischen Baumwolldruck in Rot und Orange ersetzt, von einem ganzen Ballen für 2 Pfund auf einem Weihnachtsmarkt. Wahrscheinlich hatte es sich jemand anders überlegt und ihn unbedingt loswerden wollen. Ich nahm an, Emily hätte die unzähligen Baumwolldrucke von Laura Ashley endlich satt, die ihre fürsorgliche, aber weltfremde Mutter kaufte, um Emilys Bein zu verstecken. Wir hatten sie überredet zu Jeans und Shorts und Badeanzügen und dem Meer- und der Freiheit. Alle spielten die Bedeutung des Handikaps herunter, das bisher ihr Leben beherrscht hatte. Ich persönlich glaubte, die Mutter sei unbewußt der Meinung, ein behindertes Kind würde weniger Arger machen als eine Behandlung, die zu Pubertätsproblemen führen könnte, wenn das Kind lernte, daß es seinen Beinen vertrauen konnte. Ich bin ziemlich sicher, daß sie nie so argumentierte, aber wir alle folgen unserem Instinkt, und nicht immer zu aller Bestem. Unsere Impulse zielen in erster Linie auf Selbsterhaltung ab.
    Aber Emilys Bein war kürzlich behandelt worden. Ein Dr. Harvey, der uns letzten Sommer seinen Irischen Setter gebracht hatte, schlug vor, Emily solle doch in seine Klinik kommen, und jetzt hinkte sie nicht mehr so stark, und das Bein sah schon viel besser aus. Für später wurde eine Operation ins Auge gefaßt, doch in der Zwischenzeit bewirkte allein die Kraft der Hoffnung, daß Emily reifer wurde und ein neues, stärkendes Selbstbewußtsein entwickelte.
    Das Zimmer mit ihrem Namen an der Tür machte das deutlich. Es war mit Bildern von Pferden und Bauwerken geschmückt. Ich hatte Emily ermutigt, Bubbles, den verkalkten Grauschimmel auf unserer Wiese, regelmäßig zu bewegen. Bubbles war ungefährlich, und man saß auf ihm fast so gemütlich wie auf einem Großmuttersofa. Er verlebte seine Tage zusammen mit Jody, einem Esel,

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