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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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wieder da bin. Ich hab einen Brief von Daddy an dich, und Mamie hat mir ein Geschenk mitgegeben. Sie hat mir zu Weihnachten eine himmlische Fliegerjacke geschenkt, aus Satin, und auf dem Rücken steht . Ich hab für Ben ein Buch über Essen. Es heißt und sagt, man braucht überhaupt nicht zu essen. Es ist nur eine Form der Genußsucht.»
    «Erzähl das mal den hungernden Menschen in Bangladesh», schlug ich vor.
    «Hier, nimm einen J’aime Chocolat. Sie sind in Paris sehr beliebt. Viel besser als Netzstrümpfe und Charles Aznavour. Wir waren Weihnachten mit Freunden von Daddy im Georges Cinq. Sie hatten eine ekelhafte Tochter, sie hieß Chloé und trug Stöckelschuhe und hatte mitternachtblaue Lidschatten.»
    «Warum nicht?» entgegnete ich. Ich mag keine intoleranten Kinder, die sich anderen überlegen dünken. Aber Emily fügte hinzu: «Sie war erst sieben.» Also wandte ich nichts mehr ein.
    «Ich gehe jetzt und begrüße Bubbles und Jody», sagte Emily und nahm eine Jacke aus dem Schrank. «Kommst du mit, Ben?» Ich war froh, daß er es tat, wenn auch widerwillig. Ich hoffte, er würde andere Stiefel anziehen. Er mochte Emily und war sehr nett zu ihr, aber wie ein großer Bruder, und es war nicht ganz das, was Emily sich wünschte. Nicht jetzt. Nicht mehr.

* 8 *

    Am Sonnabend rief Hosanna in aller Herrgottsfrühe an. «Wir müssen um halb zwei los», warnte sie mich. «Es fängt um zwei an, und man braucht 20 Minuten, um hinzukommen. Ich habe natürlich ein paar Pfadfinder becirct, aber man kann sich nicht mehr so auf sie verlassen wie früher.» Sie fügte hinzu, es gebe unter anderem zwei Ölöfen und einen Motorbootpropeller. Ihre Cousine vom Frauenhilfsverein habe das gesehen, als sie Essen auf Rädern ausgefahren habe. Die Chance, zwei Ölöfen und einen Motorbootpropeller kaufen zu können, versetzte mich nicht gerade in Begeisterung, aber es war ein sicherer Anhaltspunkt, daß der Trödelmarkt nicht in letzter Minute improvisiert werden und als Höhepunkt eine gesprungene Aufwaschschüssel aus blauem Plastik anbieten würde, und eine Reihe von Tellern, um den abgelegten Pullis verlockende Rundungen zu verleihen.
    Ich fragte nach Harry. «Sehr, sehr gut», flüsterte sie, und ich wußte, daß sie sich wieder vertragen hatten und wahrscheinlich planten, den Atlantik mit den propellergetriebenen Ölöfen zu überqueren. Bei ihnen gebar jede Versöhnung den Plan zu einer Safari oder Wüstendurchquerung, der sich aber verflüchtigte, wenn sie sich wieder stritten, wie viele Tuben Zahnpasta sie mitnehmen sollten.
    Ich sagte, ich würde um halb zwei bei ihr am Tor sein. Dann sah ich nach den Hunden. Phillis war ein netter, alltäglicher Name, und ich betete, die Geburt möge ebenso nett und alltäglich vonstatten gehen. Sie hatte sich sehr gut an das Lesezimmer gewöhnt, schlief viel, erledigte draußen würdevoll ihre Verrichtungen, unterhielt Frilly (die immer mit neuen Gästen flirtete, weil sie von ihrem Essen naschen wollte) und machte ganz und gar nicht den Eindruck, daß sie in den nächsten 24 Stunden etwas Dramatisches veranstalten würde. Demelza schien sich der neuen Umgebung, Routine, Ernährung und Gesellschaft gar nicht bewußt zu sein. Vielleicht war das ein Merkmal Schottischer Shags.
    Ich rief Hetty an, um mir Mut machen zu lassen. Sie wollte gerade zu einer Frau, die auf ihren Wellensittich getreten war. «Getreten!» schrie ich entsetzt. «Auf einen Wellensittich ?»
    «Mein Gott», sagte Hetty gereizt, «das kommt dauernd vor. Die Leute lassen ihn aus dem Käfig, kommen plötzlich zurück, achten nicht darauf, wohin sie treten, und schon ist es zu spät.» Man hätte glauben können, es sei ein neuer Modesport.
    «Ist er tot?»
    «Natürlich ist er tot. Alle sind es. Bei einer Kundin hat sich mal jemand auf den Chihuahua gesetzt. Er war mausetot. Der bewußte Gast wog zweieinhalb Zentner. Er kam nur zu Besuch und ließ sich in einen Sessel plumpsen, ohne genau hinzusehen, und er merkte erst später, daß er nicht auf einem Seidenkissen saß.» Ich gab mir Mühe, es mir nicht bildlich vorzustellen. «Er wagte nicht, aufzustehen und nach Haus zu gehen. Er hockte eine Ewigkeit da und starrte düster vor sich hin. Die Besitzerin des Chihuahuas wurde nervös und sagte, sie habe noch schrecklich viel zu tun, aber er blieb fünf Stunden sitzen, während die eine Hälfte der Familie den Chihuahua suchte und die andere dem Gast Drinks brachte. Er lehnte die

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