In glücklichen Umständen

hyperaktiven Schnauzbart verdeckt. Überall zottelte ein wirklich erstaunlicher Wust von Haaren. Eine echt biblische Figur. Ein Salomo, ein Josua, mindestens ein Jakob.
    «Kommen Sie doch herein», sagte ich.
    Wir standen zusammen auf der Diele. Voll Unbehagen merkte ich, daß der Welpe in meinem BH die Stellung änderte. Ich betete, er möge nicht den Halt verlieren und durch mein Hosenbein auf den Boden plumpsen. Der Vikar sagte, es sei nett, mich wieder mal zu sehen, weil er die meisten seiner... Pfarrkinder vom Sehen kenne, aber ich gehöre zu denen, die sich ein wenig rar machten, haha. Und ich sagte ebenfalls haha und fügte hinzu, er habe sich bei der Weihnachtsfeier für die notleidenden Pfarrkinder auch ein wenig rar gemacht. Er stand unentschieden da, räusperte sich und erklärte, soweit er verstanden habe, trügen wir uns mit der Absicht, einen Trödelmarkt zu veranstalten.
    Ich verfluchte Hosanna dafür, daß sie meinen Namen angegeben hatte und nicht ihren, obwohl ich Verständnis dafür hatte, daß sie Hochwürden von Harry fernhalten wollte. Harry war ein flackernder Agnostiker, der um jeden Preis überzeugt werden wollte. Es führte zu endlosen Diskussionen. Der Vikar sagte, man sei wegen alter Chorhemden an ihn herangetreten, und mir fiel ein, daß Hosanna einmal gesagt hatte, sie würde für ihr Leben gern mal mit einer Mönchskutte ins Bett gehen.
    «Ich bin nur eine Art stille Teilhaberin», versuchte ich zu erklären und dachte daran, daß wir ein ideales Paar für eine Enthaarungsreklame abgeben würden, er vorher und ich danach. «Hosanna und Posy Pink haben versprochen, sich um das meiste zu kümmern.»
    «Ich habe mich nur gefragt, ob Sie in Anbetracht Ihrer karitativen Neigungen vielleicht die Güte haben würden, einen Teil der Einnahmen für das Dach des Pfarrhauses zu stiften. Sie wissen ja, die schweren Zeiten...»
    «Was den Erlös unseres kleinen Trödels betrifft, so fürchte ich, daß darüber schon anderweitig entschieden ist, und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muß die Babyflasche heiß machen.» Mir fiel nichts anderes ein, um ihn loszuwerden.
    «War denn schon Taufe?» murmelte er verwirrt.
    «Nein, nein!» Ich lachte nervös. «Es sind Dänen, das heißt, nicht ganz. Eine Mischehe. Ich glaube, der Vater war ein Malteser oder so...»
    Er nickte jedoch nur und lächelte und tätschelte sich den Hinterkopf wie ein Friseurkunde, der seinen neuen Haarschnitt begutachtet, und sagte: «Diese Dänen... Ein sehr sympathisches Volk, aber ziemlich freizügig, glaube ich. All die Pornographie. Meine Frau hat letzte Woche ein Vorstellungsgespräch mit einem Au-pair-Mädchen gehabt, und ich mußte feststellen...» Er zuckte mit den Schultern. Ich war sicher, er hatte feststellen müssen, daß sie etwas war, das er lieber meiner Phantasie und seinen Erinnerungen überließ.
    Er ging erst, als ich die Tür öffnete und die ins Haus treibenden Schneeflocken uns vor einem bevorstehenden Unwetter warnten.
    Als Adam und Emily Minuten später zurückkamen, sahen sie aus wie Schneemänner. Ich erzählte ihnen von dem Vikar und dem zappelnden Dänen an meinem Busen, und als Gegenleistung für den Spaß boten sie an, das Abendessen zu machen. Ich holte den Welpen hervor, der pflichtschuldigst bewundert, gefüttert und wieder in die BH-Schale geschoben wurde, und ging zur Treppe zurück. Ich würde den Pulli anbehalten und nur Katzenwäsche machen, mein Gesicht und meine Haare notdürftig in Ordnung bringen und einen Rock anziehen. Dem Welpen schien der alte, enge Lambswool-Pulli zu gefallen. Er war inzwischen gelöster und zeigte beim zweiten Füttern entschieden Appetit. Nach etwa einer Stunde würde ich ihm wieder etwas geben. Kontakt mit lebendiger und liebevoller Sicherheit, aktive Wärme und mein eigener regelmäßiger Puls, der den seinen unterstützte und ermutigte, all das war bestimmt genauso wichtig wie Nahrung und Schlaf und würde dazu beitragen, seinen Lebenswillen zu stärken.
    Ich war die Treppe halb hinaufgegangen, als ich ein Auto hörte. Die Scheinwerfer blitzten durch die Fenster auf beiden Seiten der Haustür, als es wendete. Hetty! Diesmal mußte es Hetty sein. Oder hatte der Vikar etwas vergessen? Ich drehte mich um und ging verdrossen und ungeduldig zurück, sogar wütend genug, um denjenigen, wer es auch sein mochte, zur Schnecke zu machen. Mit zorniger Miene, die meinem glänzenden, turbangekrönten Gesicht nicht gerade zum Vorteil gereichte, machte ich auf. Und dann