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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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ich mit diesem Prachtstück des Wurfs vorhatte. Dann fing sie an, ihn mit der Zunge hin und her zu wälzen. Wahrscheinlich war sie entsetzt, daß er seit gestern so unglaublich gewachsen war. Sie putzte ihn, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war, und stieß ihn dann grob zwischen die anderen. Ich beobachtete, wie er begann, nach Milch zu suchen, und zu meiner Erleichterung schnappte er sich schnell eine Zitze und schubste alle, die ihm in die Quere kamen, brutal aus dem Weg. Demelza legte sich seufzend wieder hin, und ich schlich triumphierend zurück nach oben, um Phyllis zu beruhigen.
    Aber Phyllis schlief tief und fest. Sie sah aus wie ein Pferd, das beim Grand National über ein Hindernis gestürzt war. Zehn Welpen krabbelten auf der Jagd nach den besten Plätzen über- und untereinander, aber sie schien es gar nicht zu merken. Ich geriet plötzlich in Panik und knuffte sie heftig, falls sie einen postnatalen Kollaps oder etwas Ähnliches haben sollte, aber sie rekelte sich nur ein bißchen, seufzte tief und träumte weiter. Sie schien sich genausowenig um die Welpen zu sorgen wie ihre Besitzerin. Ich wollte mich gerade voll Stolz über meine neue erfolgreiche Karriere aus dem Lesezimmer stehlen, als ich sah, daß jemand anders auf der «Eine neue Beschäftigung für Sie»-Seite lag. Die anderen schienen ihn in aller Muße tottrampeln zu wollen. Ich wagte kaum, ihn näher in Augenschein zu nehmen. Er war noch schlaffer als das letzte Opfer. Er strampelte nicht mal, sondern zuckte nur dann und wann mit seinen dünnen Beinchen. Die ungezielten und rastlosen Kopfbewegungen schienen das nahende Ende anzukündigen. Und die gleiche versagende Kraft, das Leben festzuhalten. Es war herzzerreißend.
    Ich nahm ihn hoch und wiegte ihn in den Händen, und die schreckliche Möglichkeit nahm mir selbst den Atem. War dies einer der zum Tode verurteilten Würfe, von denen man gelegentlich hört? Würden sie alle nacheinander ihre Energie verlieren, schwächer werden und sterben? Hetty, komm zurück! rief ich stumm. Alles verziehen! Aber in der Zwischenzeit mußte ich retten, was zu retten war.
    Es war nicht gerade fair, Demelza noch ein halbes Dutzend unterzujubeln wie Kuckuckseier, aber wo sollten sie sonst hin? Ich seufzte müde und schob ihn unter meinem Pulli hoch. Mein BH hatte anscheinend genau die richtige Größe für ihn. Gott sei Dank schien es den Geschwistern noch ausgezeichnet zu gehen. Selbst Sophia Loren hätte sie kaum alle unterbringen können.
    Ich machte die Babynahrung wieder warm und fing an, ein zweites Überlebenstraining zu überlegen. Der Welpe war so apathisch, daß er alles akzeptierte, und ich tropfte ihm schnell einen halben Teelöffel in den Mund. Er machte ein nachdenkliches Gesicht, so daß ich ihn wieder in meinen BH steckte und anfing, die Küche aufzuräumen. Adam und Emily waren auf die Weide gegangen, um nachzusehen, ob Bubbles und Jody genug Heu hatten. Im Moment war alles in Ordnung. Ich überlegte, ob ich mir die Haare waschen und früh zu Bett gehen sollte. Der Welpe würde auf jeden Fall alle zwei Stunden gefüttert werden müssen. Ich cremte mir das Make-up vom Gesicht, steckte meine Haare auf und wickelte aus einem Frotteetuch einen Turban. Eine Gesichtsmaske, während ich mich in dem dampfend heißen Wasser ausstreckte, würde Wunder tun.
    Daß wir nur selten dampfend heißes Wasser haben, fällt mir immer erst ein, wenn ich den Hahn aufdrehe. Die alten Rohre haben Kalkablagerungen, sind zu lang, geben sich nicht richtig Mühe, und wenn an einem Ende tatsächlich heißes Wasser hineinkommt, hat es jedesmal, wenn es einen der Hähne erreicht, seine ursprüngliche Begeisterung verloren. Aber ich konnte es sowieso vergessen, denn es klingelte.
    Hetty! Das mußte sie sein! Gott sei Dank. Ich rannte zur Diele und riß die Tür auf. Draußen stand der Vikar, ein Mann, der gewöhnlich durch Abwesenheit bei allen lokalen Anlässen glänzte. Einen furchtbaren Augenblick dachte ich, man habe ihn geschickt, um schlechte Nachrichten zu überbringen. Wir standen da und starrten einander an - er so zottig wie ein Yak und ich ungeschminkt und fettig und mit hochgesteckten Haaren unter meinem Turban.
    «Was ist?» flehte ich rauh. «Was ist passiert?»
    «Passiert? Soweit ich weiß, nichts, jedenfalls nichts Schlimmes. Es sei denn, man hat mir nichts davon gesagt.» Er strahlte mich an. Die von buschigen Brauen überhangenen Augen blitzten hinter Bifokalgläsern, und sein Mund wurde von einem

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