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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Endresultat hat mir jedesmal eine
Todesangst eingejagt. Können Sie sich ein menschliches Skelett vorstellen, das
mit einer Büste vom Umfang vierundneunzig herumläuft?«
    »Wo Sex im Spiel ist, kann ich
mir alles vorstellen«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Aber wenn Sie sich recht
erinnern, wollten Sie mir die Bedeutung von >Ross will Ray etwas antun<
erklären.«
    »Ich habe diese zwanghafte
Neigung, einen freien Gedankenfluß in einen freien Redefluß zu verwandeln«, sagte sie entschuldigend.
    »Sie laufen aus wie ein
überdrehter Wasserhahn, dessen Reparatur vom Installateur aufgegeben worden
ist«, knurrte ich. »Wenn das wieder geschieht, werde ich die Achselbänder Ihres
BH sprengen und Ihren Hüften zu einem kompletten Trauma verhelfen.«
    »Das nagt an Ihnen«, sagte sie
liebenswürdig. »Haben Sie verabsäumt, heute mit Ihrem Psychoanalytiker zu
sprechen?« Sie fuhr nervös zusammen, als ich beide Hände auf ihre Schultern
legte. »Schon gut, schon gut!«
    »Heraus mit der Sprache«,
knurrte ich.
    »Wenn es nach einer belehrenden
Vorlesung klingt, kann ich’s nicht ändern«, warnte sie mich. »Aber wenn Sie
wissen wollen, was in Carmen Colenso vorgeht — und
ich glaube, es ist wichtig, daß Sie das erfahren sollten — , dann müssen Sie
über die Rolle Bescheid wissen, die Ray in ihrem Leben gespielt hat. Die Eltern
der beiden kamen, als Carmen erst fünfzehn war, bei einem Autounfall um. Ihr
Bruder war zehn Jahre älter. Er übernahm die Rolle des Vaters, und zwar mit
Pauken und Trompeten! Sie war minderjährig, er war ihr gesetzlicher Vormund,
und er sorgte für ihr Essen und das Dach über ihrem Kopf. Als Gegenleistung
verlangte er widerspruchslosen Gehorsam und totale Unterwürfigkeit. Alles hatte
er zu billigen — ihre Frisur, ihre Kleidung, ihre Verabredungen... sogar ihre
privaten Gedanken!«
    »Bis sie im zweiten Jahr das
College aufgab und — um Paxton zu zitieren — ihm ihre
persönliche Unabhängigkeitserklärung abgab und mit Ihnen in eine Wohnung zog«,
sagte ich.
    »So leicht war das für sie
nicht. Sie brachte zwei teuflische Wochen hinter sich, bevor Ray schließlich zu
brüllen aufhörte, und danach tunkte er ihr die Nase in ihre neugefundene
Unabhängigkeit, indem er ihr wöchentlich hundert Dollar zahlte. Sie hatte das
Gefühl, immer noch an ihn gebunden zu sein. Vermutlich kam ihr damals der
Gedanke, sie könne sich nur dadurch freimachen, daß sie heiratete. Sie wollte
sich einen Mann suchen, der gegen den großen Bruder ankam, der reich genug war,
dem großen Filmstar vor die Füße zu spucken.«
    »Auftritt Tyler Warren?« sagte
ich.
    »In gewisser Weise fühle ich mich
dafür verantwortlich«, sagte sie in grübelndem Ton. »Ich kenne mich in den
Werbeagenturen der Stadt aus, und es war leicht, Carmen zeitweilig als
Mannequin unterzubringen. Einmal bekam sie einen Job in der Boutique, die Tyler
stellvertretend für seinen Vater leitete — fehlleitete. Es war die größte
Romanze aller Zeiten, aber Daddy mißfiel das Ganze, und so vollbrachte Sonnyboy
die erste mutige Tat in seinem Leben. Er entfloh mit Carmen. Daddy begann am
selben Tag, als die beiden von ihrer Hochzeitsreise zurück waren, mit beiden
Stiefeln auf seinem Sohn herumzutrampeln , und
innerhalb von vierzehn Tagen kroch Tyler wieder wimmernd zu Kreuze. Er machte
Carmen dafür verantwortlich, daß Daddy so häßlich zu ihm war, und verbrachte
seine Mußestunden damit, das eheliche Privatleben für sie zu einer Hölle zu
machen.
    Carmen war in doppelter
Hinsicht völlig vernichtet. Sie hatte geglaubt, eine Art Supermann geheiratet
zu haben, der Ray fertigmachen würde, und dann entdeckte sie, daß sie einen
armseligen Tropf geehelicht hatte, dessen weinerliche Feigheit lediglich durch
seine Grausamkeit ihr gegenüber ausgeglichen wurde. Nach einer Weile hörte sie
überhaupt auf, sich noch um etwas zu kümmern.«
    »Und wurde schließlich von
Tyler mit dessen bestem Freund im Bett erwischt«, sagte ich. » Paxton hat mir das erzählt und auch, daß die Ehe auf Grund
seelischer Grausamkeit geschieden wurde, weil Daddy keinen Skandal in der
Familie haben wollte.«
    »Hat er Ihnen auch davon
erzählt, was Tyler ihr in der Woche, nachdem er sie in flagranti erwischt
hatte, angetan hat?« fragte sie kalt »Die Prügel und die physischen
Demütigungen, die er ihr zukommen ließ? Wie er absichtlich alles vernichtete,
was sie an persönlichen Habseligkeiten besaß?«
    »Vielleicht hat sie Ray nie
etwas davon

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