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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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Wirklichkeit hat er gesagt: ›Ich brauche noch mehr Morphium, und jemand soll mir den Hintern wischen.‹ Nicht besonders geistreich, hm? Was noch … oh! Die schöne Helena war gar nicht so schön. Und Paul Revere hat niemanden vor den Briten gewarnt! Er hat den Leuten erzählt, dass er dorthin reiten würde, weil er zu viel Angst hatte, um zu bleiben und zu kämpfen!«
    Sie merkte, dass Craig sie ignorierte.
    »Craig? Was ist los?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nichts.«
    »Sicher?«
    »Mir geht’s gut.«
    Er schaltete seinen Computer ein und starrte schweigend den Bildschirm an.
    »Weißt du … sich so was anzugucken ist keine so gute Idee.«
    Sie tat, als wollte sie salutieren. »Ich weiß schon, ich weiß. ›Nur zu Forschungszwecken.‹«
    »Das ist es nicht«, sagte er, den Blick immer noch auf den Bildschirm gerichtet. »Es ist …«
    Er sah sie an. »Das gibt dir ein schlechtes Gefühl, weißt du? Es macht zynisch.«
    Eliza war mit Entsetzen aufgefallen, dass Craigs Augen ein kleines bisschen glänzten, fast als würde er mit den Tränen kämpfen.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich hätte nicht so viel darüber reden dürfen.«
    Craig zwang sich zu lachen, verlegen. »Schon gut!«, sagte er. »Kein großes Ding! Ich bin einfach nur total erschöpft … ich bin bloß müde.«
    Er fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Was meinst du, fangen wir mit der Arbeit an?«
    Eliza lächelte sanft. »Klingt wunderbar, Craig.«
    Die Computer in der Abteilung für Wunder waren allesamt mit verschiedenen, sehr umfassenden Suchmaschinen ausgestattet. Zum einen gab es Omnex, das den Engeln erlaubte, bestimmte Menschen zu suchen. Dann gab es den Roomscanner, mit dessen Hilfe man verlorene Gegenstände auffinden konnte. Dann Hydrosearch für Trinkwasserbrunnen und Gushspot für Öl sowie Google für Nachrichten. Craigs Lieblingsprogramm war aber mit Abstand ComCheck.
    ComCheck – die Abkürzung stand für »Compatibility Check« – war ein beeindruckendes Meisterwerk der Computertechnik. Mithilfe von Tausenden von Schlüsselvariablen prüfte es die Kompatibilität zweier Menschen und berechnete mit absoluter Sicherheit, wie glücklich sie sich im Verlauf ihres Lebens gegenseitig machen würden. »Bringen Sie niemals zwei Menschen zusammen«, warnte das Handbuch, »ohne vorher die Verbindung auf ComCheck überprüft zu haben.«
    »Kein Wunder, dass die verknallt sind«, sagte Craig. »Sieh dir das an.«
    Er gab Sams und Lauras Namen in den Computer ein, drückte F4 und wartete auf die Ergebnisse. Als die Zahlen auf dem Bildschirm sichtbar wurden, pfiff Eliza vor Aufregung. Die Kompatibilitätswerte reichten von 0 (»unvermeidbarer Doppel-Selbstmord«) bis 100 (»Glück garantiert«), und Sam und Laura kamen auf 96. Sie hatten denselben Sinn für Humor und denselben Geschmack bei Möbeln. Sie mochten beide Knoblauch und konnten Pilze nicht ausstehen. Sie fanden einander körperlich anziehend, und obwohl Sam zu vorzeitigem Haarausfall neigte, fand Laura selbst das liebenswert. Sie mochten unterschiedliche Geschmacksrichtungen bei Life Savers Drops, so dass es keinen Streit und keine schlechte Laune geben würde, wenn sie eine Rolle mit ins Kino nahmen. Einzig und allein Sams Nasenscheidewandverkrümmung verhinderte, dass der Wert perfekt war: Laura hatte einen leichten Schlaf, und sein Schnarchen würde sie auf jeden Fall hin und wieder wecken. Doch das ließe sich eines Tages durch einen geringfügigen chirurgischen Eingriff korrigieren.
    »Wie haben sie sich kennengelernt?«, fragte Eliza.
    »Ich zeig’s dir«, sagte Craig.
    Er gab ein »Sam Katz UND Laura Potts« und klickte auf den ältesten Link.
    Erde – 4. September 2007
    Laura Potts las den Aushang am schwarzen Brett, der die Demonstration ankündigte. Der Aushang war rot und riesig.
Alle zwei Stunden wird in Bangladesch ein Kind in einer Fabrik ermordet.
Tun Sie etwas dagegen.
Samstag Mittag.
14th Street Ecke Broadway.
    Sie zweifelte an der Richtigkeit der Angaben (laut dieser Statistik wurden täglich zwölf Kinder ermordet). Aber einen weiteren einsamen Tag, an dem sie Müsliriegel aus dem Automaten aß und mit sich haderte, ob sie ihre Mutter anrufen sollte, konnte sie nicht mehr ertragen. Sie hatte die Sigma-Nu-Party ausgelassen und den Ausflug zur Freiheitsstatue verschlafen. Heute war der letzte Tag der Erstsemester-Orientierung und die Demo ihre letzte Chance, Freunde zu finden, vielleicht für immer.
    Bislang war das College eine einzige

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