In Gottes Namen. Amen!
Abteilung.«
Brian schüttelte den Kopf. »Die sind alle scheiße. Glaub’s mir … ich war schon überall.«
»Wo hast du denn sonst noch gearbeitet?«
Brian pfiff. »Wo soll ich anfangen? Ich war bei der Geysir-Regulierung. Das war ein echter Albtraum. Man macht buchstäblich jeden Tag dasselbe. Und wenn man sich auch nur fünf Minuten zurückzieht, flippen gleich alle aus.«
»Klingt stressig.«
»Nicht so stressig wie die Vulkanunterdrückung. Wenn wir schon von undankbaren Aufgaben sprechen. Man schiebt vierundzwanzig Stunden Schicht und verhindert Tausende von Vulkanausbrüchen. Und zum Schluss reden dann doch alle wieder nur von dem einen, bei dem es nicht geklappt hat. Und das war, bevor wir Computer hatten … da musste ich noch alles per Hand aufzeichnen. Mit Rechenschieber, Geodreieck und diesen dünnen Kohlebleistiften. Dann hab ich’s geschafft, mich versetzen zu lassen, aber die steckten mich in die Abteilung für Strände. Und da wurde es dann erst so richtig schlimm.«
Die bloße Erinnerung ließ ihn schaudern.
» Fünf Jahre lang hab ich aus Sand Glas gemacht«, sagte er. »Kannst du dir das vorstellen? Glas aus Sand machen, Glas aus Sand, Glas aus Sand?«
Er kippte seine Alka-Seltzer runter.
»Gibt es keine Abteilung, die sich mit wichtigen Dingen beschäftigt?«, fragte Eliza.
»Zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht. Zum Beispiel mit Krankheiten, Hungersnöten und dem Tod?«
»Oh. Es gibt die Abteilung für Schreckliche Situationen – aber die befindet sich noch in der Testphase. Das Büro liegt direkt neben dem Dampfbad, und immer wenn ich vorbeikomme, höre ich Leute herumrennen und sich gegenseitig anbrüllen. Ich glaube nicht, dass es den Kollegen dort gefällt.«
Eliza nickte leicht verwirrt. Die Firma war einfach unvorstellbar riesig.
»Ich muss sagen«, fuhr Brian fort. »Wenn’s den Server nicht gäbe, wäre ich längst durchgedreht.«
»Welchen Server?«
Brian starrte sie fassungslos an. »Ist das dein Ernst? Hat dir Craig nicht mal gezeigt, wie du mit dem Server umgehst?«
Eliza schüttelte den Kopf. »Er hat ihn nicht erwähnt.«
Brian verdrehte die Augen. »Natürlich nicht.«
Er zog einen zweiten Stuhl in seine Kabine.
»Setz dich«, befahl er. »Jetzt wird’s lustig.«
Der Server war eine komplizierte Software mit simpler Funktion: Sie zeichnete alles auf, was sich auf der Erde ereignete. Gab man einige wenige Schlüsselbegriffe ein, konnte man jede Begebenheit in der Geschichte der Menschheit, aus jedem Blickwinkel und im Schnelldurchlauf, rückwärts oder in einzelnen Standbildern, betrachten. Das Programm war zu Forschungszwecken entwickelt worden, doch die Engel benutzten es zu einem einzigen Zweck: dem müßigen Zeitvertreib.
»Komm her«, sagte Brian. »Ich zeige dir, wie Lincoln erschossen wurde.«
»Das ist doch krank «, sagte Eliza, aber sie merkte, wie sie unweigerlich dichter an den Bildschirm heranrückte.
Brian gab »Ford’s Theater Washington DC «, »Abraham Lincoln« und »1865« in die Suchfunktion ein. Ein paar Fenster öffneten sich; offensichtlich hatte Lincoln in jenem Jahr mehrere Theateraufführungen besucht.
»Die hier wollen wir«, sagte Brian und klickte auf das Kästchen mit dem jüngsten Datum.
Wie gebannt sah Eliza schweigend zu, wie Brian das rotgedeckte Dach des Theatergebäudes heranzoomte. Das Dach wurde immer größer, verschwand plötzlich ganz und wurde durch ein Meer aus kahlen Hinterköpfen und blumengeschmückten Hauben ersetzt. Sie befanden sich nun im Innern des Theaters, betrachteten das Publikum von oben.
Brian neigte die Perspektive ein wenig, sodass sie die Bühne sehen konnten.
»Lass uns was überspringen«, sagte er und klickte auf das Zeichen zum Vorspulen.
Die Schauspieler sausten vorwärts und rückwärts über die Bühne mit der Pappkulisse, gestikulierten blitzschnell. Das Publikum klatschte und lachte einstimmig.
»Jetzt kommt’s«, sagte Brian.
Er zoomte auf einen mit einem roten Seil abgesperrten Bereich in einer der oberen Logen. Zunächst dachte Eliza, Brian habe die falsche Loge erwischt; abgesehen von einem unattraktiven älteren Ehepaar war sie leer. Doch als er näher zoomte, begriff sie, dass es die Lincolns waren. Sie hatte sie nicht erkannt. Zwar hatte sie schon mal ein Gemälde von den beiden gesehen, aber in Wahrheit sahen sie vollkommen anders aus.
Brian stoppte den Schnelldurchlauf, und jetzt beobachteten sie, wie die Lincolns das Stück in Echtzeit verfolgten. Mary Todd war viel
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