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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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waren mit ihren frisch reparierten iPhones beschäftigt, gingen wie ferngesteuert eine Reihe beiläufiger Twittereinträge durch. Eliza fragte sich, ob sie wohl aneinander dachten, ob ihnen bewusst war, wie entsetzlich sie’s vermasselt hatten.
    Sie sah auf ihre Uhr. Es war erst drei Uhr nachmittags, aber sie überlegte, ob sie für heute Schluss machen sollte. War ja nicht so, dass es irgendeinem auffallen würde.
    »Ist das Bourbon?«, fragte Craig und steckte den Kopf zu ihr in die Kabine.
    Eliza bot ihm die Flasche an. »Willst du was?«
    Er schüttelte den Kopf. Es war das erste Mal seit dem katastrophalen Ausgang ihrer Zufallsbegegnung, dass sie wieder miteinander sprachen. Das gemeinsame Versagen schien noch in der Luft zu liegen. Es war so beschämend, dass sie einander kaum ansehen konnten.
    »Was hat Gott gesagt?«, fragte Eliza.
    »Er will uns keine Verlängerung gewähren. Er findet, wir sollten einfach aufgeben.«
    »Leuchtet mir ein.«
    Craig sah sich in der Abteilung um und merkte, dass sie nahezu menschenleer war. Seit Gottes Memo hatten die Engel immer früher Feierabend gemacht. Einige hatten bereits angefangen, ihre Schreibtische auszuräumen; die Kabinen standen voller halbgefüllter Pappkartons.
    »Also«, sagte Craig. »Was hast du vor? Ich meine, wenn das Büro dichtmacht?«
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Vielleicht fang ich mit Shuffleboard an«, sagte sie. »Scheint ja ein ganz nettes Spiel zu sein.«
    Craig nickte. »Ich bin schon mal an so einem Platz vorbeigekommen, wo das gespielt wurde. Sah ganz lustig aus.«
    »Und du?«
    Craig dachte eine Sekunde lang nach. »Ich werde wohl Gott mit dem Restaurant helfen«, sagte er. »Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee? Ich meine, schicke Einrichtung, vernünftige Preise – ich kann mir vorstellen, dass das läuft.«
    »Ja. Unbedingt.«
    Sie schwiegen ein paar Minuten lang. Dann wurde ihr Schweigen durch ein Piepen unterbrochen.
    Craig blickte auf Elizas Computer und rang sich ein Lächeln ab.
    »Hm«, sagte er. »Ein mögliches Wunder.«
    Eliza warf einen kritischen Blick auf ihren Bildschirm. In Belgien kraxelten eine ältere Dame und ihr Enkel einen Hügel hinauf, um den letzten Bus nach Hause nicht zu verpassen. Der Bus näherte sich bereits der Haltestelle, und wenn sie dem Fahrer nicht rechtzeitig winkten, saßen sie dort fest.
    Craig und Eliza wandten sich vom Bildschirm ab, taten so, als sei es ihnen gleichgültig. Wer interessierte sich schon für ein paar Belgier? Die gesamte Welt stand kurz vor der Explosion. Während sich die beiden Menschen weiter abmühten, drehten sich die beiden Engel unbewusst wieder zum Bildschirm um.
    »Kommt schon«, flüsterte Craig leise. »Beeilt euch.«
    Die ältere Frau war fast oben auf dem Hügel angekommen, als sie stehen blieb, um zu verschnaufen. Sie stützte sich mit dem Arm auf ihren Enkel und blickte besorgt zum Bus.
    Craig und Eliza sahen sich an – und fingen sofort an zu arbeiten.
    »Wir müssen den Fahrer aufhalten«, sagte Eliza.
    »Ein Unfall ist zu riskant.«
    »Können wir den Motor abwürgen?«
    Craig diktierte einen Code, den Eliza blitzschnell eingab. Der Motor des Busses überhitzte, wodurch der Fahrer gezwungen war, kurz anzuhalten. Bis er das Fahrzeug wieder in Gang gesetzt hatte, hatten auch die Großmutter und ihr Enkel es bis ganz oben auf den Hügel geschafft. Der Fahrer sah sie noch im Rückspiegel und öffnete die Türen.
    »Ja!«, schrie Eliza.
    Craig pumpte mit der Faust. »Jjjjjaaaa!«
    Die Engel blickten zu Boden, ihre Unbeherrschtheit war ihnen peinlich. Nach ein paar verlegenen Sekunden räusperte sich Craig.
    »Ich will nicht aufgeben«, gestand er.
    Eliza strahlte ihn an. »Ich auch nicht.«
    »Ehrlich?«
    Sie nickte. » Ehrlich.«
    Craig war so erleichtert, dass er zu lachen anfing.
    »Oh, das ist toll!«, sagte er. »Das ist toll!«
    Er klatschte aufgeregt in die Hände. »Rühr dich nicht vom Fleck! Ich setze Kaffee auf.«
    Er rannte in den Pausenraum und kochte eine Kanne mit einem bahnbrechend starken Gebräu. Als er damit zurückkam, saß Eliza über ihre Tastatur gebeugt.
    »Ich hab nachgedacht«, sagte Craig. »Wenn wir die iPhones noch mal kaputtmachen, wär’s gar nicht so schwer, eine zweite Zufallsbegegnung zu arrangieren. Wir müssen dieses Mal nur …«
    Er merkte, dass das Blut aus Elizas Gesicht gewichen war.
    »Was ist los?«
    Eliza klickte ein paarmal auf ihre Maus, zoomte auf Lauras winziges Badezimmerwaschbecken. Hinter dem Wasserhahn

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