In Gottes Namen. Amen!
mit einer Abfolge von »roten Ampelsignalen« zu verzögern. Doch mit dieser List gewannen sie nicht genug Zeit. Schließlich hatten sie keine andere Wahl, als einen kleineren Autounfall zwischen einem Taxi und dem Honda Civic eines älteren Herrn zu arrangieren. Keiner der beiden Fahrer verletzte sich, doch als sie ausstiegen und sich anschrien, stellte dies eine schöne Ablenkung dar. Bis Sam sich daran sattgesehen hatte, waren vier Minuten vergangen – und Laura betrat den Laden.
Sam wollte soeben selbst eintreten, als es zur Katastrophe kam.
» Help … I need somebody … help …«
Ein talentierter Straßenmusiker spielte Sams Lieblingssong von den Beatles. Die Engel beobachteten entsetzt, wie Sam dem Apple Store den Rücken kehrte und auf den Gitarristen zuging. Er warf dem Musiker einen Dollar in den leeren Gitarrenkoffer und nickte im Takt zur Musik.
»Schon okay«, flüsterte Craig Eliza zu. »Ist ein kurzer Song.«
Der Straßenmusiker beendete Help und ging sofort zu Hey Jude über. Craig schlug wütend auf seine Schreibtischplatte.
»Regen?«, schlug Eliza vor.
Craig gab eilig einen Code ein, und der Himmel öffnete seine Schleusen mit großem Getöse. Der Musiker packte ein und flüchtete in die nächste Unterführung. Sam rannte in den Apple Store, froh, eine Zuflucht vor dem Gewitter gefunden zu haben.
Als er in den Laden kam, stand Laura bereits an der Kasse. Zunächst nahmen sie einander gar nicht wahr, weshalb die Engel Sam immer wieder niesen ließen, bis Laura ihn endlich entdeckte.
»Oh Gott … Sam?«
»Laura? Was machst du denn hier?«
Die beiden umarmten sich. Die Engel dimmten unauffällig das Licht im Laden und schlossen das Radio kurz, programmierten den Sender auf geschmeidigen Jazz statt auf Classic Rock.
»Wie geht’s Cliff?«
»Ach, wir haben uns getrennt.«
»Echt? Wow, das ist … das ist aber schade.«
Craig maximierte das Fenster auf seinem Computerbildschirm. Eliza war mit dem Gesicht so dicht vor dem Bildschirm, dass sich ihre Haare statisch aufluden und knisterten.
»Gut siehst du aus«, sagte Laura.
Sam errötete.
»Du auch!«
Die Engel klatschten sich gegenseitig in die Hände.
» Es funktioniert!«, schrie Craig. » Es funktioniert!«
Eliza ging noch dichter an den Bildschirm heran.
» Komm schon«, flüsterte sie. » Frag sie, ob sie mit dir ausgehen will.«
»Und«, sagte Sam zu Laura, »Was machst du …«
» Heute Abend!« Craig brüllte den Bildschirm an. » Was machst du heute Abend!«
Sam räusperte sich. »Was machst du … im Apple Store?«
Die Engel fluchten enttäuscht.
»Na ja, mein Handy ist kaputt … und jetzt … jetzt bin ich hier.«
Eliza schlug seitlich auf den Monitor. » Lad ihn ein! Warte nicht, bis er’s macht! Los! Mach schon!«
Laura trat von einem Fuß auf den anderen.
Sam tat, als würde er sich für das ganz in der Nähe ausgestellte iPad interessieren.
Eliza raufte sich die Haare. » Komm schon! «
»Na ja, hey«, sagte Sam schließlich. »War schön, dich mal wieder gesehen zu haben.«
»Finde ich auch«, sagte Laura. »Dann … bis die Tage?«
»Ja! Ja. Bis die Tage.«
Die beiden gaben sich verlegen die Hand und gingen auseinander. Kurz bevor Laura den Laden verließ, blickte sie noch einmal über die Schulter zu Sam zurück. Er drehte sich eine Sekunde später um – aber da war sie schon zur Tür hinaus.
Craig lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte sich die Hände vors Gesicht.
»Ich glaub’s nicht. Die ganze Arbeit … der Autounfall, das Gewitter, die Salmonellen – was zum Teufel ist da los?«
»Sie haben’s vermasselt«, flüsterte Eliza. »Sie haben’s verdammt noch mal vermasselt.«
Sie zog das Kabel aus der Wand und seufzte, dann wurde der Bildschirm schwarz.
Teil II
• • • • • •
Himmel – siebzehn Tage bis zum Weltuntergang
Gott lachte.
»Eine Verlängerung? Kommt gar nicht in Frage.«
»Nur einen Monat!«, bettelte Craig. »Wir sind kurz davor. Wir haben neulich eine Zufallsbegegnung arrangiert – und die Chemie zwischen den beiden hat definitiv gestimmt. Wenn wir sie nur ein einziges Mal …«
»Sie hatten ihre Chance und sie haben es vermasselt. Warum gebt ihr’s nicht einfach auf?«
Craig seufzte. Zum ersten Mal seit Wochen erschien ihm die Frage berechtigt.
»Seht mal«, sagte Gott. »Ich wäre euch ja gerne behilflich. Aber ich kann die Zerstörung der Erde nicht einfach aufschieben. Das Datum steht fest im Kalender. Wenn ich es jetzt noch ändere, wird
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