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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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je ›Hallöchen‹ gesagt? Sie hatten die vergangenen zwei Wochen praktisch zusammengewohnt – hatten Kaffee aus dem Becher des anderen getrunken, an den Bleistiften des anderen gekaut und waren an der Schulter des anderen eingenickt. Aber je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto größer wurde Craigs Panik. Er sah Eliza ausschließlich bei der Arbeit – und wenn nicht bald ein Wunder geschähe, wäre er bald arbeitslos. Die Zeit lief ihm davon.
    »Hab ein bisschen Selbstvertrauen , verdammt«, sagte Eliza.
    Craig verspannte vor lauter Panik – bis er merkte, dass sie mit dem Bildschirm sprach.
    »Das ist sein letzter Entwurf«, sagte sie. »Bricht einem wirklich das Herz.«
Liebe Laura,
hat Spaß gemacht, dir zufällig im Apple Store zu begegnen! Ich hab die Treffen mit dir schon richtig vermisst. Ich weiß, das kommt vielleicht ein bisschen plötzlich, aber ich hab mich gefragt, ob du vielleicht Lust hast, mal was trinken zu gehen?
Sam
    »Was ist daran verkehrt?«, fragte Craig.
    »Nichts. Die hat er in zwanzig Sekunden rausgehauen, und sie ist perfekt.«
    »Du hast aber doch gesagt, die Nachricht bricht einem das Herz.«
    »Ja. Weil er sie nicht abgeschickt hat.«
    Sie zoomte auf Sam, aktuell. Er saß gebeugt über seinem Laptop, die Schultern verkrampft, die Stirn feucht. Offensichtlich arbeitete er gerade an einem neuen Entwurf.
    Die Engel sahen zu, wie er die Buchstaben H, gefolgt von A, Doppel-L und Ö eingab. Eliza schloss das Fenster, noch bevor er das Wort ausgeschrieben hatte.
    »Ich frage mich, wie sich Alexander der Große bei Frauen angestellt hat«, sagte Eliza.
    Sie öffnete den Server und zoomte aufs antike Mazedonien.
    »Ich sehe nicht, inwiefern das relevant ist«, sagte Craig.
    »Bin bloß neugierig.«
    Auf dem Bildschirm war Alexander zu sehen, er saß auf seinem Thron und trank Wein aus einem Silberbecher. Vor ihm standen Frauen in einer Reihe, jede mit einer anderen Hautfarbe. Einige wenige erschöpfte Soldaten knieten zu Alexanders Füßen und warteten darauf, seine Befehle entgegenzunehmen. Eliza klickte auf das Übersetzungssymbol, um den Clip mit Untertiteln anzusehen.
    » Diese Frauen gehören rechtmäßig mir «, sagte der Herrscher. »Denn ich bin ein leibhaftiger Gott.«
    Seine Männer nickten angsterfüllt. Alex kratzte sich am Kinn und deutete beiläufig auf eine der Frauen, eine asiatische Schönheit mit schlanker Taille und großen dunklen Augen. Als er mit den Fingern schnippte, zog sie ihre Kleidung aus und drehte sich elegant im Kreis.
    » Dein Körper gefällt mir«, sagte Alex. » Ich werde dich schon bald schwängern.«
    Craig lachte. »Ist das zu fassen? Der Kerl ist unmöglich.«
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Irgendwie finde ich ihn sexy.«
    Craig wusste, dass es verrückt war, auf einen toten Mazedonier eifersüchtig zu sein, aber er wurde trotzdem rot. Er zwang sich zu einem Lachen, um seine Gefühle zu verbergen.
    »Was soll denn an dem sexy sein?«
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Irgendwas an der Art, wie er sich gibt.«
    Gequält schweigend sah er zu, wie Eliza auf das grobe Gesicht des Tyrannen zoomte.
    » Meine Macht ist größer als die des Zeus«, sagte Alexander. » Meine Heldentaten lehren selbst ihn das Fürchten.«
    Er zeigte auf die Frauen . »Ich werde euch alle schwängern. Eine nach der anderen. Und ihr werdet eine Schar leibhaftiger Götter gebären.«
    Elizas Lippen entfuhr ein leises Seufzen.
    »Okay«, sagte Craig. »Das macht großen Spaß. Aber können wir uns jetzt vielleicht wieder um Sam kümmern?«
    »Na klar«, sagte Eliza und räusperte sich. »Nur noch eine Sekunde …«
    Gereizt sah Craig zu, wie sie den Alexanderclip als Favoriten markierte. Endlich schloss sie den Server und gab den Suchbefehl »Sam« ein.
    »Anscheinend ist er wieder genauso weit wie zuvor«, sagte sie, als er auf dem Bildschirm auftauchte. Er hatte die komplette E-Mail gelöscht und machte jetzt Pause, indem er Minesweeper spielte.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, flüsterte Eliza. »Ich fühle mich absolut machtlos.«
    »Ich auch«, gestand Craig.
    Er starrte auf den Bildschirm und biss die Zähne frustriert aufeinander. Zum ersten Mal überhaupt stellte er sich vor, die Menschen zu bestrafen. Es wäre so einfach. Einige wenige Tastaturbefehle, und er könnte sie mit Blitzen piesacken, sie aus Fenstern werfen, ihnen die Beine brechen …
    Plötzlich kam ihm ein seltsamer Gedanke.
    »Eliza«, sagte er. »Wie fändest du’s, wenn ich noch

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