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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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»Sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Riley zögerte und nickte mit dem Kopf in Richtung von Mrs. Bentley.
    »Ich habe gerade meine Tochter identifiziert – oder das, was noch von ihr übrig ist«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Glauben Sie ernsthaft, irgendwas, das Sie zu sagen haben, könnte mich jetzt noch schockieren?«
    Der Gerichtsmediziner hatte bereits erste Ergebnisse geliefert. Riley stellte sich das Ganze lieber in klinischen Termini vor – Frakturen der Mandibulla, der Maxilla, des Os lacrimale, Os nasale und hyoides, also Frakturen nahezu jedes Gesichtsknochens und der allermeisten Schädelknochen -, aber in schlichten Worten lief es darauf hinaus, dass die Vorder- und die Oberseite von Cassies Schädel mit zahlreichen Schlägen zertrümmert worden waren. Knochensplitter waren bis tief in ihr Gehirn gedrungen. Die meisten ihrer Zähne hatte man im Hals gefunden. Sie würden zahnärztliche Unterlagen heranziehen müssen für eine offizielle Identifikation, auch wenn Riley nur in Mrs. Bentleys Gesicht zu schauen brauchte, um zweifelsfrei zu wissen, dass es sich um ihre Tochter handelte.
    Die Bentleys wussten, was Burgos mit Cassies Gesicht angestellt hatte. Das war es demnach nicht, wonach Mr. Bentley gefragt hatte.
    Riley atmete tief durch. »Nach Eintritt des Todes«, erklärte er, »hat er ihr eine Kugel Kaliber.38 durch den Hals geschossen.«
    Mr. Bentley starrte ihn unverwandt an. Auch das war ihm längst bekannt.
    »Es kam zum Geschlechtsverkehr«, erklärte Riley behutsam. »Nach Eintritt des Todes.«
    Harland Bentley schloss die Augen, seine Kiefermuskeln mahlten. Eine Weile sagte er gar nichts. Er schien leicht zu schwanken.
    »Bei Ellie auch?«, wollte Mrs. Bentley wissen.
    »Ja, Ma’am.«
    Natalia Bentley legte sich eine Hand auf die Brust und kämpfte einen Moment mit sich. In den nächsten Tagen wäre sicher noch ausreichend Zeit, sie zu befragen, aber Riley erledigte die Dinge gerne ohne Verzögerung.
    »Mrs. Bentley, es tut mir leid, dass ich Sie das fragen muss, aber es kursiert das Gerücht, Cassie hätte Probleme gehabt. Disziplinarischer Natur.«
    »Disziplinarische Probleme haben meine Tochter nicht umgebracht«, sagte Mr. Bentley.
    Riley ignorierte den Einwand. Selbst in ihrem Schmerz mussten die Bentleys den Grund für seine Frage verstehen.
    »Ich würde eher sagen, emotionale Probleme.« Mrs. Bentleys Augen wurden feucht, als Erinnerungen in ihr aufstiegen. »Sie hat nach ihrem Platz im Leben gesucht. Sie hatte ihn noch nicht gefunden.«
    »Wie jedes Mädchen in ihrem Alter«, ergänzte Harland.
    »Nein, nicht wie jedes Mädchen.« Mrs. Bentley schwenkte den Kopf in seine Richtung, vermied es aber, ihn unmittelbar anzusehen. »Nicht jedes Mädchen wird in eine Welt des Reichtums und der Privilegien hineingeboren. Das bedeutet eine Bürde, an die man sich erst gewöhnen muss. Es ist nicht leicht, funktionierende Beziehungen aufzubauen, wenn alle immer nur daran denken, wie viel Geld man hat, und wie sie davon profitieren könnten.«
    Das mochte stimmen. Allerdings fragte sich Riley, ob Natalia über ihre Tochter sprach oder über sich selbst. Zwischen den beiden Ehepartnern schien eine gewisse Distanz zu herrschen. Ihm war aufgefallen, dass Mrs. Bentley ihren Mann bisher nicht ein einziges Mal angesehen hatte.
    »Für mich war es mehr ein Ausloten von Grenzen«, fügte sie hinzu. »Sie hatte dramatische Gefühlsausbrüche. Aber sie hat nie jemandem wehgetan außer sich selbst.« Sie blickte zu Riley auf, der ihr durch seine Miene zu verstehen gab, dass er gerne etwas spezifischere Informationen gehabt hätte. »Sie hat sich abgekapselt. Sie ging nicht mehr zum Unterricht, rührte kein Essen mehr an, weigerte sich, mit irgendwem zu sprechen. Aber sie hat nie jemand beschuldigt oder angegriffen. Und in ihrem Inneren war sie ein reizender und großherziger Mensch.«
    »Genug davon«, sagte Mr. Bentley. Er wandte sich an den Bezirksstaatsanwalt. »Ich will, dass dieser Mann stirbt.«
    Mullaney nickte. »Wir werden selbstverständlich die Todesstrafe beantragen, Harland.«
    Bentley schoss einen Blick auf Riley ab. »Können Sie beweisen, dass er es war?«
    »Zweifelsfrei, Sir.«
    »Keine Deals mit dem Anwalt, keine Absprachen. Ich will diesen Mann tot sehen.« Seine Augen wanderten wieder hinüber zu Ed Mullaney, dann langte er nach dem Arm seiner Frau. Sie entzog sich seinem Griff. Sie wollte sich nicht trösten lassen.
    Nach weiteren Beileidsbekundungen seitens des

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