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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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jemanden abblitzen ließ, Terry.« Lightner versuchte es jetzt auf einem anderen Weg. »Dieser Jemand, sind Sie das, Terry? Hat eine Person in Mansbury Sie nicht gut behandelt? Hatte sie eine Strafe verdient? Sie meinen Ellie, stimmt’s?«
    Paul bewegte sich unruhig hinter seiner Scheibe. Lightner gab sich alle Mühe, Burgos wieder ins Gespräch zu ziehen. Versuchte es mit allen Tricks – im Moment sogar mit Einfühlung. Aber vielleicht bemühte er sich etwas zu sehr.
    »Waren Sie wütend auf Ellie? Hatte sie eine Lektion verdient?«
    Terry Burgos’ Blicke huschten durch den Raum, er stützte die Hände in die Hüften. Seine Augen zuckten in alle Richtungen außer in die von Detective Joel Lightner.
    »Ich glaub, ich will jetzt nach Hause«, erklärte er.

5. Kapitel
    18.45 Uhr
    Zeit spielte keine Rolle mehr. Befehle wurden erteilt, Fakten recherchiert. Neue Erkenntnisse kamen im Minutentakt herein. Das Team der Rechtsmedizinischen Abteilung hatte sofort die Arbeit aufgenommen und bereits erste Zwischenergebnisse zu jeder Toten geliefert. Langsam begannen auch Hintergrundinformationen über die Opfer einzutreffen – und über Burgos. Der Löwenanteil der Informationen musste vorläufig warten. Es würde Tage in Anspruch nehmen, alles zu verarbeiten und zu kategorisieren.
    Riley blickte auf seine Uhr und stellte erstaunt fest, dass es schon Abend war. Es hatte einen Schichtwechsel gegeben, aber keiner der diensthabenden Cops war gegangen, und alle, die heute eigentlich ihren freien Tag hatten, hatten sich ins Revier aufgemacht, um freiwillig zu helfen. Die Polizeiwache quoll über von Strafverfolgern, die bereit waren, alles Erforderliche zu tun, um Terry Burgos hinter Gitter zu bringen.
    Marion Park lag in der Nähe der City und war doch etwas anderes. Zwar schlug man sich auch in Marion Park mit einem gewissen Maß an Kriminalität herum, doch dieses Verbrechen spielte in einer anderen Liga. Obendrein hatte sich das Ganze am Mansbury College ereignet, einer der renommiertesten liberalen Kunsthochschulen im Land und in gewissem Sinn die Lebensader dieser kleinen Vorstadtsiedlung, die vom Ruhm des Colleges zehrte. Die Stadt war nicht nur schockiert. Sie war zutiefst empört.
    Terry Burgos hatte jede weitere Befragung abgelehnt. Detective Lightner hatte die Miranda-Rechte verlesen und gezielt Fragen zu jedem der inzwischen namentlich bekannten Opfer gestellt – Elisha Danzinger, Angela Mornakowski, Jaqueline Davis, Sarah Romanski, Maureen Hollis und Cassandra Bentley. Burgos hatte sich geweigert, zu antworten oder Ligthner auch nur anzusehen, hatte stumm in einer Ecke gesessen und leise mit dem Fuß gegen die Wand geklopft. Also hatte Lightner ihn abführen lassen, und die Ermittlungen hatten sich auf andere Aspekte verlagert, um die Beweisführung hieb- und stichfest zu machen.
    Riley suchte gerade in der Bibel nach den Stellen auf dem Zettel aus Burgos’ Keller, als das hektische Stimmengewirr in der Polizeiwache schlagartig verstummte. Riley hob den Kopf und entdeckte Bezirksstaatsanwalt Edward Mullaney in Begleitung zweier Leute, beide elegant gekleidet und makellos frisiert. Er war den Bentleys noch nie persönlich begegnet, trotzdem erkannte er sie sofort. Mullaney warf Riley einen Blick zu, und er folgte ihnen ins Büro des Chiefs.
    Chief Clark schüttelte gerade Harland Bentley die Hand, als Riley eintrat. Natalia Lake Bentley saß teilnahmslos auf einem Stuhl, das Gesicht rot und geschwollen. Mullaney fasste Riley am Arm und flüsterte ihm ins Ohr: »Mrs. Bentley hat gerade Cassie identifiziert.«
    Riley nickte und stellte sich vor. Harland Bentley trat betont geschäftsmäßig auf und nannte forsch seinen Namen, während er Rileys Hand schüttelte. Er bediente sich der verbindlichen Floskeln eines Geschäftsmeetings, ein ihm vertrautes Terrain. Doch sein Gebaren war bloß aufgesetzt, ein Abwehrmechanismus. Riley konnte die Qualen in Mr. Bentleys Gesicht lesen, das verzweifelte Bemühen, seine Gefühle zu unterdrücken.
    Mrs. Bentley schaute kurz zu Riley auf. Sie war wohlerzogen und wahrte nach außen hin die Haltung, auch wenn ihr Gesicht gezeichnet war und die Augen tief in den Höhlen lagen – die Augen einer Mutter, die gerade den entstellten Leichnam ihres einzigen Kindes identifiziert hatte.
    »Mrs. Bentley«, sagte Riley. »Mein tief empfundenes Beileid. Wir haben den Mann gefasst, der das getan hat.«
    »Ich will genau wissen, was er getan hat«, forderte Harland Bentley mit rauer Stimme.

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