In Gottes Namen
Bezirksstaatsanwalts schüttelte Harland Bentley ihm und Riley die Hand und verschwand mit seiner Frau. Mullaneys förmliche Haltung fiel in sich zusammen, sobald sie das Büro verlassen hatten. »Jesus, du hättest dabei sein müssen, als Nat aus dem Leichenschauhaus kam«, murmelte er. »Ich dachte, wir bräuchten auch gleich noch einen Leichensack für sie.«
Riley nickte. Als U.S.-Bundesanwalt hatten zerrüttete Familien nicht zu seiner Klientel gehört. Er bewegte sich auf neuem Terrain. Und es sagte ihm nicht sonderlich zu.
Mullaney trat auf Riley zu. Der Mann wusste genau, welches Gesicht er bei Pressekonferenzen zu Mordfällen aufsetzen musste; Riley hatte schon öfter miterlebt, wie er dann betroffen seine buschigen irischen Augenbrauen runzelte. Aber das hier war nicht sein gewöhnlicher Ausdruck. Es war auch kein gewöhnlicher Mord. Es war ein Massaker. Und die Tochter seines wichtigsten Wahlkampfspenders befand sich unter den Opfern.
»Ich war öfter bei ihnen zu Hause«, sagte Mullaney. »Ich hab Cassie kennengelernt. Ein wunderhübsches und absolut reizendes Mädchen.« Er packte Pauls Arm. Eine Ader schwoll auf seiner Stirn.
»Unnötig zu betonen, Paul«, sagte er, »aber wir können uns hier keine Fehler erlauben.«
6. Kapitel
19.45 Uhr
Als Riley sich Ellie Danzingers außerhalb des Campus gelegenes Apartment vornahm, hatten die Kriminaltechniker ihre Arbeit bereits erledigt. Er verschaffte sich gerne selbst einen Eindruck aller relevanten Schauplätze, zumal alles dafür sprach, dass Terry Burgos in diesem Apartment seine erste Tat verübt hatte.
Das Apartment war luxuriös ausgestattet, allerdings hatte Ellie es Rileys Informationen zufolge bereits fertig möbliert übernommen, was für eine nur semesterweise hier lebende Studentin sicher sinnvoll war. Der kleine Komplex bestand aus insgesamt vier zweistöckigen Apartments, die auf einen rechteckigen Innenhof führten.
Es gab keinerlei Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen. Das Fenster zur Straße hin war verschlossen. Natürlich war nicht vollständig auszuschließen, dass Burgos im Schutz der Abenddämmerung durch das Fenster eingestiegen war, doch schien es eher unwahrscheinlich – auf den Fenstergriffen und Bänken ruhte eine dichte, unberührte Staubschicht. Das Erdgeschoss bestand aus Wohnzimmer, Schlafzimmer, einer Toilette und der Küche. Alles unauffällig. Keine Spuren von Blut.
»Er hat sich oben mit ihr vergnügt«, informierte ihn Lightner. Sie stiegen die mit Teppich verkleideten Treppenstufen hinauf zu einem großen Wohnraum und dem Hauptschlafzimmer. Das Obergeschoss wirkte bewohnter, es gab eine Stereoanlage und einen Fernseher sowie eine kleine Küchenzeile, die aber wohl eher als Bar genutzt worden war. Lightner zeigte auf die Geschirrspülmaschine. »Die war voll. Das Geschirr darin war sauber.«
Also keine Fingerabdrücke auf den Gläsern. Aber das hätte wahrscheinlich ohnehin zu nichts geführt. Kaum anzunehmen, dass Ellie Danzinger Terry Burgos auf einen Drink zu sich hereingebeten hatte.
Riley ging langsam hinüber ins Schlafzimmer. Das Bett war zerwühlt. Die Tagesdecke ballte sich als Haufen am Fußende. An der Wand und auf dem Bettzeug waren Blutspritzer, aber nicht viele. Links vom Bett jedoch war eine beachtliche Blutlache tief in die Teppichfasern eingesickert.
»Der Gerichtsmediziner geht davon aus, dass sie auf dem Bett gestorben ist«, erklärte Lightner. »Er hat sie auf den Kopf geschlagen, und dann ist sie hier verblutet.«
Er zeigte auf den Blutfleck. »Über anderthalb Liter Blut hat sie verloren.«
Lightner trat vorsichtig näher ans Bett. »Ellie muss auf dem Bett gelegen haben, das Gesicht nach oben, meint der Rechtsmediziner. Ihr Kopf ragte dabei seitlich aus dem Bett. Das ist die einzige Erklärung.«
»Warum ist das die einzige Erklärung?«
»Die Menge von Blut«, erwiderte Lightner. »Außer dem rausgerissenen Herz – und das hat er, wie wir wissen, erst bei sich zu Hause gemacht – hat sie nur einen einzigen Schlag auf den Kopf erhalten. Das war zwar ein heftiger Schlag, aber trotzdem würde eine Platzwunde normalerweise nie so stark bluten. Die Schwerkraft hat also eine Rolle gespielt. Ihr Kopf hing tiefer als der Rest des Körpers.«
Okay. Das leuchtete Riley ein. »Und hat das eine Bedeutung für den Fall?«
Lightner zuckte mit den Achseln. »Um so viel Blut zu verlieren, muss Ellie mindestens für eine Stunde dort gelegen haben. Der Gerichtsmediziner sagt, so lange dauert es
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