In Gottes Namen
kommt und geht, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ein Kerl, der weiß, wie man durch Folter Leute zum Reden bringt.«
Sie nickt. »Das wäre der perfekte Kandidat. Er hatte eine mentale Störung, also konnte man jegliche Aussagen leicht dementieren. Man pflanzt einfach eine Idee in seinen Kopf, zieht ihn auf wie eine Feder und lässt los.«
Man pflanzt eine Idee in seinen Kopf, zieht ihn auf und lässt los.
»Dieses Gespräch hat nie stattgefunden«, erinnert sie ihn. »Und das meine ich ernst.«
Richtig. Die Regierung wollte nicht zugeben, dass sie einen Psychopathen ins Land gelassen hatte. McDermott wird diese Informationen nicht offiziell einsetzen können. Deshalb ist McCoy auch persönlich erschienen und braucht die Akte gleich wieder zurück. Niemand ist befugt, ihm solche Dinge mitzuteilen. Wenn das auffliegt, könnte sie es ihren Job kosten.
»Also haben die Sowjets diesem Kerl beigebracht, wie man foltert und tötet, und ihn dann hierhergeschickt.«
»Angeblich hatte Koslenkos Familie gute Verbindungen zur Regierung. Sie bekamen Wind von seiner neuen Aufgabe und holten ihn da raus. Sie stellten ihn als politischen Dissidenten hin, den man zu Unrecht einer Geisteskrankheit bezichtigt und mundtot gemacht hatte. Und wie du ja bereits weißt, hatte er auch hierzulande Hilfe.«
»Großartig. Da bin ich ja beruhigt.«
»Mike, das alles wurde erst Anfang der Neunziger bekannt, und selbst dann konnte man nichts davon beweisen. Außerdem – nach unseren Informationen hat sich dieser Typ, seit er hier ist, immer anständig aufgeführt.«
Anständig aufgeführt. Mag sein – bis jemand eine Idee in seinen Kopf pflanzte, ihn aufzog und losließ.
43. Kapitel
McDermott steht im Konferenzraum, den Kopf gegen die Wand gelehnt. »Ich denke einfach nur nach, das ist alles«, kommt er Stolettis Frage zuvor.
»Professor Albany ist hier. Was hat dir das FBI erzählt?«
McDermott gibt Stoletti die Kurzfassung. Sie setzt sich, während sie zuhört. Als er fertig ist, warnt er sie, dass niemand was davon wissen darf. »McCoy hat ihren Arsch riskiert, als sie mir davon erzählt hat.«
»Ein Handlanger des KGB«, sagt sie. »Herr im Himmel.«
McDermott stößt sich von der Wand ab. »Das erklärt sein routiniertes Vorgehen. Wir suchen einen zum Killer ausgebildeten paranoiden Schizophrenen.«
Einer der Detectives, Williams, steckt den Kopf durch die Tür. »Mike, Paul Riley ist am Apparat.«
»Okay. Sag ihm …«
»Er meint, es ist dringend«, sagt Williams. »Vielleicht besser, du redest mit ihm.«
»Der Kerl auf dem Foto heißt Leo Koslenko.« Riley zeigt ihnen das Foto und deutet auf den gefährlich wirkenden Mann im Hintergrund. »Ein Immigrant, der für die Bentleys gearbeitet hat.«
McDermott ist sich nicht sicher, wie er mit der Situation umgehen soll. Er ist nicht darauf vorbereitet, in keiner Hinsicht. Er hat letzte Nacht nicht geschlafen und spürt jetzt die Auswirkungen – das langsam arbeitende Hirn, die schmutzigen Klamotten, die schweren Augenlider. Vielleicht sollte er Überraschung vortäuschen, aber weder er noch Stoletti haben dazu noch die Energie.
Riley ist ohnehin kein Dummkopf. »Sie wissen das bereits«, folgert er aus ihren Mienen.
»Gerade rausgefunden. Vor ein paar Stunden haben wir sein Haus durchsucht.« Er nickt Riley anerkennend zu. »Er hat Fingerabdrücke an Brandons Tür hinterlassen, wie Sie es vermutet haben.«
»Er hat also eine Akte«, konstatiert Riley. Andernfalls wären seine Abdrücke wertlos gewesen. Er wartet auf weitere Ausführungen, doch die beiden Detectives hüllen sich in Schweigen. Stoletti holt tief Luft. »Erzählen Sie uns was über diese Gwendolyn Lake.«
Auch Brandon Mitchum hat sie gestern Nacht erwähnt.
Riley berichtet ihnen, was er weiß. Sie war Cassies Cousine, ein widerspenstiges Waisenkind, das um den Globus jettete, sich mit den Reichen und Berühmten herumtrieb. Gestern, sagt Riley, hat er sie oben im Norden besucht, und heute hat sie seinen Besuch erwidert. Sie hat ihm von Koslenko erzählt, der sich in Cassie verguckt hatte und offensichtlich unter psychischen Problemen litt. Gwendolyn hat ihm erzählt, dass Cassie eine Affäre mit Professor Albany hatte. Und dass sie schwanger war, kurz bevor sie ermordet wurde.
»Jemand ist in dieses Ärztehaus eingebrochen, um die Unterlagen über ihre Schwangerschaft zu stehlen«, schließt Riley. »Oder über die Abtreibung. Oder beides. Und das muss Albany gewesen sein, richtig?«
McDermott
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