In Gottes Namen
schweigt noch immer. Das alles weiß er inzwischen selbst und noch mehr. Etwa, dass Leo Koslenko die perverse Neigung hat, Prostituierte zu ermorden – oder Frauen, die so wirken wie die Frau im Baumarkt. Er weiß, dass Koslenko einen Brief für Professor Albany in seinem Schlafzimmer aufbewahrt hat, der vermutlich aus der Zeit der Morde stammte, und der Albany davor warnt, etwas über Harland Bentleys Affäre mit Ellie Danzinger verlauten zu lassen.
Weiß Riley davon, dass Harland Bentley mit Ellie Danzinger schlief?
Als Riley mit seinem Bericht am Ende ist, wirft McDermott seiner Partnerin einen raschen Blick zu. Sie sind sich beide unsicher, ob sie Riley einweihen sollen, ob er auf ihrer Seite steht.
Kaum vorstellbar, dass Riley diese Leute umgebracht hat. Alles spricht für Koslenko, egal von welcher Seite man es betrachtet. Aber irgendjemand hat ihn aufgezogen und losgelassen, wie McCoy es ausgedrückt hat, und die Identität dieser Person ist von höchstem Interesse. Harland Bentley käme da durchaus in Frage, und Riley arbeitet für Bentley.
Offenkundig hat Riley Brandon Mitchum das Leben gerettet, aber vielleicht wusste er ja auch Bescheid darüber, dass Koslenko dorthin unterwegs war.
Wäre immerhin eine Möglichkeit. Vielleicht ist Riley in alles eingeweiht, darf aber wegen des Anwaltsgeheimnisses nichts sagen. Vielleicht versucht er, das Morden zu stoppen, ohne dabei seinem Mandanten zu schaden.
»Glauben Sie, Albany hat Dreck am Stecken?«, fragt er Riley. »Kann es sein, dass er eine Reihe von Menschen getötet hat, um zu vertuschen, dass er Cassie Bentley geschwängert hat?«
Riley zuckt ratlos mit den Achseln. »Ich wüsste nicht, was sonst dahinterstecken könnte.«
McDermott stößt ein kurzes Lachen aus. »Sie können sich kein anderes Motiv vorstellen?«
»Nennen Sie mir doch eins«, kontert Riley.
McDermott lächelt ihn an. Von wegen. Jedenfalls jetzt noch nicht. »Dann erzählen Sie mir mal von diesen Briefen, diesem Code.«
Insgeheim macht McDermott sich Vorwürfe. Diese Briefe enthielten eine versteckte Nachricht? Er hat nicht mal versucht, eine zu entdecken. Er hat darin nichts als die wirren Ergüsse eines Verrückten gesehen.
»Er verwendet den ersten Buchstaben in jedem Wort.« Riley breitet seine Kopien der Nachrichten auf dem Konferenztisch aus. »Deshalb wirken die Briefe so unsinnig. Sie sind es ja auch. Er hat einfach Worte gebraucht, die mit bestimmten Buchstaben beginnen. Stoletti hat bereits darauf hingewiesen.«
»Ah, Mist.« McDermott klatscht in die Hände. »Die Vertiefungen auf dem zweiten Brief. Er hat nach Worten gesucht, die mit T und N anfangen. Es kam ihm auf den ersten Buchstaben an. Jesus.« Er blickt auf Rileys Notizen.
BENÖTIGE ERNEUT IHRE BEIHILFE
WERDE ZWEITEN VERS BENUTZEN.
ZEIT ZU OPFERN ALBANI
ANDERE WISSEN UM UNSER GEHEIMNIS
»Wie kann man nur so blind sein.« McDermott schüttelt verärgert den Kopf und versucht, einen klaren Gedanken zu fassen. Er ist ein bisschen zu alt dafür, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen. »Das ist ein ganz simpler Code – vorausgesetzt, man sucht überhaupt nach einem.«
Riley stimmt ihm zu. »Nachdem ich erst mal auf die Idee gekommen war, dass da ein Code verborgen sein könnte, habe ich lediglich zehn Minuten gebraucht. Und das ist vermutlich so beabsichtigt. Ich sollte ihn ohne allzu viel Schwierigkeiten knacken können.«
»Er benötigt erneut Ihre Hilfe«, sagt Stoletti. »Er wendet sich an Sie, Riley.«
»Ich weiß.« Riley schüttelt den Kopf. »Aber ich habe keine Ahnung, warum.«
»Andere kennen unser Geheimnis.« McDermott mustert Riley aus schmalen Augen. »Sie teilen ein Geheimnis mit diesem Typen?«
»Er setzt Sie über seine Pläne in Kenntnis«, sagt Stoletti. »Er teilt Ihnen mit, dass er Ihre Hilfe benötigt und das Geheimnis aufgeflogen ist. Er informiert Sie darüber, dass er die zweite Strophe benutzen wird und es an der Zeit ist, Albany zu opfern.«
McDermott versucht, sich einen Reim auf das Ganze zu machen. Diese Nachrichten sind eindeutig für Riley bestimmt. Mit welcher Absicht zeigt er sie ihnen dann?
»Zeit zu opfern Albani. Vermutlich will er, dass Sie den Professor belasten«, sagt Stoletti. »Was er sagt ist: Wahren wir unser Geheimnis, indem wir Albany alles in die Schuhe schieben.«
»Möglich«, stimmt Riley zu. »Aber vielleicht steht da auch ein Punkt hinter opfern.«
»Zeit zu opfern. Albani. Als würde er mit seinem Namen unterzeichen.« Ja, denkt McDermott,
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