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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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zwei Monaten eine Story über meinen Kauf dieses Hauses gebracht, in der der Burgos-Vitrine mehr Raum gewidmet war als dem gesamten Rest des Hauses. Ursprünglich sollte es eigentlich bloß ein bisschen Klatsch und Tratsch über jemanden werden, der das alte Anwesen von Senator Roche erworben hat, aber letztendlich geriet der Artikel zu einer Reportage über den Mann, der Terry Burgos zur Strecke gebracht hatte.
    Nach Burgos Hinrichtung teilten die maßgeblichen Ermittler die Beweisstücke untereinander auf. In der Asservatenkammer lagerten noch alle möglichen Fotos und Erinnerungstücke, und wir stürzten uns darauf wie die Geier. Jeder der etwa ein Dutzend Mitglieder des Teams erhielt zumindest ein Beweisstück. Ich glaube, ein paar sind inzwischen sogar schon auf eBay zu ersteigern.
    Die meisten davon habe allerdings ich eingesackt, vermutlich weil ich so was wie der Chef des Burgos-Teams war. Zu meiner Sammlung gehört der gekritzelte Originalzettel mit dem albernen Songtext, der Burgos als Vorlage für seine Taten diente. Dann gibt es da zwei Fotos, auf denen er in den Gerichtssaal hinein- und wieder hinausgeführt wird. Einen Artikel des Time Magazine, mit einem großen Foto von mir. Eine Aufnahme der Badewanne, in der Burgos Maureen Hollis ertränkt hat. Ein Protokoll der Befragung durch Detective Lightner, in der Burgos die Taten eingestanden hatte. Und, als Prunkstücke der Kollektion, zwei Waffen aus Terry Burgos’ Arsenal: das Messer, mit dem er Ellie Danzinger das Herz herausgeschnitten und die Kehle von Angie Mornakowski durchtrennt hat – ein gewöhnliches Küchenmesser mit einer etwa zwanzig Zentimeter langen Klinge. Und dann eine Machete, die Burgos nie zum Einsatz gebracht hat. Sie ist mein persönliches Lieblingsstück. Eine stabile, sechzig Zentimeter lange Machete mit einer Klinge aus gehärtetem Karbonstahl.
    Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. Das waren noch Zeiten. Verbrecher jagen, lauter kleine Puzzlelteilchen zusammenfügen, um den Täter zu überführen, und anschließend mit den Cops ein Bierchen trinken gehen. Jetzt bin ich so reich, wie ich es mir nie hätte träumen lassen, der Gouverneur will mich unbedingt zum Bundesrichter ernennen, und was tue ich – ich sitze hier und trauere der Vergangenheit nach. Manchmal starrt man so angestrengt auf das große Ziel, dass man ganz übersieht, wie viel Spaß man unterwegs eigentlich haben könnte.
    Ich reiße ein Stück Karton von einer der ungeöffneten Kisten ab, finde eine Rolle Klebeband und versuche, das Loch in der Kellertür so gut wie möglich abzudichten. Es löst das Problem zwar nicht, verschafft mir aber das Gefühl einer zumindest provisorischen Versorgung. Dasselbe benötigen jetzt auch dringend mein Kopf und meine Hand. Ich entscheide mich für ein belebendes Schmerzmittel in einer konischen Flasche, ungeachtet dessen, dass es schon drei Uhr morgens ist, und mache mich auf den Weg nach oben.

17. Kapitel
    Leo sitzt im Café, mit dem Rücken zur Wand – dreh ihnen nie den Rücken zu -, und behält die Fensterfront samt der Eingangstür im Auge. Er tut so, als lese er Zeitung, späht aber über ihren Rand hinweg auf die Straße. Seine Augenlider sind wie Blei, seine Bewegungen schleppend. Es war spät gestern Nacht – heute früh, um genau zu sein – in der Gasse mit Riley und dieser Frau.
    Er mustert jeden, der hereinkommt. Keiner beachtet ihn. Aber genau das wollen sie ihn glauben machen. Sie wollen seine Wachsamkeit einschläfern.
    Natürlich unterschätzen sie ihn. Er weiß genau, sie sind überall, jeder hier kann einer von ihnen sein.
    Er streicht sich vorsichtig über den Magen, bittet die Säure, ihn zu verschonen, denn er weiß, je mehr er sich aufregt, desto grausamer schlägt sie zu.
    Eine dünne Frau im Tanktop, die Sonnenbrille ins blonde Haar gesteckt, mit einer Hand einen Kinderwagen schiebend, in der anderen eine Flasche grünen Tee, lässt sich in einem Sessel keine zwei Schritt neben ihm nieder. Sie kümmert sich demonstrativ um ihr Baby, aber dann wendet sie den Kopf, ganz zufällig, ganz beiläufig, schaut in seine Richtung, so als wäre das keine Absicht.
    Sprich mit der Frau. Teste sie.
    Er versucht es. Aber mit Worten hat er es nicht so. Er spricht sie nicht richtig aus. Ich mag ihr Baby, will er sagen.
    Die Frau wendet sich ihm zu, lächelt. »Danke.« Ihr Blick hat etwas Mitleidiges. »Meine hier hat mich die ganze Nacht lang wach gehalten.«
    Er versucht zu lächeln. Lange Nacht.
    Nachts habe ich

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