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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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eine Krawatte, die die Farben von Jackett und Hemd wieder aufgreift. Ich habe ein Faible für gute Klamotten und schätze Qualität, aber man sollte es nicht übertreiben. Elegant, aber unaufdringlich ist meine Devise. Unser Mann hier wirkt ein bisschen herausgeputzt. Aber, Hut ab, feinster Zwirn. Was zahlen die einem Professor heutzutage?
    Was mich erneut zu der Frage bringt, wie er es je zu einer Anstellung auf Lebenszeit gebracht hat.
    Ich stelle ihm Stoletti vor, und er führt uns schweigend zu seinem Büro. Dabei passieren wir das Mahnmal, das Harland Bentley für seine Tochter und Ellie Danzinger hat errichten lassen. Wo sich früher ein kleiner Park befand, steht jetzt ein Tempelchen mit vier Säulen, hinter dem sich weitläufige, gepflegte Rasenflächen erstrecken, mit einem marmornen Brunnen und diversen Betonwänden, auf denen Zitate von Gandhi, Bob Dylan, Mutter Teresa und ähnlichen Leuten über Liebe, Friede und Verzeihen verewigt sind.
    Albanys Büro ist nicht übermäßig groß, kriegt aber ordentlich Sonnenlicht ab. In puncto Ordnung allerdings erhält der Mann die Note ungenügend. Überall fliegen Bücher herum, Papiere sind wahllos zu Haufen gestapelt. Klassische Musik dringt aus der Anlage im Regal hinter seinem Schreibtisch.
    Das Genie bei der Arbeit, so in der Art.
    »Heute Morgen habe ich den Artikel gelesen«, sagt er und lässt sich hinter dem großen Eichenschreibtisch nieder. »Bitte.« Er zeigt auf die beiden Ledersessel.
    »Welchen Artikel meinen Sie?«, fragt Stoletti. Ich bin kurz davor, genervt die Augen zu verdrehen, aber ich verkneife es mir. Solche Routinefragen für Doofe sind ein schlechter Einstieg. So was macht man, wenn man jemanden reinreiten will. Man stellt sich ahnungslos und wartet darauf, dass derjenige sich selbst eine Grube gräbt. Aber der Typ hier weiß genau, warum wir hier sind. Ich bin mir sicher, dass Evelyn Pendry ihn aufgesucht hat, und man muss nicht länger als eine Nanosekunde in die Watch von heute Morgen gesehen haben, um zu wissen, dass eine ihrer Reporterinnen gestern ermordet wurde.
    »Haben Sie nach seiner Verurteilung noch mal mit Terry gesprochen?«, frage ich.
    »Nein.« Er verzieht das Gesicht, als hätte ich ihn gefragt, ob er Läuse hat. »Nie wieder.«
    »Professor«, sagt Stoletti, offensichtlich kurz davor, mir ihren Ellbogen ins Gesicht zu rammen. »Kennen Sie eine Frau namens Evelyn Pendry?«
    »Das Mordopfer«, sagt er. »Die Reporterin. Ja, sie hat mich kontaktiert.«
    »Wann?«
    »Letzten Freitag hat sie mich besucht.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    Er zupft an seinem Ohrläppchen. »Sie wollte hauptsächlich Hintergrundinformationen. Welche Rolle ich damals gespielt habe, solche Dinge.« Er nickt sachte mit dem Kopf und spielt mit dem teuren Füllfederhalter auf seinem Tisch. Ich studiere das Regal hinter ihm, kann aber kein Bild von einer Ehegattin entdecken. Er trägt auch keinen Ring am Finger.
    »Welche Rolle Sie gespielt haben«, wiederholt Stoletti.
    »Ich war einer der Zeugen, Detective. Aber das wissen Sie sicher bereits. Und Mr. Riley wird Sie wohl auch ausführlich über seine brillanten Leistungen ins Bild gesetzt haben. Jeder hat dem triumphierenden Ankläger zugejubelt! Und alle verachteten den Professor, der das Pech hatte, einen Massenmörder zu beschäftigen.«
    Ja, das bestätigt meinen Eindruck von damals. So muss er es wahrgenommen haben. Nach Burgos’ Verhaftung haben wir ihn gründlich in die Zange genommen. Überprüften seine Alibis, durchsuchten sogar mit seiner Zustimmung sein Haus. Am Ende erwies er sich als wertvoller Zeuge der Anklage, auch wenn er nicht sehr erfreut über die ihm unterstellte Mitschuld war und nicht gerade zimperlich mit ihm umgesprungen wurde.
    »Bleiben wir beim Thema, Professor«, fordert Stoletti. »Ich will genau wissen, was Evelyn Sie gefragt hat, und was Sie darauf erwidert haben.«
    »Wie gesagt, ging es nur um Hintergrundgeschichten von damals. Und die kennen Sie ja bereits.« Er winkt ab, hält den Blick aber weiter auf den Schreibtisch gesenkt. »Sie wollte bestimmte Daten wissen. Sie fragte mich nach Terry, was für ein Mensch er war. Und sie ließ sich von mir bestätigen, dass Cassie Bentley und Ellie Danzinger beide an meinem Seminar über Gewalt gegen Frauen teilgenommen hatten. Es ging eigentlich nur um die genaue Abfolge der Ereignisse und die Verifizierung von Fakten.«
    »Sonst nichts.« Stoletti wippt mit dem Fuß, wirkt aber davon abgesehen absolut ruhig.
    »Das Ganze

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