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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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hat nicht lange gedauert.« Er seufzt und blickt dann zu Stoletti auf. »Oh, und sie hat mich nach diesem Mann gefragt. Sein Name war Fred, an den Nachnamen kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Ciancio.«
    »Ja, genau.« Er scheint überrascht, dass ihr der Name etwas sagt. »Sie hat mich gefragt, ob ich ihn kenne oder seinen Namen schon mal gehört hätte. Ich habe ihr erklärt, er sei mir völlig unbekannt.«
    »Und entsprach das der Wahrheit?«
    Er schweigt kurz, dann schmunzelt er. »Natürlich. Ich hatte den Namen des Mannes vorher noch nie gehört.«
    Stoletti nickt und seufzt.
    »Wie wurde sie ermordet?«, fragt Albany.
    Stoletti lässt sich das einen Augenblick durch den Kopf gehen. Ich beschließe, mich nicht einzumischen. Vielleicht hat Stoletti ja eine weitere clevere Antwort parat. »Wir sind uns noch nicht ganz sicher. Haben Sie eine Vermutung?«
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Warum?«
    Albany blinzelt mir zu, was Stoletti nicht verborgen bleibt. »Ich denke, es könnte ein Eispickel gewesen sein«, sagt er.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragt Stoletti. »Ein Eispickel?« Albany lächelt sie an wie eine Studentin, die im Unterricht nicht mitkommt. »Sollen wir es im Chor sagen, Mr. Riley?« Er schließt die Augen und zitiert aus dem Gedächtnis. »An ice pick, a nice trick, praying that he dies quick.«
    Er öffnet die Augen und mustert sie mit zufriedener Miene.
    Ich hebe die Hände und deute einen stummen Applaus an. Albany kann nicht wissen, dass Ciancio der Erste war und daher den Eispickel abgekriegt hat. Evelyn war das Schnappmesser vorbehalten.
    »Sie glauben, der Mord steht in Verbindung mit dem Song?«, fragt Stoletti.
    »Wer weiß?« Er nickt in meine Richtung. »Aber ich nehme an, das ist der Grund für Mr. Rileys Anwesenheit. Soweit ich gehört habe, ist er in letzter Zeit eher im privatrechtlichen Sektor erfolgreich. Evelyn Pendry sucht mich auf, erkundigt sich nach Terry Burgos, kurz darauf wird sie ermordet, und kurz darauf sitzt Mr. Riley persönlich vor meinem Schreibtisch.«
    »Haben Sie eine bestimmte Vermutung in dieser Angelegenheit?«, will sie wissen.
    »Nein, ich bin nur Lehrer«, antwortet er. »Terry studierte die Worte eines verwirrten Highschool-Schülers und entdeckte darin göttliche Handlungsanweisungen. Wiederholt sich jetzt was Ähnliches? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Terry eine ganze Menge Websites gewidmet sind.«
    »Die durchkämmen wir bereits«, sagt sie. »Und Sie? Werfen Sie ab und zu einen Blick darauf? Auf die Websites, meine ich?«
    »Ich habe sie mir tatsächlich angeschaut. Wenn dort Terrys Morde an Frauen glorifiziert werden, gehört das in meinen Unterricht.«
    »Sie setzen den Kurs immer noch fort?«, frage ich.
    Er lächelt mich an. »Und er ist populärer und wichtiger als je zuvor. Haben Sie kürzlich mal in Hip-Hop-Texte reingehört? Dort wird mehr denn je das Prügeln und Vergewaltigen von Frauen gefeiert. Teilweise ist davon die Rede, so brutalen Verkehr mit Frauen zu haben, dass das Innere ihrer Vagina zerstört wird.«
    Stoletti nickt ihm zu. »Und was halten Sie persönlich davon?«
    »Ich finde es abstoßend. Aber als Kulturphänomen zugegebenermaßen auch faszinierend. Wir beschränken uns in meinem Unterricht übrigens immer auf die erste Strophe des Songs«, fügt er hinzu. »Sie benennt die Opfer – natürlich nicht mit Namen, aber was sie Tyler Skye angeblich angetan haben. Mädchen, die ihn zurückwiesen, die sich über ihn lustig gemacht haben. In der zweiten Strophe ist das anders – dort richtet sich die Zeile mit dem Eispickel auch gegen einen Mann. Einige zielen speziell auf Frauen. Wieder andere auf kein bestimmtes Geschlecht. Und an keiner einzigen Stelle wird erklärt, warum er sie tötet. Nichts darüber, dass er zurückgestoßen oder verraten oder beleidigt worden wäre. Die zweite Strophe beschreibt nur, wie die Morde ausgeführt werden.«
    Eine zutreffende Beobachtung. Die zweite Strophe ist weniger persönlich.
    »Wir brauchen Kopien von den Arbeitsunterlagen Ihres Kurses.« Stoletti überlegt einen Moment. »Und eine Liste der Studenten, die ihn in den letzten Jahren besucht haben.«
    »Die Kursunterlagen sind kein Problem.« Der Professor zuckt mit den Achseln. »Aber das mit den Namen der Studenten könnte schwierig werden. Da müssen Sie mit der Verwaltung reden. Es gibt schließlich Datenschutzgesetze, oder?«
    Keiner von uns antwortet. Albany dreht sich auf seinem Stuhl, greift in einen Schrank hinter sich

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