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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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richten sich auf einen unbestimmten Punkt im Raum. »Einige Jahre, nehme ich an. Viele Jahre. Ich hab ihr immer von meiner Arbeit erzählt. Sie hat sich alles gemerkt. Deshalb ist sie so eine …«, es schnürt ihr die Kehle zu, »… ich meine, war sie … Entschuldigung, tut mir leid.« Sie beißt auf ihre Faust und schließt die Augen.
    »Kein Problem, Miss Pendry.« Er kann sich gut vorstellen, wie Evelyn Pendry reagiert hat – vor so langer Zeit hatte sie von ihrer Mutter die Geschichte über Fred Ciancio gehört, eine Spur, die ins Leere verlief, ein nagender Zweifel -, und dann meldete sich plötzlich eben dieser Mr. Ciancio bei ihr, um mit ihr zu sprechen.
    McDermotts Handy klingelt.
    »Haben Sie schon ihren Computer gefunden?«, fragt Carolyn.
    »Nein.« Evelyn hat einen Laptop besessen, aber er ist weder in ihrer Wohnung noch in ihrem Büro. Die Vermutung liegt nahe, dass der Mörder ihn mitgenommen hat.
    McDermott wirft einen Blick auf das Display und entschuldigt sich für einen Moment.
    »Kopecky, was gibt’s?«
    »Mike, diese weibliche Leiche im Müll, die in deiner Nachbarschaft.«
    »Die Leiche im Müll? Kopecky, was zum Teufel soll das? Du müsstest eigentlich längst …«
    »Wir haben gerade einen Anruf aus dem Labor erhalten«, unterbricht ihn Kopecky. »Du wirst nicht glauben, was die rausgefunden haben.«

27. Kapitel
    Stoletti und ich warten auf dem Campus des Mansbury College vor dem sogenannten grünen Gebäude. Es steht inmitten einer großen quadratischen Rasenfläche, auf der die Studenten in kleinen Grüppchen herumhängen, Frisbee spielen und vielleicht ein wenig Gras rauchen, wenn gerade niemand hinschaut.
    »Den Weg hier runter, zwischen den beiden Gebäuden durch«, sage ich, »da liegt das Bramhall Auditorium.«
    Die Sonne ist rausgekommen, sie wärmt mein Gesicht, und ich schwitze in meinem Anzug. Es ist ein wunderschöner Tag, aber womöglich sehen die Teilnehmer der Sommerkurse das anders. Während meiner Highschool-Zeit habe ich nur einmal an so was teilgenommen. In jenem Sommer absolvierte ich einen Schreibmaschinenkurs. Damals durften wir keine Shorts tragen, denn selbst im Hochsommer galt die an katholischen Schulen übliche Kleiderordnung, und wir schmorten im durch die Fenster hereinströmenden Sonnenlicht. Einmal bemerkte ich gegenüber einer Nonne, dass sich nirgendwo in der Bibel ein Einwand gegen Klimaanlagen finden ließe. Sie nahm es weniger humorvoll, als es gemeint war.
    »Keine Fingerabdrücke in Ciancios Haus?«, frage ich.
    »Nein.«
    »Und in Evelyns Wohnung?«
    »Nichts.« Stoletti schiebt sich einen Streifen Kaugummi in den Mund. »Der Typ hat kein Fitzelchen für die Spurensicherung hinterlassen. An keinem der Tatorte. Hey, ärgert es Sie eigentlich, dass der Kerl sich die zweite Strophe vorknöpft?«
    »Um die erste hat sich Burgos ja bereits gekümmert«, erwidere ich.
    »Genau das meine ich. Sollte er tatsächlich ein Nachahmungstäter sein, dann gibt er sich nicht mit simplem Kopieren zufrieden.«
    »Fragen wir doch einfach ihn«, sage ich und deute auf das grüne Gebäude, das Professor Albany in diesem Moment verlässt, eine Tasche über der Schulter und angeregt mit einer Studentin plaudernd. Wir treten in sein Blickfeld und warten darauf, dass er die Unterhaltung mit der ihn anhimmelnden Studentin beendet.
    Sein Blick streift uns kurz, während er sich mit großen Schritten auf dem Gehweg entfernt. Dann stockt sein Schritt, er sieht zu mir zurück, und in seinen Augen blitzt Wiedererkennen auf.
    »Vermeiden Sie es möglichst, auf den Fall Burgos zu sprechen zu kommen, verstanden?«, murmelt Stoletti.
    Ich nicke Albany zu, dann schlendern Stoletti und ich auf den Professor zu, der nur mäßig erfreut über unseren Anblick scheint. Zwar trägt Stoletti ihre Dienstmarke in der Jackentasche verborgen, aber sie hat diesen typischen großspurigen Gang. Vermutlich hat er sie längst als Cop identifiziert.
    »Mr. Riley«, sagt er, als sei es ein Schimpfwort. Selbst aus der Nähe betrachtet, hat ihm die Zeit nicht viel anhaben können. Der gleiche wilde Blick, ein Kinnbart mit mehr Pfeffer als Salz, passend zum langen wirren Haar. Er scheint seinen Job ziemlich locker zu nehmen und sich nicht allzu viel Stress damit zu machen. Ich frage mich, warum sie den Kerl hier immer noch beschäftigen.
    Kleidungsmäßig ist er jedenfalls eine Klasse aufgestiegen, wie mir auffällt. Er trägt ein karamellfarbenes Sakko, dazu ein hellgelbes maßgeschneidertes Hemd und

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