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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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mal. Das ist doch wohl ganz normal, dass ich mir Sorgen um Helena mache, oder?«
    »Klar. Aber ich kann dir nicht mehr über Tom sagen, als ich schon auf der Party erzählt habe. So gut kannte ich ihn nämlich nicht.«
    Cara wollte antworten, aber sie hatte plötzlich das Gefühl, dass sich ein Gummiband um ihre Brust legte und immer enger zusammenzog. Und ihr die Luft abschnürte.
    »Und falls du glaubst, dass ich was mit seinem Tod zu tun habe«, hörte sie May fortfahren, »da bist du auf dem Holzweg. Ich hab ein Alibi. Ich war nämlich noch mal im Extra Dry. Die Polizei hat das bereits überprüft.«
    Das Band drückte Caras Brustkorb ein. »Ich muss Schluss machen, sorry«, konnte sie gerade noch ächzen. »Ich meld mich wieder.« Sie beendete die Verbindung, während May noch redete. Und wankte zu einem Laternenmast und umklammerte ihn, schnappte nach Luft, rang nach Atem, japste und keuchte, aber der Sauerstoff kam nicht in ihren Lungen an. Sie ließ sich in die Hocke sinken. Ihre Beine brannten vor Erschöpfung und Müdigkeit, ihr Puls raste.
    Es war, als ob sie langsam ertrank, mitten in der Stadt auf offener Straße.

 
    überleben
     
    ich schreibe dir
    von marion
    und yasmin
    und den linien am fenster
     
    warum schreibst du nichts von dir
    fragst du
     
    aber das tue ich doch

12
    Nach ein paar Minuten wurde es besser. Der Druck auf ihrer Brust ließ nach, ihr Herzschlag beruhigte sich. Sie stand wieder auf und blickte sich um. Hatte sie jemand beobachtet? Aber die Straße war menschenleer und hinter den Fenstern der Häuser zeigte sich niemand.
    Ich bin total fertig, dachte sie. Zu wenig Schlaf, zu viel Aufregung.
    Ich muss erst mal was frühstücken.
    Sie ging in ein Stehcafé, bestellte ein belegtes Brötchen und Filterkaffee, und als die Bedienung mit dem Tablett kam, klingelte ihr Handy wieder.
    »Ich bin’s«, sagte Vitali. »Alles okay?«
    »Alles bestens.« Sie nahm einen Schluck Kaffee.
    »Renzo ist total sauer, weil wir so viel zu tun haben und du nicht da bist. Du hast doch gesagt, dass du heute kommst.«
    »Hab ich das?«
    »Was machst du denn gerade?«
    »Frühstücken.« Sie erzählte ihm von ihrem Gespräch mit Viola, von Benny und seinen Gedichten und seiner Verliebtheit. Davon, dass Helena ihrer Freundin Benny quasi weggenommen hatte, ohne wirklich an ihm interessiert zu sein.
    »Und jetzt glaubst du, dass Viola Tom umgebracht hat?«, fragte Vitali, als sie fertig war. »Nur um Helena eins auszuwischen?«
    »Nee, so dumm ist Viola nicht. Außerdem, wenn sie es getan hätte, hätte sie ihn vergiftet oder erschossen. Aber niemals erschlagen.«
    »Wieso das denn?«
    »Ihre kostbaren Hände. Die darf sie auf keinen Fall verletzen. Sonst kann sie doch nicht mehr Cello spielen.«
    Vitali lachte.
    »Andererseits. Du hättest sie mal sehen sollen, als wir über Helena gesprochen haben. Sie konnte gar nicht mehr aufhören, sie zu beschimpfen.«
    »Und jetzt? Rufst du diese Kommissarin an?«
    »Was soll ich ihr denn sagen? Dass Benny in Helena verliebt war? Ich glaube nicht, dass sie das beeindruckt. Aber ich kann ja mal mit Helenas Anwalt darüber reden. Vielleicht nützt ihm das Wissen irgendwie bei seiner Verteidigungsstrategie.«
    »Ich hab mich mal umgehört, wer der Vater von Jackys Baby sein könnte.«
    »Und?«, fragte Cara.
    »Nichts. Null. Nothing. Es ist total komisch. Ich weiß, dass Jacky damals mit einem anderen Typen zusammen war. Das Ganze ging nicht lang, kurz nachdem wir uns getrennt haben, war auch mit dem anderen Schluss. Aber Jacky ist in der Szene so bekannt wie ein bunter Hund. Irgendeiner müsste den Kerl doch kennen, irgendeiner müsste mir doch einen Namen nennen können. Denkste.«
    In der Szene, dachte Cara. In welcher Szene?
    »Und jetzt?«
    »Ich treff mich nach der Arbeit mit einem Kumpel von früher. Mit dem hingen wir damals immer ab. Ich meine, als ich mit Jacky zusammen war. Vielleicht weiß der was.«
    »Versuchen kann man es ja mal«, sagte Cara. Ihr Magen knurrte laut. Sie schielte auf ihr Käsebrötchen.
    »Willst du auch kommen?«, fragte Vitali.
    »Wohin?«
    »Na, zu mir. Marco kommt um halb fünf.«
    »Ich weiß nicht. Ich kenn ihn doch gar nicht. Ist doch bestimmt besser, wenn du allein mit ihm sprichst. So von Mann zu Mann.«
    »Unsinn. Zu zweit können wir ihn doch viel besser in die Zange nehmen.«
    »Wenn du meinst.«
    »Um halb fünf bei mir«, sagte Vitali.
    Nach dem Frühstück beschloss sie, in ihrer ehemaligen Schule vorbeizugehen, um mit

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