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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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Cara, obwohl sie um Viertel vor neun einen Termin mit Frau Ehlers hatte. Als sie die Tür schloss, blieb sie einen Moment stehen und lauschte und hörte Vitali und Jacky leise reden, aber was sie sagten, verstand sie nicht. Sie stellte sich vor, dass sie über sie sprachen. Cara macht mir Sorgen. Sie nimmt sich das Ganze so zu Herzen. Vielleicht würden sie das sagen.
    Aber wahrscheinlich redeten sie über Tessi und Sergej und wie alles werden würde, wenn er wieder aus dem Knast kam. Und darüber, wie gut sie sich einmal verstanden hatten, bevor alles den Bach runtergegangen war mit Sergej.
    Vielleicht würden sie ja sogar wieder zusammenkommen, dachte Cara, als sie durch den Sommerabend nach Hause ging. Sie passten ja auch gut zusammen, dachte sie, sie waren beide außen hart und innen weich.
    Sie horchte in sich hinein, was das in ihr auslöste. Dass Vitali vielleicht wieder mit Jacky zusammenkam.
    Und fühlte nichts.
    Und war ein bisschen enttäuscht darüber.
    Zu Hause ging sie ins Bett und schlief sofort ein und schlief, bis der Besucher wiederkehrte. Er kam mit langsamen, schweren Schritten die Treppe hoch, trat in ihr Zimmer und berührte ihren Arm. Wieder war sie auf einen Schlag wach.
    Obwohl ihr Kopf vor Müdigkeit dröhnte, fand sie keinen Schlaf mehr. Bis zum Morgen trieb sie wie ein Korken auf der Oberfläche ihres Bewusstseins und schaffte es nicht, zurück in den Schlaf zu sinken.
    Warum träume ich immer denselben Traum?, fragte sie sich. Was will der Fremde von mir? Ich muss ihn anschauen, dachte sie. Ich muss ihm ins Gesicht schauen, wenn er das nächste Mal kommt.
    Es ist doch nur ein Traum, hörte sie Vitali sagen. Schlaf ruhig ein, ich wache hier, ich beschütze dich. Aber vielleicht sagte er das gar nicht zu Cara, sondern zu Jacky.
    Sie drehte sich vom Rücken auf den Bauch und wälzte sich hin und her, bis es draußen hell wurde.
    Um halb neun riss sie das Telefon aus dem Schlaf. Heinrich Galabau las sie auf dem Display und legte das Mobilteil weg, ohne den Anruf anzunehmen. Und rannte ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Sie musste in einer Viertelstunde in der Liebfrauenschule sein.
    Kein Kaffee, obwohl ihr ganzer Körper nach Koffein schrie. Glücklicherweise hing der Autoschlüssel am Schlüsselbrett, ihre Mutter war heute mit dem Fahrrad ins Büro gefahren.
    Um Viertel vor neun schoss Cara auf den Parkplatz hinter der Schule. Ihr Kopf dröhnte. Sie brauchte weitere fünf Minuten, um sich zum Sekretariat durchzufragen.
    Die Schulsekretärin war nicht so dick wie Frau Müller, aber ähnlich feindselig. Vermutlich lag das daran, dass Cara sie beim Frühstück störte. Vor ihrer Computertastatur stand eine dampfende Kaffeetasse, daneben lag ein belegtes Brot. »Sie sind zu spät«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Tut mir leid«, ächzte Cara. Dieser Kaffeeduft! Am liebsten hätte sie der Sekretärin die Tasse entrissen, aber das hätte deren Laune vermutlich nicht wesentlich verbessert. »Wo finde ich Frau Ehlers denn jetzt?«
    »Lehrerzimmer.« Die Frau drehte Cara den Rücken zu und griff mit beiden Händen nach ihrem Brot.
    »Sie sind Helenas Schwester, oder?« Frau Ehlers musterte Cara misstrauisch von oben bis unten. Sie waren in ein leeres Klassenzimmer gegangen. Frau Ehlers hatte am Lehrerpult Platz genommen und Cara saß ihr gegenüber, als wäre sie wieder ihre Schülerin. »Sven hat mich gestern Abend angerufen und erzählt, dass Sie vermutlich hier aufkreuzen würden.«
    »Ich heiße Cara«, sagte Cara. »Ich war auch auf dem Anne-Frank. Ich hatte Sie sogar mal in Englisch.« Frau Ehlers nickte, aber sie machte nicht den Eindruck, als ob sie sich an Cara erinnerte. Cara dagegen erinnerte sich jetzt sehr gut an die Frau Ehlers von damals. Auch wenn sie ganz anders ausgesehen hatte als heute. Besser. Fröhlicher. Heute lagen graue Schatten unter ihren Augen, ihre Haut wirkte seltsam fahl.
    »Wie geht es Helena?«
    »Sie ist in U-Haft. Wegen Tom.«
    »Ja, ich hab’s gehört. Weiß man schon …?«
    »Nein, natürlich nicht. Sonst wäre Helena ja nicht mehr in U-Haft.« Es sei denn, sie ist wirklich die Mörderin, dachte Cara.
    »Und Sie spielen jetzt Detektivin?«, fragte Frau Ehlers.
    »Ich will mir ein Bild machen. Von Tom. Von dem, was geschehen ist.«
    »Ein Bild von Tom?« Frau Ehlers lachte. »Das ist nicht so einfach.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ihn die wenigsten richtig kannten.«
    »Sie kannten ihn gut.«
    »Das stimmt.« Frau Ehlers schwieg ein paar Sekunden lang. »Bei den

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