Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
Vom Netzwerk:
Namen. Da musst du Papa fragen.«
    Cara unterdrückte eine bissige Bemerkung und dann ihren Widerwillen und wählte die Handynummer ihres Vaters. Der ihr die Nummer der Kanzlei zuerst nicht geben wollte.
    »Was willst du von Helenas Anwalt?«, fragte er misstrauisch.
    »Ich hab mich ein bisschen umgehört«, sagte Cara.
    »Ich hab dir schon einmal gesagt, dass du dich zurückhalten sollst, Cara. Glaub mir, es ist besser für Helena. Überlass das den Profis.«
    »Ich will den Anwalt doch nur informieren«, sagte Cara. »Über eine Sache, die ich herausgefunden habe. Gibst du mir seinen Namen nun oder nicht? Ich krieg ihn auch so raus.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Pechan«, sagte ihr Vater dann und gab ihr auch die Nummer. »Cara, ich weiß, das ist verdammt schwer für dich. Aber ich war gestern bei Helena. Es geht ihr gut, ich meine, in Anbetracht der Umstände …«
    »Warum warst du jetzt schon wieder bei ihr und ich muss bis Montag warten, bis ich endlich eine Besuchserlaubnis bekomme? Und Mama auch! Du hast dich die ganze Zeit nicht um Helena gekümmert und jetzt machst du einen auf besorgter Vater. Das ist total ungerecht.«
    »Ich bin ihr Vater und ich bin besorgt«, sagte Herr Fliedner. »Und deine Mutter war ebenfalls bei Helena, wir haben sie zusammen besucht.«
    »Davon hat sie nichts gesagt«, meinte Cara. Als sie gestern Abend nach Hause gekommen war, hatte ihre Mutter bereits geschlafen. Und morgens war Cara erst aufgestanden, nachdem Frau Fliedner zur Arbeit gegangen war.
    »Ich kann nichts dafür, wenn ihr nicht miteinander redet. Und noch was: Ich hab mich um Helena gekümmert. Deine Schwester und ich haben ein sehr gutes Verhältnis, falls dir das entgangen sein sollte. Und ich hätte mich auch gerne um dich gekümmert, wenn du mir eine Chance …«
    Cara legte auf.
    Und brauchte drei Anläufe, bis sie das Telefon zurück in die Hosentasche gesteckt hatte. Weil ihre Hände so zitterten.
    Sie war immer gut in der Schule gewesen, das verdankte sie ihrem Vater. Von der ersten Klasse an hatte Herr Fliedner allergrößten Wert darauf gelegt, dass seine Töchter Klassenspitze waren. Ich weiß, dass ihr das könnt, hatte er immer gesagt, also schafft ihr das auch.
    Und sie hatten es auch geschafft, Helena und Cara waren beide hervorragende Schülerinnen, weil sie klug und ehrgeizig und fleißig waren.
    Bei einer Zwei verzog ihr Vater das Gesicht, also schrieben sie nur Einsen. Bis Cara in die Achte kam und keine Streberin mehr sein wollte. Und sich im Unterricht weniger meldete und öfter mal die Hausaufgaben vergaß und vor Klassenarbeiten weniger büffelte. Stattdessen traf sie sich nachmittags mit den Leuten aus ihrer Klasse. Einfach mal chillen. Helena fand das gut.
    »Genieß dein Leben, Cara«, sagte sie. »So wichtig sind die Noten auch wieder nicht.« Sagte Helena, die im Gegensatz zu Cara viele Freunde hatte, mit denen sie abhing und feierte und Spaß hatte. Und ihre Einsen ganz nebenbei schrieb.
    Aber das sah ihr Vater anders. Als er zwei Dreien und eine Vier in Caras Halbjahreszeugnis sah, da rastete er aus. Da knallte er ihr eine, mitten ins Gesicht, so, dass sie vom Stuhl fiel. »Das gibt’s doch nicht!«, schrie er. »So was will ich nie mehr sehen! Du reißt dich ab sofort wieder zusammen und gibst dir Mühe, verstanden?«
    Du reißt dich zusammen. Schrie ihr Vater, der sich noch nie im Leben zusammengerissen hatte. Als er am nächsten Morgen Caras geschwollene Backe sah, war ihm das peinlich. Aber er entschuldigte sich nicht. »Du musst das verstehen«, sagte er. »Ich mach mir doch Sorgen um dich.«
    Und Cara verstand. Und gab sich ab sofort wieder Mühe, damit ihr Vater sich keine Sorgen machen und sie nicht mehr ins Gesicht schlagen musste. Auf ihrem nächsten Zeugnis gab es nur Einsen und eine einzige Zwei.
    Und dabei blieb es, auch nachdem ihr Vater ausgezogen war. Cara ging nur selten aus und hatte wenig Freunde und gute Noten. Helena hatte eine Menge Spaß mit Isy und den anderen Mädels und die Dance Company und gute Noten. Beide hatten einen Abischnitt von 1,6, danach bewarb sich Cara bei Heinrich Galabau. Sie hatte sogar kurz über eine Kosmetikerlehre nachgedacht, das hätte ihren Vater noch mehr geärgert. Aber das ging dann doch zu weit.
    Dr.   Pechan notierte sich Caras Informationen über Ronja, Julia und Viola. »Ronja Freudes Aussage habe ich bereits vorliegen«, sagte er dann. »Sie war nach Ihrem Gespräch bei der Polizei.«
    »Aha. Und wie sieht es

Weitere Kostenlose Bücher