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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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dann fing sie an zu schluchzen. »Ich kann das Ganze einfach nicht fassen.«
    Cara seufzte. »Ich geh wieder nach oben, Mama.«
    In ihrem Zimmer zog sie den Zettel mit den Fragen wieder aus der Schreibtischschublade und las sie noch einmal durch.
     
    WER HAT TOM GETÖTET?
    –  Hat eine von Helenas Freundinnen etwas mit Toms Tod zu tun?
    –  Ist es ein Zufall, dass Tom ausgerechnet in Helenas Hen-Night umgebracht wurde?
    –  Wer war er wirklich?
    –  Gab es andere Frauen? Schülerinnen?
    –  Was verbirgt Ula Engel?
    –  Was hat Helena nach der Party gemacht?
     
    Ist Papa in die Sache verwickelt?, schrieb sie darunter und starrte mehrere Minuten lang auf die Liste. Keine einzige der Fragen hatte sie bisher beantwortet. Je länger sie sich mit Toms Tod beschäftigte, desto verworrener wurde alles. Sie erfuhr immer mehr über Tom, über Helena und die anderen. Aber jede neue Information verstellte den Blick auf das Ganze. Auf die Lösung. Vielleicht hatte sie den entscheidenden Hinweis schon längst gefunden und erkannte ihn nur nicht.
    »Ich muss noch mal einen Schritt zurückgehen«, murmelte Cara. Oder zwei oder drei. Zurück zum Anfang.
    Zur ersten Frage.
    Helenas Freundinnen. Mit allen hatte sie sich schon unterhalten, nur eine fehlte noch. Diejenige, die den ganzen Horror losgetreten hatte. Die Helena die Augen geöffnet hatte.
    May.
    Cara schrieb ihr eine SMS. »Muss dich DRINGEND sehen. Wann hast du Zeit?«
    Keine Antwort.
    Cara rief Mays Handy an, einmal, zweimal, fünfmal, sie schrieb ihr eine E-Mail und noch eine SMS. Am späten Nachmittag kam eine Antwort. »Gib’s auf, Cara. Ich hab ein Alibi.«
    Die Polizei hat das überprüft, hatte sie zu Cara gesagt, als sie das letzte Mal telefoniert hatten. Aber vielleicht stimmte das ja gar nicht. Vielleicht hatte Frau Sonntag May einfach abgenommen, dass sie bis zum Morgen im Extra Dry getanzt hatte. Sie hatte ja ihre Täterin, sie hatte ja Helena. Warum sollte sie sich da noch anstrengen, um eine andere zu überführen?
    Und selbst wenn es wirklich Zeugen gab, die May in der Mordnacht im Extra Dry gesehen hatten, das bedeutete gar nichts. Vielleicht hatte sie sich zwischendurch aus der Disco geschlichen. Hatte Tom ermordet und war wieder zurückgekehrt.
    Man müsste mal mit dem Türsteher reden, dachte Cara. Vielleicht erinnerte er sich noch an May. Obwohl das bei dem Gedränge im Extra Dry fast schon ein Wunder wäre. »Aber einen Versuch ist es wert«, murmelte Cara und blickte auf die Uhr. Es war gerade mal vier. Das Extra Dry machte erst um acht auf.
    Kurz bevor Cara aufbrechen wollte, meldete sich Isy über Skype. Sie sah unglaublich schlecht aus. Mit bleichem Gesicht, Schatten unter den Augen und strähnigem Haar hockte sie vor ihrem Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt. »Mich hat’s noch nie so schlimm erwischt«, stöhnte sie. »Dieses Virus ist der absolute Hammer.«
    Als Cara ihr von ihrem Gespräch mit Frau Seidelmann erzählte, schüttelte sie nur den Kopf. »Nee, das ist natürlich Blödsinn, Cara. Helena und Tom haben sich wirklich geliebt, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Wusstest du, dass er so chaotisch war? Und unsicher?«
    »Na, ich kenn ihn natürlich nur als Lehrer. Als Paar hab ich die beiden nur im letzten Sommer erlebt, als ich in Deutschland war. Aber chaotisch und unsicher – nee. Helena hat sich öfter mal beschwert, dass er sich so wenig um die Hochzeit kümmert. Dass die ganze Vorbereitung an ihr hängen bleibt und so. Aber das ist doch normal, oder?«
    »Hast du gehört, dass er eine Affäre mit Ronja hatte?«
    »Das hat mir Julia erzählt. Das ist natürlich der Hammer. Die arme Ronja.«
    »Ganz schön fies von Tom, oder?«
    »Na ja. Das Ganze ist natürlich auch schon eine Weile her. Und es war vor Helenas Zeit.«
    »Glaubst du, dass sie ihn umgebracht hat?«
    »Helena?« Isy riss die Augen auf. »Natürlich nicht. Spinnst du? Glaubst du das etwa?«
    »Du bist die Einzige, die ihr die Stange hält. Alle anderen sind nämlich überzeugt, dass sie’s getan hat.«
    Isy hustete. »Nie und nimmer. Dafür leg ich meine Hand ins Feuer.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, dann rieb sie sich müde die Augen. »Sei mir nicht böse, Cara. Ich muss wieder ins Bett. Bin total am Ende.«
    »Warte noch, Isy. Hast du denn irgendeine Idee, wie wir Helena helfen können? Was ist mit May?«
    »May?« Isys Lachen ging sofort wieder in ein Husten über. »Du meinst – als Mörderin? Nee, das kann ich mir nicht

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